Schnell einkaufen gehen, danach noch einen Kaffee nehmen? Geht nicht? In den letzten Monaten haben wir erlebt, was es heisst, wenn man nicht mal schnell noch ins Café, in die Bar gehen oder Freunde treffen kann. Betreuende Angehörige leben häufig über Monate oder gar Jahre in diesem Zustand. Wer schaut zu meinem Mann, wenn ich weg bin? Was macht meine Mutter, wenn ich weg bin? Darf ich andere Leute fragen, zu meiner nahestehenden Person zu schauen?
Vielleicht erinnern Sie sich auch an das Eheversprechen, welches Sie sich vor langer Zeit gegeben haben? Hier wird von Treue in guten und bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit gesprochen. Von sich gegenseitig achten und ehren. Heisst das nicht, dass man bis zum Schluss füreinander da ist? Habe ich das Recht, Freizeit zu haben, meine Angehörigen in die Obhut anderer Menschen geben, während es der von mir geliebten Person schlecht geht?
Füreinander da sein, sich achten und ehren – all dies braucht Kraft. Schon in guten Tagen, in schlechten noch mehr. Woher diese Energie nehmen? Manchmal hilft schon die «freie» Zeit, das Durchschnaufen bei einem Kaffee, das Gespräch mit einer Freundin, der Besuch der Sportstunde. Einfach etwas Anderes hören, schmecken, fühlen, erleben. Einfach sich selbst sein, ohne schlechtes Gewissen. «Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.» (Math. 22, 39). Durch Selbstsorge und Selbstliebe Energie auftanken, seine Grenzen erkennen, um Sorge füreinander zu tragen und füreinander da zu sein – alle Tage des Lebens.
