Petersen Barbara Kolumne

Kolumne: Reden wir über das Sterben?

«Er redet nicht darüber, aber ich weiss, dass er mich bald verlassen wird.» – «Sie weiss doch, dass es keine Heilung mehr gibt, aber sie will das nicht wahrhaben und plant für den nächsten Winter.» Kennen Sie das Gefühl? Sie spüren, dass bald etwas Grosses passieren wird. Etwas, das das bisherige Leben einschneidend verändern wird. Aber es wird darüber geschwiegen. Aus Angst? Aus Rücksichtnahme vor den Gefühlen der anderen Person? Aus Ignoranz? Vielleicht, weil man in der Lebenswelt der anderen Person nicht über den Tod redet?
Was macht das mit uns? Wollen wir unsere eigenen Vorstellungen dem Gegenüber überstülpen? Muss man denn über sein Lebensende reden? In einer Supervision hörte ich den Satz, der mich in vielen Situationen begleitet: Die Seele schützt sich und weiss, wann mehr (reden) nicht mehr geht. Nicht jede Person will oder kann über alles sprechen.
Seien wir offen, be- oder verurteilen das Verhalten der anderen nicht. Wichtig für mich ist, dass man zu verstehen gibt, dass man zum Reden und vor allem auch zum Zuhören da ist, wenn es gewünscht wird. Vorbehaltlos. Auch wenn es unangenehm wird. Aber vielleicht tut es gerade jetzt gut, einfach nur über das Wetter oder das am Tag Erlebte zu reden. Nichts verschweigen, aber auch nicht forcieren, wenn es vielleicht gerade nicht geht.
Feingefühl, Offenheit und Gespür sind angesagt.

Barbara Petersen, Fachstelle Sozialarbeit, Katholische Kirche Region Bern

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