Vor fünfzig Jahren landete der erste Mensch auf dem Mond. Auch Bern war an dieser Mission entscheidend beteiligt. Deshalb steigt an diesem Wochenende ein grosses Jubiläumsfest.
Wenn Sie den Ausdruck «Bern im All» hören – macht Sie das stolz?
Christoph Pappa: Auf jeden Fall. Es ist nicht selbstverständlich, dass eine Universität im All gewesen ist. Das war die Universität Bern vor fünfzig Jahren – und seither immer wieder. Rund um «Bern im All» sind diverse Events geplant.
Was werden die Leute sehen?
Pappa: Wir freuen uns, mit der Bevölkerung ein Fest zu feiern, an dem Wissenschaft hautnah miterlebt werden kann. Im Raketenkubus auf dem Bundesplatz zeigen wir Meilensteine der Berner Weltraumforschung. Besonders stolz sind wir, dass eine ganze Reihe hochkarätiger Vertreterinnen und Vertreter der grossen Weltraumorganisationen wie ESA und NASA nach Bern kommen. Auf der Grossen Schanze werden am Samstagnachmittag Raketen gebaut – und am Abend in den Nachthimmel geschaut.
Nicola Von Greyerz: Ich freue mich auch auf das Weltraumdorf am Sonntag auf dem Bundesplatz, wo Gross und Klein in die Berner Weltraumforschung eintauchen können!
Was fasziniert Sie am All?
Von Greyerz: Es macht mich demütig. Die zeitlichen und räumlichen Dimensionen zeigen einem auf, welch unglaublich kleines Stäubchen man in diesem Universum doch ist.
Haben Sie, Herr Pappa, noch Erinnerungen an die Mondlandung 1969?
Pappa: Ich war damals acht Jahre alt. Meine Eltern hatten sich ein Jahr zuvor einen Fernseher angeschafft. Es herrschte helle Aufregung. Ja, ich mag mich erinnern (lacht).
Was hat es mit dem viel zitierten Sonnenwindsegel, das von der Universität Bern entwickelt und von Buzz Aldrin noch vor der amerikanischen Flagge auf dem Mond aufgestellt wurde, auf sich?
Von Greyerz: Vereinfacht gesagt handelte es sich um ein Stück Alufolie, das Teilchen, die von der Sonne abgestrahlt werden, auffing.
Pappa: Die Sonnenwindteilchen gelangen nicht auf die Erde. Da im Gegensatz zur Erde auf dem Mond kein Magnetfeld existiert und keine Atmosphäre, wurde dieses Experiment dort oben erst möglich.
Von Greyerz: Die Alufolie wurde eingerollt, zurück zur Erde gebracht und in Bern dann analysiert. Die Uni Bern war die einzige nicht-amerikanische Uni mit einem Experiment an Bord von Apollo 11. Das Sonnenwindsegel ist also ein wichtiger Beweis dafür, dass tatsächlich Menschen auf dem Mond gelandet sind.
Gutes Stichwort: Verschwörungstheorien halten sich, wie bei jedem Grossereignis dieser Art, sehr hartnäckig – vor allem im Internet.
Von Greyerz: An der Mission waren Hunderttausende Menschen beteiligt. Dass da alle dicht gehalten haben sollen und man einfach irgendwo in ein Filmstudio gegangen ist – das ist doch unmöglich. Und es gibt ja eben das Sonnenwindsegel!
Pappa: Man darf wissenschaftliche Experimente hinterfragen aber eigentlich nur dann, wenn für solche Behauptungen handfeste Beweise existieren.
Wo hat die Uni Bern bei Weltraumprojekten sonst noch eine tragende Rolle gespielt?
Von Greyerz: Bern war an vielen internationalen Weltraummissionen, unter anderem der ESA und der NASA, beteiligt.
Pappa: In den letzten 50 Jahren sind zum Beispiel über 30 Berner Instrumente auf Raumsonden mitflogen. Die Kamera CaSSIS schickt zurzeit faszinierende Bilder vom Mars zu uns. Und im Herbst 2019 startet das Weltraumteleskop CHEOPS, das unter Berner Leitung gebaut wurde. Es wird Exoplaneten, also Planeten ausserhalb unseres Sonnensystems, untersuchen.
Wie ist es dazu gekommen, dass gerade Bern eine tragende Rolle gespielt hat?
Pappa: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler möchten Themen ergründen, die Bedeutung haben, die aber noch kaum erforscht sind. Das ist der wissenschaftliche Geist. Im Zuge dieser Forschungen erhält das Ganze eine, nicht zuletzt wirtschaftliche, Bedeutung. Am Anfang steht jedoch häufig die Idee eines Einzelnen oder eines Teams.
Von Greyerz: Wichtig ist neben der fachlichen Expertise sicher auch die international gute Vernetzung unserer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Heute kommen aus diesen beiden Gründen zum Beispiel Forschungsgruppen aus der ganzen Welt an die Uni Bern, um ihre Instrumente hinsichtlich der Weltalltauglichkeit zu testen und zu kalibrieren.
Würde Sie ein Passagierflug ins Weltall reizen?
(Beide, bestimmt): Nein.
Oha, kein Bock aufs All!
Von Greyerz: Ich hätte Angst vor dem Start, das enorme Schütteln……
Dann wenigstens ein kleiner Wissenstest zur Mondlandung: Weshalb befanden sich die drei Astronauten Neil Armstrong, Buzz Aldrin und Michael Collins nach ihrer Rückkehr zur Erde 17 Tage lang in Quarantäne?
Von Greyerz: Weil man befürchtete, sie seien kontaminiert.
Mit Bakterien, richtig! Wie viele Zuschauer haben die Mondlandung live im Fernsehen verfolgt?
Pappa: 700 Millionen?
Etwa 600. Nicht schlecht! Wenn nächste Woche ein Mondflug geplant wäre woran wäre die Uni Bern interessiert?
Von Greyerz: Der Mond ist faszinierend, aber die Berner Weltraumforschung konzentriert sich im Moment auf andere Himmelskörper.
Pappa: Allerdings könnte der Mond in Zukunft als Ausgangspunkt für Missionen zum Mars oder sogar darüber hinaus dienen.
Yves Schott