Wir blicken zurück auf ein in vielerlei Hinsicht sehr bedrückendes Jahr: Krieg an verschiedenen Orten der Welt, unzählige Opfer, Gewalt und Zerstörung.
Unübersehbare Folgen der Klimakrise: Gletscherschmelze, Dürren, Hunger und wachsendes Elend.
Vielerorts systematische Missachtung von Frauenrechten, real und im digitalen Raum. Steigende Preise, Inflation, wirtschaftliche Unsicherheit und vieles mehr.
Im gleichen Jahr wird hier bei uns konkret gelebte Solidarität sichtbar. Sehr viele Menschen haben ihre Türen für Ukrainer:innen geöffnet. Begegnungen, Unterstützung und Teilen wird gelebt, im Wissen darum, dass Menschlichkeit weiterhilft.
Welche Perspektive prägt ihre Wahrnehmung vom vergangenen Jahr? Welche Blickrichtung weist in das Neue? Überwiegen Bedenken und Ängste oder kann die Erfahrung, dass gemeinsam immer wieder Veränderungen gestaltbar sind, Zuversicht und Vertrauen schaffen?
Im Übergang dienen mir persönlich oftmals Gedanken von anderen Menschen als Wegweiser für die eigene Richtung, wie folgender Text von Ernst Eggimann (aus Jesus-Texte, Zürich 1972), dem Lehrer und Dichter aus dem Emmental:
jesus
knete den sauerteig
in meinen verstand
lass ihn aufgehen
phantastisch und närrisch
lehre mich die andern rechnungen
ich verschenke
und werde reich
ich halte nichts fest und
erhalte die fülle
weil ich schwach bin
weil ich die andere backe hinhalte
trifft mich keiner
weil ich ja sage
weil ich mitleide
weil ich mich mitfreue
gewinne ich das Leben
Susanne Schneeberger, Theologin, Reformierte Kirchen Bern-Jura-Solothurn