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KOLUMNE: Auf dem Weg zu einem immer grösseren «Wir»

Was ist eine Gemeinschaft und was macht uns zu einer Gemeinschaft?
Es reicht nicht aus, eine Gruppe von Menschen in einem geografischen Raum zu sein, um uns eine Gemeinschaft zu nennen. Wir brauchen gemeinsame Ziele, ein gemeinsames Gefühl, soziale und kulturelle Elemente der gegenseitigen Zugehörigkeit, und, für uns als Gläubige, auch geistige Bezüge.
Am 26. September begeht die katholische Kirche den Welttag der Migranten und Flüchtlinge. Papst Franziskus lädt ein, über das «Wir» nachzudenken, damit wir uns von einer individualistischen Logik der Beziehung zum anderen lösen und uns in eine Beziehung der Zugehörigkeit begeben können. Das «Wir» zu leben bedeutet, sich bewusst zu sein, dass das «Ich» sich selbst nicht genügen kann und dass der andere kein Gegner ist, gegen den man antreten muss, gemäss dem lateinischen Sprichwort: mors tua vita mea (dein Tod ist mein Leben).
Als Zivil- und Religionsgemeinschaft müssen wir diese Wir-Identität bewahren und dafür sorgen, damit wir diese Botschaft in Projekte, Taten und Worte umsetzen und sich alle Menschen in unseren Städten zuhause fühlen. Wir brauchen ein Bündnis zwischen allen Bereichen, die in der Gemeinschaft glauben und arbeiten: Kirche, zivile Institutionen, Kultur- und Sportvereine, Schulen usw. Wir alle sind aufgerufen, eine Gemeinschaft als Heimat und Familie aufzubauen, die alle einschliesst und ein Gefühl der Zugehörigkeit vermittelt.
Die Migranten und Flüchtlinge, die unter uns sind und an unsere Türen klopfen, dürfen sich nicht von diesem gemeinsamen Haus ausgeschlossen fühlen, sondern müssen eine Einladung erhalten, mit ihrer kulturellen und geistigen Vielfalt dazuzugehören und Teil eines immer grösseren «Wir» zu werden.

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