Olivier Schopfer Opt

KOLUMNE: Olivier Schopfer, Normalität nach Corona

Wie sehr wünsche ich mir eine Rückkehr zur Normalität! Aber was ist Normalität? Mir hilft die biblische Pfingstgeschichte, darüber nachzudenken. Sie erzählt von einem völlig unerwarteten Ereignis: Menschen aus ganz verschiedenen Sprachregionen verstehen plötzlich eine Botschaft, die ihnen in einer Fremdsprache mitgeteilt wird. Sie hören die Worte der Apostel, als ob diese in ihrer jeweiligen Muttersprache gesprochen wären.
Normal wäre, dass man sich nicht versteht. So wars immer: Es ist einfacher, mit Menschen aus der eigenen Kultur zu kommunizieren. Besser lebt man unter sich. Man soll sich abgrenzen von denen, die anders sind.
Wäre es aber nicht viel besser, wenn alle Menschen sich verstehen würden? So könnte man sich auch einigen, um zusammen die heutigen Weltkrisen zu bewältigen: Die Menschenrechte durchsetzen, unsere Ressourcen besser teilen, den Klimawandel stoppen, die Umwelt schützen!
Das wäre aber eine andere, ganz neue Normalität, die auf der Suche nach einer gemeinsamen Sprache und Vision für die Menschheit basieren würde. Also keine Rückkehr ins Alte, sondern ein Schritt vorwärts, mit der Überzeugung, dass Menschen fähig sind, sich zu verstehen, und wäre es mit der Hilfe des Heiligen Geistes!
Genauso unerwartet wie das Pfingstereignis kam die Pandemie. Auch sie weist auf die Schwächen unserer Normalität: Sie ist ungleich und ungerecht. Das Virus nutzt die Schwächen unserer Lebensweise, um sich zu verteilen. Die Minderheit, die ständig auf Weltreise ist, infiziert die Mehrheit, die sich solche Reisen nicht leisten kann.
Für mich gilt die Pfingstgeschichte als hoffnungsvoller Augenöffner. Die Grenzen zwischen Menschen sind keine gute Normalität, sie sollten überwunden werden. Ebenso fordert die Coronakrise eine neue Normalität, die auf einer weltweiten Vision für die Menschheit basieren muss.

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