Joel Eschmann Kolumne

Körper und Geist

Heute kennen wir viele verschiedene Formen der Beerdigung und des Abschiednehmens: mit und ohne Gottesdienst, im kleinen und im grossen Rahmen, in ein Urnengrab, ein Themenfeld, ins anonyme Gemeinschaftsgrab oder der Natur übergeben, und noch so manch andere Formen. Die klassische Form der leiblichen Erdbestattung bildet dabei immer mehr die Ausnahme. Da frage ich mich als Christ: Spielt die Form überhaupt eine Rolle? Um was geht es bei einer Beerdigung aus christlicher Sicht? Bei Trauergesprächen erlebe ich verschiedene Hintergründe und Sorgen: Geldnot, Unsicherheit, Nähe oder Ferne der Angehörigen, Bezug zum Grab und Abschiedsort, Tradition und anderes. Immer mehr erfahre ich auch, dass dem Körper einer verstorbenen Person keine Bedeutung zugemessen wird. «Asche zu Asche», wie es in einem traditionellen Abschiedsgebet heisst. Das ist aber alles nicht ganz so einfach, wie ich meine. Aus christlicher Sicht gehören Körper und Geist zusammen. Die beiden lassen sich nicht einfach so trennen. Die Seele im Himmel und der Körper…ja, was eigentlich? Der Apostel Paulus lehrt und spricht mit Nachdruck von einer «leiblichen Auferstehung». Und die Evangelien berichten, dass Jesus «leiblich» auferstanden ist, also nicht einfach nur ein Geist oder eine Seelenerscheinung. Das gibt mir zu denken! Wie gehen wir mit dem Körper unserer Toten um? Der Körper ist nicht einfach eine Hülle für unsere Seele, sondern Teil unserer Persönlichkeit und Identität. Wenn wir in einem christlichen Kontext mit den biblischen Texten an eine «personale» Auferstehung glauben, dann darf es nicht egal sein, wie wir mit dem Körper gerade auch der Toten umgehen. Respekt und Achtung vor der verstorbenen Person heisst dann auch Respekt und Achtung vor ihrem Körper. Eine ganzheitliche Sicht auf Verstorbene als Personen, darum geht es aus einer christlichen Sicht.

Weitere Beiträge

Weitere Beiträge