Pörksen Judith

KOLUMNE: «Ich wurde geliebt, also war ich»

Voll Trauer sind diese Worte, die Kurt Marti schrieb, als er an seine verstorbene Frau dachte. «Gibt es taugliche Witwer? Ich jedenfalls bin keiner.» So heisst es in seinem Buch «Heilige Vergänglichkeit». Im Monat November mit den Feiertagen Allerseelen und dem Ewigkeitssonntag oder auch Totensonntag genannt, erinnern wir uns an diejenigen, die uns im Sterben vorausgegangen sind. Wir zünden Lichter an und stellen sie auf die Gräber. In den Kirchen verlesen wir ihre Namen. Trauern wir um einen Menschen, so spüren wir, wie viel er uns bedeutet. In den Trauerfeiern würdigen wir gemeinsam den Menschen, den wir verloren haben. Allerdings fällt mir auf, wie häufig nur noch im engen Familienkreis Abschied genommen wird. Die Corona-Pandemie hat diese Tendenz noch verstärkt. Wenn hingegen zu einer Trauerfeier offen eingeladen wird, staunen die Angehörigen manchmal, wer alles teilnimmt. Selbst wenn man nahe verwandt ist, weiss man nicht immer, für wen noch der verstorbene Mensch wichtig war. Oftmals geht man auch zu einer Trauerfeier, um den trauernden Angehörigen zu zeigen, dass man auf dem schweren Weg des Abschiednehmens für sie da ist. Sitzt man nachher noch zusammen, ist es eine schöne Gelegenheit, einander zu erzählen, was man alles erlebt hat mit der verstorbenen Person und tauscht Erinnerungen aus. Nicht selten wird dabei auch gelacht. Es ist seelisch hilfreich, wenn wir gemeinsam trauern. Es ist seelisch auch heilsam, wenn wir auf Gott vertrauen können, auch wenn Gott anders da ist für uns, als wir füreinander da sind. «Ich will euch trösten, wie eine Mutter ihr Kind tröstet», sagt Gott im Buch des Propheten Jesaja. Wie tröstet eine Mutter ihr Kind? Sie ist einfach da und nimmt es in die Arme. Das Kind aber spürt: Ich werde geliebt.

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