Der Computer will nicht mehr. Ewig rotiert es auf dem Bildschirm. Die Festplatte scheint den Geist aufzugeben. Dokumente lassen sich nicht mehr speichern. Auf die Datensicherung kann ich nicht mehr zugreifen. Es droht Datenverlust.
Die Situation erinnert mich daran, wie abhängig wir sind von digitaler Technik. Ich benötige den Bildschirm vor meinen Augen, um mein Brot zu verdienen. Ohne Elektrizität könnte ich nicht unabhängig von Ort und Zeit weltweit kommunizieren. Auf dem Gestell hinter mir steht zwar noch eine mechanische Schreibmaschine, auf der ich einst im Zehnfinger-System rasend schnell Texte auf ein Blatt gehackt habe. Nun ist sie höchstens noch Dekoration.
Es droht Datenverlust. Auf einer anderen Maschine kann ich zwar Programme erneut laden, Protokolle downloaden und neue Storys rummailen. Aber gewisse Datenverluste würden echt schmerzen – aber nur wegen der Begegnungen dahinter. Zum Beispiel beim Gespräch mit einem bolivianischen Kakaobauern vor über 30 Jahren, dessen Reaktion ich nie vergessen werde, als er erstmals eine Schokolade ass, hergestellt aus eigenen Rohstoffen.
Solche «Daten» können mit einem Compi-Absturz nicht verschwinden. Farbig, lebendig, menschlich prägen diese Eindrücke und Erlebnisse meine Seele. Glücklicherweise sind sie entscheidend im Leben und nicht eine virtuelle Wolke auf meinem Pult.
Karl Johannes Rechsteiner, Kommunikation Kath. Kirche Region Bern