Der Tod und das Leben in islamischer Sicht sind von Gott bestimmte Gesetze und jeder Mensch wird, unabhängig von seiner Herkunft, davon betroffen sein. Aufgrund meines Berufs als Imam ist es mein Schicksal, im Todesfall den Menschen nahe zu sein. Als ich 1991 in die Schweiz und später nach Bern kam, waren die Herausforderungen gross, weil unsere Toten in ihre Herkunftsländer geschickt werden mussten und dies nicht nur hohe Kosten, sondern auch grosse Herausforderungen an Engagement und Organisation für die Hinterbliebenen mit sich brachte. Aber im Laufe der Zeit und aufgrund der Transformation unserer Gesellschaft wurde im Bremgartenfriedhof ein Gräberfeld für Muslime realisiert. Wir können nun unsere Toten in Bern beisetzen. Allerdings sind damit meine Verpflichtungen im Vergleich zu früher gestiegen, denn früher haben wir nur die Begleitung in unsere Heimat vollzogen, während wir heute auch die wesentlichen Rituale wie z. B. Waschungsritual der Toten und das Totengebet in der Kapelle oder am Grab hier vollziehen. Dennoch sind wir froh, dass der Friedhof in Bremgarten jetzt zu einem Ort geworden ist, an dem Muslime wie die anderen Berner Toten ruhen dürfen. Heute haben wir Muslime in Bern nicht nur unsere Heimat im Leben, der Bremgartenfriedhof ermöglicht uns hier auch, nach dem Tod Zuflucht in der ewigen Welt zu finden. Mein Beruf als Imam gibt mir und uns die Möglichkeit, die letzten Gefährten bis zur Beerdigung zu sein, sowohl der Kleinen als auch der Erwachsenen, Frauen und Männer, aller Menschen ohne ethnische, kulturelle oder weltanschauliche Unterschiede. Immer wenn ich also die Möglichkeit habe, auf einem muslimischen Friedhof in Bremgarten eine Trauerfeier zu halten und ich Menschen aus aller Welt nebeneinander ruhen sehe, wird mir klar, dass die Menschenwürde und die Ehre im Vordergrund stehen.
Mustafa Memeti
Imam