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Anna Bähni, Co-Geschäftsführerin bei BernCity, stellt ein verändertes Konsumverhalten fest. Foto: Daniel Zaugg

Am Samstag nehmen sich die Menschen Zeit zum Shoppen

Ab 1. Dezember gelten in der Berner Innenstadt neue Ladenöffnungszeiten. Wie heute eingekauft wird und weshalb neue Erlebnisse beim Shoppen so wichtig sind, weiss Anna Bähni von BernCity.   

Die Berner Innenstadt ist weltbekannt für ihre Lauben, die Altstadt für ihren Status als UNESCO-Weltkulturerbe. Von dieser Aufmerksamkeit profitieren Tourismus und das Gewerbe in der Innenstadt. Doch in den letzten Jahren, speziell seit Corona, haben sich die Einkaufsgewohnheiten im Stadtzentrum verändert. Homeoffice und der wachsende Online-Handel machen dem Gewerbe das Leben schwer. Wir haben mit Anna Bähni, neue Co-Geschäftsführerin BernCity, über die Sorgen, aber auch die Chancen des Detailhandels und der Gastronomie gesprochen. Bähni vertritt seit Anfang Jahr, zusammen mit Co-Geschäftsführerin Barbara Eitler, die Anliegen ihrer Mitglieder.  

Sorgen und Chancen des Berner Gewerbes

BernCity ist die treibende Kraft für eine lebendige und vielfältige Berner Innenstadt. Das erfordert vom neuen Führungs-Duo und seinem Team hohes politisches Geschick, intensive Kommunikation, regelmässige Mitarbeit in Arbeitsgruppen und Gremien sowie intensives Networking hinter den Kulis-
sen. BernCity ist überall dort mit am Ball, wo es um Interessen des Detailhandels, der Gastronomie und um entsprechende Vorhaben für eine nachhaltige Stadtentwicklung geht. Etwa um die neuen Ladenöffnungszeiten in der Berner Innenstadt. Der Regierungsgrat gab kürzlich grünes Licht für das Pilotprojekt, das bis Ende 2025 dauert. Es soll Aufschluss geben über die Bedürfnisse und Einkaufsgewohnheiten der Kundschaft. 

Anna Bähni, ab dem 1. Dezember 2023 dürfen die Geschäfte in der Berner Innenstadt am Samstag eine Stunde länger, bis 18 Uhr, öffnen. Im Gegenzug wird der Donnerstag-Abendverkauf um eine Stunde auf 20 Uhr gekürzt. Was sind die Gründe?    

Wir nehmen einen gesellschaftlichen Wandel und damit ein verändertes Einkaufsverhalten wahr. Der Abendverkauf hat – im Gegensatz zum Samstag – an Attraktivität eingebüsst, seit Corona noch stärker. Die Leute gehen heute nach der Arbeit lieber nach Hause anstatt in den Abendverkauf. Früher gab es in der Innenstadt auch mehr Kinos und angesagte Clubs, alles beliebte Ausgangsziele nach dem Shopping.  

Warum ist heute der Samstag ein so beliebter Shoppingtag?  

Der Samstag ist der verkaufsstärkste Tag. Die Menschen haben Zeit, kommen entspannt in die Stadt, wollen sich etwas gönnen und etwas erleben. Sie schlendern über den Märit, kaufen Kleider und andere schöne Dinge. Sie zelebrieren das Käfele, geniessen einen feinen Apéro, gehen zusammen essen und besuchen am Abend vielleicht noch einen kulturellen Anlass. 

Wie nehmen Sie die Verlagerung auf den Samstag, auf das erlebnisorientierte Einkaufen wahr?

Einkaufen, verbunden mit gastronomischen und gemeinsamen kulturellen Erlebnissen, ist ein Trend, den auch eine neue Studie des Gottlieb-Duttweiler-Institutes bestätigt. Die Leute nehmen sich Zeit, geniessen das gemeinsame Shoppen und wollen sich vergnügen. Deshalb bieten viele Geschäfte nebst ihren gewohnten Sortimenten eigentliche Erlebniswelten an. Sie bauen zum Beispiel spektakuläre Dachterrassen mit Aussicht auf die Stadt, veranstalten kleinere Konzerte, eröffnen in der Kleiderabteilung eine chice Bar, bieten Degustationen oder spielerische Events für die Kinder an. 

Die Bäckerei Glatz schliesst eine weitere Filiale in der Innenstadt. Sie begründet es mit Umsatzrückgang aufgrund wachsender Take-­Away-Angebote, dem Trend zum Homeoffice und dem Wegzug vieler Verwaltungen. Hören Sie von anderen ihrer Mitglieder, die mit ähnlichen Problemen kämpfen? 

Es bestätigt eine allgemeine Tendenz. Das Mittagsgeschäft hat sich mit den neuen Take-Away- und Pop-Up-Angeboten stark verändert. Zudem spürt man weiterhin das Homeoffice in der Stadt – speziell am Montag und am Freitag. Viele Leute arbeiten dann zu Hause im Homeoffice, das spürt das Gewerbe deutlich. 

Heute kaufen viele Kundinnen und Kunden bequem am Notebook oder Handy ein. Ist die Verlagerung in Richtung Online-Handel nicht das grösste Problem? 

Das ist eine Herausforderung, die uns auf verschiedenen Ebenen beschäftigt. Wir stellen aber fest, dass viele Kundinnen und Kunden die persönliche Beratung und den direkten Kontakt in den Fachgeschäften suchen und schätzen. Zudem fällt beim Online-Shopping das soziale Einkaufs-Erlebnis komplett weg.  

Die obere und die untere Altstadt sind zwei ganz verschiedene Einkaufszonen. Wie schätzen Sie die Unterschiede ein?

Zuerst das Verbindende: Beide Stadtteile bieten im Schutz der Lauben ein einzigartig stimmungsvolles Shoppingerlebnis. Das gibt es in
keiner anderen Stadt und ist ein riesengrosses Plus für Bern. Zurück zur Frage: Vom Bahnhof bis zum Zytglogge sind die grossen und zu meist filialisierten Händler mit viel Ladenfläche präsent. In der unteren Altstadt hat es viele charmante Boutiquen, spannende Antiquitätenläden, kleine nachhaltige Spezialgeschäfte mit lokalen Produkten und natürlich die gemütlichen Restaurants und Bars.

Jürg Morf

PERSÖNLICH

Anna Bähni

Ausbildung: Gelernte Mediengestalterin

Berufliche Stationen: rund acht Jahre in zwei Berner Kommunikationsagenturen tätig, danach Projektleiterin Kommunikation und Events Die Mitte Schweiz (ehemalige CVP), Leiterin Marketing und Kommunikation Casino Bern, Verantwortliche politische Projekte bei BernCity und seit Anfang 2023 deren Co-Geschäftsführerin.

Hobbys: Rennvelo fahren, Joggen, Schwimmen, Langlaufen. 

Bähni ist ledig und wohnt in der Berner Altstadt. 

 

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