Chris 29

«Auf das Marzili sind wir schon ein bisschen neidisch»

Normal sind die nicht. Wer die beiden Brüder Thomas und Volker Martins alias Oropax zum Interview trifft, kann sich auf etwas gefasst machen. Die zwei Komiker aus Freiburg mögen Bern – und Wortspiele.

Thomas: Bevor du loslegst: Kann ich eine Antwort geben und du fragst erst danach auf Schwiizerdütsch?

Gerne!
Thomas:
Ich würde mir auf jeden Fall die neue Show ansehen, falls du fragen wolltest, ob sie sich lohnt. Denn mein Bruder ist deutlich besser geworden. Früher war er bei 1, jetzt bei 2 – allerdings geht die Punkteskala bis zu einer Million.

Eigentlich möchte ich etwas ganz anderes fragen: Ist die Stimmung im Publikum je nach Wochentag anders?
Volker: An einem Freitagabend sind die Leute gedanklich noch halb bei der Arbeit oder bei der Parkplatzsuche. Die besten Tage sind wahrscheinlich Mittwoch und Donnerstag, wo nicht so Ausgehpflicht herrscht.

Thomas: Und freitags und samstags. Volker: Sonntags und montags ebenfalls.
Thomas: Vielleicht erinnerst du dich an deine frühe Schulzeit …

An die ersten Jahre? Knapp …
Thomas:
Du hattest immer den gleichen Lehrer, und doch war die Stimmung häufig anders. Ich finde es immer schön, wenn das Publikum anfangs etwas skeptisch ist und wir das dann erobern können. Es braucht ein kleines Vorspiel – wie bei der Liebe.

Oha: Jetzt wird es schon fast philosophisch!
Volker:
Wir können es dir sonst gerne mal zeigen! (lacht)

Unbedingt! Übrigens: Ihr könnt auf der Bühne wahnsinnig gut improvisieren.
Thomas: Da weiss ich jetzt keine Antwort drauf, das kommt mir zu spontan. Läuft dein Tonband eigentlich noch?

Ja. Sieht zwar nicht so aus, doch es läuft.
Thomas: Das kenn ich von irgendwoher … ist wie bei unserer Show. Das war jetzt spontan, sorry! (lacht)

Auch wenn die Frage abgedroschen klingt: Wie gefällt euch Bern?
Thomas: Wir sind sicher schon vier- oder fünfmal mit dem Boot auf der Aare von Thun nach Bern gefahren.

Volker: Und wir haben das Marzili im Bädertest zum schönsten Bad der Schweiz gekürt! Da sind wir schon ein bisschen neidisch. Ausserdem haben wir Freunde in Bern und sind deshalb privat gerne mal hier, aber natürlich inkognito. Ich lasse mir dann einfach Haare wachsen.

Freiburg im Breisgau, wo ihr herkommt, ist doch ebenfalls eine hübsche Stadt.
Volker: Ja, bloss wohnen wir da, das mindert die Lebensqualität schon ziemlich.
Thomas: Ganz ehrlich, ich sag das jetzt nicht einfach so: Bern ist eine der schönsten Städte der Welt. Diese Aare, das ist eine Unverschämtheit, wirklich, die ist echt cool. Dieses Wasser, dass du um die Stadt rumschwimmen kannst …
Volker: Man könnte auch sein ganzes Leben am Schwellenmätteli verbringen.
Thomas: Hier gibts ja ausserdem diese Wurst, die man ohne Senf essen muss. (lacht)

Um Gottes willen: Du meinst St. Gallen!
Volker: Ist Bern nicht die Hauptstadt von St. Gallen?

In eurer Show kommt immerhin Fleischkäse vor.
Thomas: In jeder Vorführung gibts den Pinski, einen Fleischkäse und den Mönch. Volker: Den kannst du nachher separat interviewen, den Mönch. Aber er wird dir nur sagen: «Hallo, hallo, ich bin ein Mönch!»
Thomas: Du bist der Mönch?

Man sollte euch beide jetzt gerade wirklich filmen.
Volker: Nein, nein. Der Mönch ist nicht so fotogen, er sieht meinem Bruder relativ ähnlich.

Eure Show-Kadenz ist immens hoch. Es entsteht der Eindruck, ihr seid ununterbrochen auf Tour.
Volker: Stimmt, Ferien machen wir kaum. Wenn wir nicht unterwegs sind, schreiben wir ein neues Programm.
Thomas: Wir haben – zum Glück – einen hohen kreativen Output. Wir pausieren vielleicht im Januar, und dann staut sich die Lebensfreude an. Wir bringen die Leute zum Lachen, das ist quasi bezahlter Urlaub. Wir haben auch kein Bern-out, wenn wir Bern jeweils wieder verlassen. Ernsthaft: Wir treten meist nur von Donnerstag bis Samstag auf, daneben führen wir ein wirklich schönes Leben als Familienväter.

Streitet ihr beide euch eigentlich nie?
Volker: Jetzt bin ich mal gespannt, was das Arschloch neben mir sagt! (lacht)
Thomas: Du bist überhaupt nicht gespannt, du bist sowas von verlogen.
Volker: Streiten wir uns jetzt oder nicht? Sag halt mal! Nie kommst du auf den Punkt … also: Wir streiten uns, allerdings selten miteinander.
Thomas: Wir treiben zum Beispiel gemeinsam Sport. Das ist schon eine spezielle Sache, eine Art Symbiose, die uns durchs Leben trägt.

Selbstverständlich ist das nicht.
Volker: Nun, um dem ganzen romantischen Gefasel einen Riegel zu schieben: Wir sind Brüder, hatten immer schon die gleichen Hobbys und wir schätzen das als ausserordentliches Privileg, immer noch gemeinsam durchs Leben gehen zu können.

Yves Schott

Weitere Beiträge

Weitere Beiträge