Als Kind liebte ich alle Bräuche. Die Vorbereitungszeit dafür war sehr spannend! Als Erwachsene habe ich vielleicht deshalb nicht gerne Last-Minute-Reisen, weil mir dabei die Zeit für die Vorfreude fehlt. Aber eben, als Erwachsene gibt es oft einen Kampf beim Setzen der Prioritäten. Anfangs Jahr gibt es bei mir einiges an Vorsätzen! Ich erinnere mich, wie ich als Jugendliche die Aufgabe, die besten Vorsätze für mich fürs neue Jahr zu finden, den Drei Königen überliess. Ich dachte mir, bei so etwas könnten sie mir doch helfen, weil sie sich ebenfalls fürs Christkind so viele Mühe gegeben hatten und dafür so eine grosse Reise gemacht haben. Dies war für mich eine sehr schöne Zeit. Mami und Harold, mein Bruder, beide inzwischen an Corona verstorben, waren noch da. Als ich etwa 19 Jahre alt war, lernte ich den mexikanischen Brauch um die Drei Könige kennen. Ich habe dabei viel gelacht, typisch mexikanisch, alles muss ums Essen gehen. Bei ihnen ist es halt so: Die Person, welche eine rote Bohne im Dreikönigskuchen findet, muss die Anwesenden am 2. Februar zu «Tamales», einer Spezialität, einladen – ein sehr schöner Brauch. In Spanien wird ein anderer toller Brauch gefeiert: Am 5. Januar gibt es dort vielerorts die «Cabalgat»: Prunkvoll verkleidet ziehen die «Reyes Magos» durch die Strassen. Sie werfen den Kindern «Caramelos» zu und sammeln die Briefe ein, welche die Kinder für sie geschrieben haben. Auch als Erwachsene liebe ich dieses Brauchtum. In der Schweiz mag ich die Dreikönigskuchen. Meine Schwester Rosa, ebenfalls an Corona verstorben, hätte gerne so einen probiert. Ich habe ihr eines der weissen König-Plastikfigürchen gezeigt. Sie hätte gerne die angespannten Gesichter beim Beissen gesehen, meinte sie. Ich bin Gott dankbar für die drei nun verstorbenen Menschen, die zu meiner Biografie gehören und auch für die Bräuche, weil diese mich immer an sie erinnern werden.
