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Am Graniummärit blüht garantiert jedes Granium

Der Bundesplatz in Bern erstrahlt am 27. April wieder im Blütenmeer. 8000 Geranien warten auf ihre Abnehme­r:innen. Daniel Hansen, Geschäftsführer des Vereins Bärner Graniummärit, rechnet mit 7000 Besuchenden.

Liest man die Geschichte zum Bärner Graniummärit, der am 22. Mai 1957 erstmals stattfand, gewinnt man den Eindruck, dass er schon bessere Zeiten kannte. Wurden 1982 rund 20 000 Pflanzen verkauft, sind die Verkaufs- und Besucherzahlen danach stetig zurückgegangen. Hat die älteste, grösste und einzige Veranstaltung dieser Art noch eine Zukunft? Vereins-Geschäftsführer Daniel Hansen bejaht. «In den letzten Jahren haben die Verkäufe wieder zugenommen. Die Qualität des langblühenden, hitzebeständigen Graniums wird wieder mehr geschätzt und die Vorzüge werden bewusster wahrgenommen», bricht er eine Lanze für das Granium und damit auch für den Graniummärit.

Mit Blüte-Garantie
Lukas Zurbuchen, Leiter Produktion bei Stadtgrün Bern, räumt ein, dass sich der Pflanzenverkauf in den letzten 30 Jahren vom Fachhandel stark in Richtung Grossverteiler verschoben habe. «Diese Entwicklung ist mitverantwortlich für den Rückgang.» Auch er ist überzeugt, dass die Zeit für den Graniummärit Bern nicht abgelaufen ist – im Gegenteil: «Bis in die 1990er-Jahre gab es auch Märkte in Zürich, Basel und Thun. Geblieben ist Bern. Warum, kann man sich fragen.» Zurbuchen nennt gleich mehrere Gründe, die für Bern sprechen: Das unvergleichliche Ambiente des Bundesplatzes («es gibt nur einen Bundesplatz in der Schweiz»), Produkte aus der Region mit kurzen Anfahrtswegen, den Beratungsstand, den Verkauf von Gefässen und Dünger, und den Heimlieferservice gegen einen Unkostenbeitrag. «Auch pflanzen wir auf dem Bundesplatz direkt ein, wenn Sie einen leeren Topf oder ein Kistchen mitbringen», bewirbt er begeistert den Bärner Graniummärit. Daniel Hansen doppelt gleich nach und betont die Frische und das riesige Angebot an Geranien. «Ich garantiere, dass jedes Granium vom ersten Tag an auf dem Balkon blühen wird. Wenn nicht, nehmen unsere Mitglieder die Ware zurück und ersetzen sie!»

Historische Tomatensorten
Nicht weniger als 10 hängende und 23 aufrecht stehende Graniumsorten werden auf dem Bundesplatz ihre Besitzer wechseln, aber auch 20 alte Sorten stehen in Zusammenarbeit mit der schweizerischen Stiftung ProSpecieRara im Angebot. Neben Geranien, Balkonpflanzen und Küchenkräutern werden auch historische Tomatensorten feilgeboten. Aus diesen Setzlingen spriessen runde und dattelförmige Cherry-Tomaten, kleine Salattomaten oder grosse Exemplare mit so vielversprechenden Namen wie «Ochsenherz» oder «Bernerrosen».

Durchführung weiterhin gesichert
Von 1967 bis 1996 fand der Graniummärit auf dem Münsterplatz statt. Anfänglich mit dem Ziel, samstags ein Berner Frühlingsfest zu etablieren und gemeinsam mit dem ersten Berner Jugendfest durchzuführen. Die Verbindung von Jugend- und Blumenfest wurde jedoch in der Zukunft nicht fortgesetzt. War der Graniummärit zu Beginn an einem Mittwoch eine Besonderheit, wirkte er am Samstag nur wie ein Anhängsel des normalen Wochenmarktes. Ab 1969 fand er wieder an einem Mittwoch statt.

2022 wurde der Graniummärit zum letzten Mal durch Stadtgrün Bern auf- und abgebaut, die finanziel­len Herausforderungen der Stadt Bern lassen ein derart grosses Engagement wie bis anhin nicht mehr zu. Die Stadt wird sich aber weiterhin mit einem finanziellen Beitrag beteiligen. Der Auf- und Abbau obliegt nun dem Verein Bärner Graniummärit. Der Verein habe eine solide finanzielle Grundlage, nicht zuletzt dank einer kleinen Anzahl schlagkräftiger Sponsoren, betont Daniel Hansen. Er sieht deshalb der Zukunft des Graniummärits zuversichtlich entgegen. «Der Verein hat sich neu strukturiert und nimmt das Heft selbst in die Hand!» Man habe versucht, das Risiko für den Verein zu reduzieren. So müssten die Lieferanten die nicht verkaufte Ware zurücknehmen. «Früher kaufte der Verein die Pflanzen und trug das Risiko für die Restware», erzählt Daniel Hansen. Zurzeit zählt der Verein acht Mitglieder – sechs Gärtnereien, Stadtgrün Bern und die Gartenbauschule Oeschberg.

Preis ist kein Thema
Dem Argument, die Pflanzen auf dem Graniummärit seien teurer als anderswo, begegnet Lukas Zurbuchen mit dem Nischenvorteil. «Wir verkaufen seltene Graniumsorten, die man kaum woanders findet. Das Preisargument kommt meist dann, wenn austauschbare Produkte im Angebot sind, was bei uns nicht der Fall ist.» Ihm sei kein Fall bekannt, wonach ein Preis bemängelt wurde. «Mit allen unseren Dienstleistungen ist der Kunde bereit, etwas mehr zu bezahlen», entgegnet Lukas Zurbuchen überzeugt.

Was entpuppt sich bei der Organisation des Graniummärits als grösste Herausforderung? Dazu Daniel Hansen: «Dass alle Gärtnereien die Pflanzen in der geforderten Qualität und Menge liefern können: gesund, kräftig, blühend.» Geranien seien Naturprodukte und Wetterlaunen könnten beispielsweise dazu führen, dass eine Sorte auf dem Platz fehle. Daniel Hansen und Lukas Zurbuchen kon­trollieren die Pflanzen beim Ablad auf dem Bundesplatz nach den geforderten Kriterien. «Da stehen wir als Vorstandsmitglieder in der Pflicht», sagt Hansen bestimmt. Es sei vereinzelt auch schon vorgekommen, dass sie Pflanzen zurückweisen mussten.
Am 27. April werden alle Mitglieder des Vereins Bärner Graniummärit auf dem Bundesplatz anwesend sein – die grösseren Betriebe mit zwei Ständen, die kleineren mit einem Stand. Daniel Hansen rechnet mit etwa 7000 Besucherinnen und Besuchern und 12 000 verkauften Pflanzen.

Peter Widmer

Daniel Hansen, geboren 1966, wuchs in Rüfenacht auf. Der diplomierte Gärtnermeister arbeitet seit 30 Jahren bei Stadtgrün Bern. Seit 2016 ist er Bereichsleiter-Stellvertreter der Betriebe Elfenau und Projektleiter. Beim Verein Bärner Graniummärit amtet er als Geschäftsführer. Daniel Hansen ist verheiratet, hat zwei erwachsene Söhne und lebt in Gümligen.

Lukas Zurbuchen, geboren 1971, wuchs in Heiligenschwendi auf und erlernte den Beruf als Zierpflanzengärtner. Er absolvierte später die Handelsschule und die Weiterbildung zum diplomierten Gärtnermeister. In Holland sammelte er u. a. Berufserfahrungen, bevor er 2006 zu Stadtgrün Bern stiess und Leiter Produktion wurde. Lukas Zurbuchen ist verheiratet, hat drei Kinder und wohnt in Heiligenschwendi.

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