Rituale helfen seit je, den am und im Leben «Zurück»-gebliebenen mit dem Tod eines Mitmenschen besser klarzukommen, Danke zu sagen und der Verbundenheit mit der verstorbenen Person einen würdigen Ausdruck zu verleihen über sein Wegbleiben hinaus. In der vergangenen Pandemiezeit bestätigte sich zwangsläufig ein Trend der vergangenen Jahre, diese Abschiede nur noch «im kleinen Kreis» zu begehen. Erschreckender scheint mir die Tatsache, dass bisweilen sogar auf die Bekanntgabe des Todesfalls mit Zirkularen und Anzeigen in den Medien verzichtet wird. Dies führt vermehrt zur grotesken Situation, das Angehörige und Bekannte auf den Verbleib des Fritz oder der Marie angesprochen werden: «Wie geits eigetlech em Housi? Ha scho lang nümmeh von ihm ghört…U ja, Pandemie halt, me isch ja nümm so vors Huus cho…». «Hmm, der Hans ist gestorben. Der lebt nicht mehr. Schon vor neun Monaten…». Es hat leider keinen Abschied gegeben und kommuniziert haben die Angehörigen auch nichts. Wir sind nur per Zufall darüber in Kenntnis gekommen. Wir berauben Mitmenschen oder werden selbst um das wichtige und wertvolle Abschiednehmen beraubt. Es bleibt eine erschreckende Lücke, das schmerzt viele. Doch genau dafür entwickelten sich diese Rituale in den unterschiedlichsten Formen in Glaubensgemeinschaften, Kulturen und Regionen. Um Anteil zu geben, um Danke zu sagen, um Trost zu spenden, um noch einmal das Besondere und Wertvolle eines Lebens gemeinsam zu würdigen. Ich persönlich finde diese Entwicklung schade. Es geht etwas verloren, was mir immer wertvoller wird.
