Schopfer Olivier

Wenn ein Kind stirbt

Die Nachricht hat mich kalt erwischt: Ein bald zweijähriges Kind ist nicht aufgewacht. Herzversagen. Gestern spielte es noch fröhlich mit seinen Eltern im Wohnzimmer.

Heute liegt es leblos in seinem kleinen Bett. Entsetzlich. Unverständlich. Es ist passiert. Wir alle wissen, dass so was passiert, auch wenn es heut­zutage bei uns selten ist. Ob Krankheit oder Unfall, es passiert und macht uns hilflos. Was tun?

Erstmal hilft es mir, meine eigenen Gefühle zu verstehen. Warum berührt es mich so sehr? Helfen kann ich nur, wenn ich den Betroffenen zuhöre, ohne sie mit meinen Emotionen zu überrumpeln. Beim Zuhören bin ich mir sehr bewusst, dass das Geschehen manchmal mehrmals erzählt werden muss. Es braucht Erzählungen, es braucht Erklärungen um das «was?» und «Wie?» zu verstehen. Aber der Sinn des Geschehens befindet sich weder im «Was?» noch im «Wie?». Das, was passiert ist, hat niemand gewollt, weder Mensch noch Gott. Das Geschehen hat in sich keinen Sinn.

Die Frage ist, wie neben der Sinnlosigkeit etwas Sinnvolles getan werden kann. Zum Beispiel, um in der verletzten Familie neue Wege der Liebe zu finden. Damit nicht der Tod das letzte Wort hat, sondern das Leben!
Dazu kann auch das Versprechen helfen, dass das verstorbene Kind in Gottes Hand seine Vollkommenheit gefunden hat, wie auch wir sie einmal finden werden.

Olivier Schopfer, Ref. Pfarrer, Französische Kirche

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