Erinnern Sie sich an die Beerdigungen von Prinz Philip, Lady Di oder Johannes Paul II.? Das waren Grossereignisse: Zehntausende nahmen vor Ort Abschied und Millionen Menschen schauten am Fernseher zu.
Was für ein Gegensatz zu einer gewöhnlichen Beerdigung! Immer mehr Trauerfeiern finden im engsten Familienkreis statt; meistens kommen weniger als 20 Personen. Ich finde das schade. Es entsteht der Eindruck, als hätte die Verstorbene Zeit ihres Lebens nur wenig Kontakt gehabt.
Natürlich: Oft sind die Freund:innen und Bekannten schon verstorben oder nicht mehr mobil. Doch viele Familien wünschen sich auch einen Abschied im kleinen Kreis. Ich meine aber: Der Tod ist keine Privatsache.
Wenn ein Mensch stirbt, dann reisst ein Faden in einem grossen Netz. Auch die Coiffeuse, der Fusspfleger und die Freundinnen der Verwandten sind ja von einem Todesfall betroffen. Vielleicht kämen sie gern, um Verstorbene zu würdigen, um der Trauerfamilie beizustehen, um sich gemeinsam erinnern zu können, dass der Tod uns alle betrifft.
Solange ein Mensch lebt, gehört er zu seiner Familie, zu seinen Nachbarinnen und Freunden. Aber er gehört niemandem –
weder im Leben noch im Tod. Einen geliebten Menschen loszulassen, ist schwer. Aber fällt es nicht leichter, wenn andere einen dabei stützen?
Jonathan Gardy, Pfarreiseelsorger in Ostermundigen