YB-Legende Martin Weber und Bernard Pulver, Goalie und sicherer Rückhalt bei den Gelb-Schwarzen, kennen sich seit Jahrzehnten. Im Gespräch mit dem Bärnerbär diskutieren sie darüber, wie es um den Berner Regionalfussball steht und was sich für die Spieler verändert hat.
Wir treffen die YB-Legenden in der Attika-Bar des Hotels Bern, wo sie nicht nur die unterhaltsamen Gespräche unter Fussball-Kennern, sondern auch die wunderschöne Aussicht geniessen. Wir wollen von ihnen, die beide sowohl den Spitzen- als auch den Amateur-Fussball in der Region kennen und hier und dort als Spieler und Trainer aktiv waren, wissen, wie sie heute den Berner Regionalfussball einordnen.
Wie verfolgen Sie den Fussball in der Region Bern?
Bernard Pulver: Ich informiere mich regelmässig über die Ergebnisse. Mich interessieren vor allem die Resultate der Klubs, in denen Spieler aktiv sind, die früher unter mir spielten.
Martin Weber: Aus einer gewissen Distanz verfolge ich den Fussball in der Region Bern. Vor allem Breitenrain, wo mein Kollege Martin Lengen Trainer ist, und Worb, den Verein, den ich einst trainierte, geniessen mein Interesse.
Sie spielten sowohl im regionalen Fussball als auch im Spitzenfussball. Was ist Ihnen aus der Zeit im Regionalfussball in Erinnerung geblieben?
Weber: Ich habe zuerst in Aarberg gespielt. Im Dorf ist der Klub wichtig und hat einen hohen Stellenwert. Viele Leute haben eine sehr enge Beziehung zum FCA und pflegen diese auch.
Pulver: Ich erinnere mich an die Zeiten, als es in Bern eine reine Stadtberner Gruppe in der 2. Liga gab und sehr viele Zuschauer diese Derbys verfolgten. Heute ist es ein wenig anders, aber Klubs, in denen ich die Spieler kenne, geniessen nach wie vor mein Interesse.
Sie waren im regionalen Fussball als Spieler und auch als Trainer tätig. Was ist für einen Trainer, der im Amateurfussball aktiv ist, besonders wichtig?
Pulver: Ich war in der 2. Liga, dann in der 1. Liga und schliesslich auch in der 1. Liga Promotion Trainer. Seit dem Bosman-Urteil ist es schwieriger geworden. Passt einem Spieler irgendetwas nicht, zieht er einfach zum nächsten Klub, da sind keine Unterschriften mehr nötig. In der 1.Liga Promotion, die halbprofessionell ist, verhält es sich schon etwas anders. Wir standen mit Köniz auch nahe an einem Aufstieg in die Challenge League, doch letztlich waren bei Servette, Xamax oder Le Mont die Möglichkeiten grösser.
Weber: Ich habe vor zehn Jahren meine Trainerkarriere beendet, weil man als Trainer in unteren Ligen zu viele Kompromisse eingehen muss. Spieler gehen in die Ferien, wann es ihnen passt oder sind berufsbedingt abwesend. Es ist schwierig, alles unter einen Hut zu bringen. Wichtig ist, dass die Spieler in körperlich guter Verfassung und mit Freude dabei sind und der Trainer nicht zu verbissen ist.
Sie schafften beide den Sprung aus dem regionalen Fussball an die Spitze und gehörten während vieler Jahren zum Fanionteam der Young Boys. Ist es heute noch denkbar, dass ein Spieler direkt aus der 2. Liga in die Super League wechseln kann und auch zu Einsätzen kommt?
Beide: Das ist heute absolut unmöglich. Spieler mit Potenzial werden heute schon mit elf oder zwölf Jahren von den grossen Vereinen geholt und dort ausgebildet. Wer es dann in der Super League nicht schafft, kann immer wieder zurück zu seinem Stammklub wechseln.
Hatten Sie als Junior ein Vorbild?
Pulver: Klar, mein Onkel Hanspeter «Budi» Latour war mein Vorbild. Auch er war Goalie und spielte für YB.
Weber: Zu dieser Zeit sah man am TV noch nicht jeden Tag Fussball. Wenn es ein Vorbild gab, dann den «Kaiser», Franz Beckenbauer.
Verfolgen Sie auch den Frauenfussball?
Weber: In Aarberg, wo ich meine Karriere begann, gab es eines der ersten Frauenteams der Schweiz. Man kannte sich und spielte jedes Jahr am «Grümpelturnier» auch gegeneinander. Ich finde es unglaublich, wie sich der Frauenfussball entwickelt hat. Ich ziehe den Hut vor diesen Leistungen.
Bernard Pulver: In Köniz hatten wir in den Teams U12, U13, U14 gemischte Equipen. Oft sah man zwischen Mädchen und Knaben leitungsmässig keinen Unterschied.
Martin Weber, wie haben Sie Bernard Pulver als Goalie in Erinnerung?
Ich konnte nie begreifen, weshalb er als waschechter «Bärner Giu» erst relativ spät zu YB kam. An den Leistungen kann dies nicht gelegen haben. Er war ein sehr aggressiver Torhüter, zuverlässig, auf ihn konnte man sich jederzeit hundertprozentig verlassen.
Bernard Pulver, was hat Sie von Martin Weber während seiner Karriere besonders beeindruckt?
Er war ein echter Teamplayer, stets ein Vorbild, ein kopfballstarker Verteidiger, der immer mit gutem Beispiel voranging.
Pierre Benoit