Rechsteiner Kj

Kolumne: Gevatter Tod

Alle zehn Jahre wird in Signau «Bärewirts Töchterli» aufgeführt. Das Freilichttheater spielt 1798 während des Franzoseneinfalls in Bern. Als Musiker schaffe ich dabei Verbindungen zwischen den Szenen. Dreimal trete ich in schwarzer Kapuzenkutte auf, als Gevatter Tod, der mit der Klarinette die Kriegsszenen intoniert, die sich nicht zeigen lassen: mit Angst vor der Schlacht, Chaos angesichts der französischen Soldaten und Trauer über das Geschehene.
Jeden Abend reagiert das Publikum anders. Es gehört zum Theater, von den Reaktionen der Leute überrascht zu werden. Und doch höre ich irritiert unter meiner Kutte, wie manche Menschen lachen, wenn ich die Schrecken des Krieges in Klänge zu verwandeln versuche. Vielleicht kommt ihnen die schwarze Figur lächerlich vor. Manche bezeichnen die Gestalt als Pfarrer – als könnten nur Geistliche dem Tod ins Antlitz schauen …
Vielleicht ist es aber einfach zu belastend, an einem lauen Sommerabend bei einem Heimattheater mit Krieg und Tod konfrontiert zu werden. So überlachen wir Menschen offenbar gerne aufkommende Gedanken rund ums Sterben.
Doch das Gelächter endet zum Schluss – bei der besinnlichen Melodie eines archaischen Kuhreihens. Die traurigen Töne helfen beim Durchatmen, es wird still. Zum Glück ist es so ja nicht nur im Theater.

Karl Johannes Rechsteiner,
Kommunikation Kath. Kirche Bern

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