Marc «Cuco» Dietrich ist zurück auf der grossen Bühne. Derzeit steht er bei den Freilichtspielen Moosegg für die Gotthelf Komödie «Chachelihannes» im Einsatz – und spielt dort … ja, eigentlich sich selbst.
Ist «Chachelihannes» ein Theaterstück ganz nach Ihrem Gusto?
Ja, ich mochte Gotthelf schon immer. Nun habe ich endlich die Möglichkeit, selber Gotthelf zu spielen.
Der Chachelihannes ist jemand, der die Menschen im Dorf mit seiner Bauernschläue auf seine Seite ziehen und sie gegeneinander ausspielen kann. Wie fest ähnelt die Figur Ihrem eigenen Charakter?
Ich bin kein Manipulator. Aber bauernschlau…ja, das kann man sicher so sagen. Ich ging stets mit einem Augenzwinkern durchs Leben. In einem positiven Sinne natürlich (lacht).
Sie foppen Männer und Frauen im fiktiven Dorf Rychiswil gleichermassen. Ein gendergerechter Schwank also.
Natürlich. Ich bin sowieso gegen niemanden, ich habe alle lieb. Mir geht es als Hannes ja nur darum, mein Geschirr verkaufen zu können. Und am Schluss gibt es ein typisches Happy End à la Gotthelf.
Sie wollen niemandem etwas Böses. Tönt sehr nach Cuco.
Ja, Chachelihannes – das bin eigentlich ich. Obwohl Regisseur Simon Burkhalter die Rolle wohl geschrieben hat, bevor feststand, dass ich sie übernehme.
Sie haben jahrelang Musik gemacht, nun treten Sie bei den Freilichtspielen Moosegg auf. Wo fühlen Sie sich mehr zuhause?
Seit 2012 habe ich eine zweite, kleine Karriere gestartet. Deswegen ist mir das Theater seither etwas näher. Ich könnte mit meiner Stimme auch kaum mehr so singen wie früher (lacht). Persönlich habe ich übrigens beschlossen, dass, solange ich Lampenfieber verspüre, ich noch auf die Bühne trete. Sollte sich das ändern, würde etwas nicht mehr stimmen. Dann höre ich auf.
Sie sind mittlerweile 71. Wie viel bedeutet es Ihnen, nach wie vor auf der Bühne zu stehen und eine gefragte Person zu sein?
Das ist das Schönste, das es gibt. Ich war seit je her aktiv, in Vereinen zum Beispiel, das liegt in meinem Naturell, eindeutig.
Leider leiden Sie seit Kurzem an akuten Stimmproblemen.
Ja, meine Stimme war nach der Premiere plötzlich weg. Die Ärzte, die mir Gewebe entnommen haben, können mir aber nicht sagen, wie lange das noch so bleibt. Gut möglich, dass sie auf einmal wieder da ist.
Sonst fühlen Sie sich aber gesund und gfrässig?
Ja, absolut (zeigt mit dem Daumen nach oben). Mir ist bewusst, dass ich mehrere Male in meinem Leben einen Schutzengel hatte. In meinem Alter gesund zu sein, ist keine Selbstverständlichkeit. Und ich weiss, dass mein letzter Lebensabschnitt begonnen hat. Meine eigene Vergänglichkeit wird mir mit jedem Freund, der gehen muss, bewusster.
Wird man dadurch vorsichtiger?
Ich zog die Handbremse nach meinem Herzinfarkt vor 15 Jahren. Ich habe von einem Tag auf den anderen aufgehört zu rauchen, ich trinke seither bewusster und genussvoller. Vorher «hani ihm gä wie ne Moore», dazu stehe ich. Wenn ich einfach so weitergefahren hätte, gäbe es mich wohl nicht mehr.
Am Alters-Blues leiden Sie nicht?
Nein, mein Gott! Ich hatte übrigens nie Angst vor dem Gehen. Ich hatte ja auch keine Angst, auf die Welt zu kommen. Nur: Wie der Tod dann passiert, macht mir manchmal ein wenig Kopfzerbrechen.
Das Wann ist egal.
Jesses, ja! Ohne arrogant klingen zu wollen: Ich hatte ein Leben, von dem andere nur träumen können. Dahinscheiden zu müssen? Kein Problem. Ich wurde in letzter Zeit viel gelassener. Ich sage immer: «Es isch, wies isch.»
Was gönnen Sie sich und worauf verzichten Sie?
Das Rauchen erwähnte ich ja bereits. Obwohl mir das viele Leute damals nicht geglaubt haben, da ich früher bis zu drei Päckchen am Tag verpaffte. Ich konnte zum Glück im richtigen Moment den Chip im Kopf umdrehen. Was ich mir gönne? Guten Wein und gutes Essen. Ich bin ein Bonvivant.
Im Restaurant und zuhause?
Meine Ehefrau Trix hat die grossartige Begabung, einfache Dinge sehr fein zu kochen. Wir feiern dieses Jahr übrigens unseren 20. Hochzeitstag.
Wie feiern Sie?
Wir haben keinen speziellen Anlass geplant. Vielleicht fahren wir ins Burgund.
Worauf haben Sie beruflich noch Lust?
Ich nehme, was kommt.
Tönt fast ein bisschen anspruchslos.
So meinte ich das nicht (lacht). Viele Produzenten und Regisseure kennen mich mittlerweile. Und falls sie in einem Stück einen alten, knorrigen Typen brauchen und mir diese Rolle zusagt, bin ich gerne dabei.
Und privat?
Gesund zu bleiben. Freunde pflegen. Freude am Leben haben. Das muss reichen. Yves Schott