Zeindler Matthias

Der Störenfried

Sie ist uns jedes Jahr willkommen, die Szene von Weihnachten: Mutter, Vater und Kind, im warmen Licht des Stalls. Ochse und Esel schauen gemütvoll zu. Später kommen Hirten vom Feld dazu und drei Könige bringen kostbare Geschenke. Ein Bild, das alle Jahre wieder ein Stück heiler Kindheit in diese
verrückte Welt hineinträgt.

Dabei feiern wir an Weihnachten – einen Störenfried. Denn das ist Jesus in den biblischen Texten von Anfang an. Schon seine Geburt unter menschen-unwürdigen Bedingungen lässt Böses ahnen. Kurz darauf müssen seine Eltern mit ihm nach Ägypten fliehen, weil der Herrscher Herodes alle Knaben unter zwei Jahren ermorden lässt. Denn er fürchtet, dass da ein Konkurrent geboren worden ist.

Und ein Störenfried für die, die das Sagen haben, bleibt dieser Jesus. Denn er kümmert sich vor allem um die, mit denen man sonst lieber nichts zu tun haben möchte: um schwer Kranke, um Frauen und Kinder, die damals wenig zählten. Mit zwielichtigen Gestalten feiert er Feste, weil er überzeugt ist, dass Gott selbst diese nicht verloren gibt. Überhaupt spricht er von einem Gott, der viel grosszügiger ist, als wir es gerne hätten.
Um diesen Störenfried geht es an Weihnachten. Eigentlich ein schöner Gedanken, dass wir uns jedes Jahr wieder von ihm stören lassen. Nötig haben wir es.

Matthias Zeindler, Leiter Bereich Theologie der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn

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