Während der 20 Jahre, die ich in der Schweiz lebe, habe ich die Ukraine, mein Heimatland, jedes Jahr besucht. Jedes Mal habe ich meinen Lieben und meinem Vaterland wieder «Adieu» gesagt. Ich habe mich an Neuem erfreut, gearbeitet und gelernt und kehrte zurück, um meine Liebsten in der Heimat zu umarmen. Ich habe mein Leben geliebt in zwei Ländern. Das Leben wird niemals wieder so sein wie vor dem Krieg. Ich beginne, diesem Leben «Adieu» zu sagen. Als Ukrainerin erlebe ich diesen «verlorenen Frühling» an jedem Tag als Karfreitag, mit Leid und Traurigkeit. Jeden Tag nehme ich Abschied von gestorbenen, ermordeten Menschen, von zerstörten Städten in der Ukraine. Jeden Tag begrüsse ich auch Flüchtlinge in meiner Schweiz. Sie, die alles verloren haben und desorientiert sind, brauchen meinen Rat. Ich will ihnen Kraft geben und zeigen, dass sie nicht allein sind. Die traumatisierten Leute will ich in Projekte einbeziehen, um eine rasche Integration zu ermöglichen. Besonders die Kinder sollen sich akzeptiert fühlen und Kraft bekommen für den künftigen Aufbau der Ukraine. Das Leben geht anders weiter. Unsere Träume und Gebete sind nicht mehr dieselben. Ich kann nicht wissen, ob es meine Liebsten, mein Zuhause in der Ukraine noch geben wird. Aber das Leben soll von Würde und Glaube geprägt sein. Damit wir zu unseren Liebsten zurückkehren können, uns umarmen und sagen: «Wir sind wieder da, wir sind vereint!» Wir glauben, dass auf Trauer und Abschied Freude und Hoffnung folgen. Auf den Karfreitag folgt die Auferstehung.