Sasi Ratgeber

RATGEBER: Tamilische Trauerfeiern in Zeiten von Covid-19

Ein hinduistischer Tempelpriester führt keine Trauerfeiern durch, da der Kontakt mit Toten als unrein gilt. Doch Priester Sasikumar Tharmalingam sieht das anders. Ihm, der im Haus der Religionen – Dialog der Kulturen, einen reformierten Tempel leitet, ist es wichtig, in guten und schlechten Zeiten für die Menschen da zu sein. Dazu gehören für ihn unbedingt auch Trauerfeiern.

Im November 2019 konnte er mit seinem Tempelverein auf dem Berner Bremgartenfriedhof gar europaweit den ersten hinduistischen Abdankungstempel einweihen. Doch dann kam Corona.
Zwar gab es nun mehr Todesfälle, doch weniger Leute durften am Trauerritual teilnehmen. Während in normalen Zeiten 300 bis 500 Personen anwesend sind, waren nun noch 15 bis 50 Trauergäste erlaubt. Das war sehr hart für die Angehörigen. Vor allem konnten Verwandte, die in dieser Migrationsgemeinschaft oft über die ganze Welt verteilt sind, nicht einreisen. So musste der Priester auch Rituale durchführen, die eigentlich enge Verwandte übernehmen, etwa das Feuer bei der Kremation anzünden (in der Schweiz den Knopf drücken).
Überhaupt musste Sasikumar findig sein in dieser schwierigen Zeit. So durfte etwa der Sarg nicht geöffnet werden für eine letzte rituelle Waschung. Damit konnten auch die Angehörigen sich nicht persönlich von der toten Person verabschieden. Oder für die Asche, welche normalerweise nach Indien gesendet wird, um dort im Wasser verstreut zu werden, musste eine lokale Lösung gefunden werden.

Da Reisen im vergangen Jahr fast unmöglich wurde, konnten vielerorts keine Priester für Trauerfeiern eingeflogen werden und oft war niemand da für ein Trauerritual. Auch da fand Sasikumar Tharmalingam Lösungen. Poojais in ganz Europa führte er neu per Zoom durch und liess das Ritual auf grosser Leinwand übertragen. So gelang es, Menschen in der Ferne bei ihrem schweren Abschied mitfühlend zu begleiten, ohne Bern zu verlassen.

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