Bild5 Opt

RATGEBER: Der Tod im Buddhismus

Wie sicher vielen bekannt ist, denkt man im Buddhismus nicht an ein finales Ende, das man Tod nennt, sondern eher an einen Übergang in ein neues Leben.
Wenn es nun jedes Mal besser würde, so wie man sein altes langsames Handy gegen ein neues, schnelleres auswechselt, dann wäre ja alles gut, und man könnte sich auf seinen Tod freuen. Es wird aber dargelegt, dass es sehr darauf ankommt, in welchem Bewusstseinszustand man stirbt. Das bestimmt dann den Daseinsbereich, in dem das neue Leben stattfindet. Und das ist nicht immer als Mensch oder Tier, sondern kann auch als Hungergeist oder Höllenwesen sein. Auch diese Existenzen haben ein Ende und so kreist man, je nach Reifung, in diesen Daseinsbereichen umher.
Man könnte nun meinen, dass der Ort, wo man wiedergeboren wird, wohl durch die Handlungen bestimmt wird, die man in diesem und in vorhergegangenen Leben gemacht hat. Das stimmt auch in einem gewissen Sinn, aber die Reihenfolge, bei welcher diese Faktoren zum Tragen kommen, ist folgende: zuerst der gegenwärtige Bewusstseinszustand. Dann: die gewichtigen, begangenen Handlungen, geschickte oder ungeschickte. Dann: Was zuletzt getan oder gesagt wurde. Deshalb schaut man schon jetzt, wie man, obwohl man noch lebt, auf schwierige Situationen reagiert. Und lernt und übt so, sich auf diesen sehr wichtigen Moment vorzubereiten. Ich weiss, es tönt widersprüchlich, dass man ein glückliches Leben lebt, wenn man sich ständig vergegenwärtigt, dass der Tod jeden Moment eintreffen kann, aber aus meiner Erfahrung ist es so. Der Tod wird sein wie ein Examen: Bereitet man sich gut darauf vor, wird man nicht allzu nervös, und die Zeit vor dem Examen lässt sich man freudig und ruhig verbringen. Bereitet man sich nicht vor, hat man schon vor dem Examen ein schlechtes Gefühl, freut sich an nichts mehr und fällt dann schlussendlich durch.
Es gibt eine Lösung für das Dilemma des ständigen Kreisens im Samsara. Nämlich Erkenntnis der Realität der Begebenheiten und Dinge. Dazu ist es wichtig, die richtigen Ansichten zu üben, bis sie zur direkten Erkenntnis werden.
Und warum dieses ständige Üben? Für unsere eigene Befreiung und um alle fühlenden Wesen, die irgendwann einmal gütig zu uns waren, ebenfalls in diesen Zustand der Befreiung von Leiden und Ursachen des Leidens zu führen.

Ratgeber Fh141116 11 (2)

Ani Losang Palmo
(Rita Riniker, tibetisch-buddhistische Nonne)

Weitere Beiträge

Weitere Beiträge