Auf ihren Hund freue sie sich am meisten, sagt die ältere Frau. Mit der Antwort lächelt sie. Die vergangenen Wochen waren eine schwierige Zeit. Eine Heilung ihrer Krankheit war nicht in Sicht. Doch alle auf Station arbeiteten mit Engagement, Geduld und Anteilnahme an ihrer Stabilisierung, Angehörige besuchten sie oft. Dass sie ihren Hund wiedersehen und streicheln kann – das war für sie der erste Einfall. Damit würde die Zeit des Verzichts im Spital zu Ende gehen: der Blick auf die immer gleichen Wände, das Piepen der Monitore, der Blick auf ein Stück Himmel an der Gebäudeecke. Dass sie ihren Hund wiedersehen kann und damit ihr normales Leben, das war offenbar eine Kraftquelle.
Die Zeit im Spital bedeutet viele Wochen Verzicht auf Vertrautes – auf Orte, Menschen, Gewohnheiten. Auf den Lieblingssessel, die Lieben, Kino oder Beiz, auf Bürotür oder Werkbank, auf Dackel oder Goldfisch. Das ist keine Übung, keine Lifestyle-Selbstoptimierung, nichts, was man freiwillig aussucht. Das Spital ist vermutlich der hilfreichste Ort im Moment – aber immer auch ein Ort der Gefährdung und Ungewissheit. Und eine Begegnung mit sich selbst und dem, was einem wichtig ist.
Wie gut, wenn die Fäden des Lebens wieder in die eigene Hand genommen werden können. Wie schön, wenn das Leben wieder seine Farben zeigt! Wie gut, wenn das Muster des Lebens wieder sichtbar wird.
Isabella Skuljan, Seelsorgerin Inselspital