Als ich vor Jahren eine Prüfung vorbereitete, hörte ich ein italienisches Lied: Lucciola – ausgesprochen «Lutschola». Es liegt wunderbar in Ohr und Mund – hier singt Gianmaria Testa sein Lied:
youtube.com/watch?v=pBVfCIU-LUA
Auf mich wirken Lied und Stimme beruhigend. Testa erzählt von einem Glühwürmchen, das in seinem Köfferchen das Licht des Mondes einsammelt. Seine Lebensfreude teilt es den Winden der Himmelsrichtungen mit. Doch bald kommt die Sonne, das Licht des Glühwürmchens versiegt; es stirbt, man weiss nicht ob aus Angst oder aus Liebe. Aber es hat den Mond in seinem Köfferchen. Und die Sonne lächelt.
Ich erinnere mich an den gaukelnden Flug der Glühwürmchen im Süden, an ihre Magie in lauen Sommernächten. Sie leuchten an dunklen Stellen, krautigen Wald- und Wegrändern, bei Riedwiesen und in alten Gartenanlagen. Sie leuchten von Sommer bis Herbst. Durchs Leuchten finden sich Männchen und Weibchen. Damit sie sichtbar werden, braucht es dunkle Nächte. In Siedlungsgebieten ist das leider oft nicht der Fall.
Das Phänomen des Leuchtens lebendiger Organismen heisst Biolumineszenz. Frei übersetzt: Lebenslicht. Bei uns beginnt nun die Zeit der langen Nächte. Das Glühwürmchen zeigt, dass ein kleines Lämpchen, ein «Lutschola», reicht, um die Welt heller zu machen. Und ein schönes Lied.
Monika Dillier, Präses der katholischen Kinderorganisation Jubla in Bern