Das Stadtrundgangfestival will der Bevölkerung neue Perspektiven auf ihre Stadt gewähren. Auch der Kursaal Bern öffnet dafür mit einem Schnuppertagsangebot seine Türen. Der Bärnerbär erhielt beim Testlauf erste Eindrücke.
Wir stehen vor einer grünen Wand in einem kleinen Raum beim Personaleingang des Kursaals Bern. «Bienvenido», «selamat siang», «glad you’re here», «herzlich willkommen»: In diesen und noch vielen anderen Sprachen werden wir begrüsst. Kein Wunder, arbeiten doch zurzeit 319 Menschen aus 52 Nationen im Kursaal Bern. Willkommen geheissen werden wir auch von Stefan Hugi, der sich als Mitarbeiter der HR-Abteilung präsentiert. «Stellen Sie sich vor, Sie haben im Kursaal Bern Ihren Traumberuf entdeckt und werden zum Schnuppern eingeladen. Hier arbeiten keine Superhelden, aber tolle Menschen verrichten hier einen Superjob!» Stefan bietet sogleich das Du an, denn im Kursaal herrscht die Duz-Kultur, vom CEO bis zum Lernenden.
Das «Suppenlift»-Drama
Stefan erzählt den staunenden Schnupper-Lernenden, dass zwei Fünftel der gesamten Kursaal-Fläche für die Gäste unsichtbar seien und dass keiner der 25 Lifte durchgehend vom Erdgeschoss bis ins oberste Stockwerk führe. Einer dieser Lifte hat Kursaal-intern den Namen «Suppenlift» erhalten: Ein Koch transportierte einst 50 Liter Suppe im Lift, die er ungeschickterweise während der Fahrt ausleerte. Die Flüssigkeit drang in jeden Winkel ein und beschädigte auch die sensible Technik, wodurch exorbitante Reparaturkosten entstanden! Nach dem Gang durch unterirdische verwinkelte Korridore und Räume stehen wir plötzlich vor grossen Wandschränken. «Hier lagert unser ausgemustertes Geschirr, unter anderen 6000 Teller und 1200 Hauptgangmesser», weiss Stefan zu berichten. Wenn viel Betrieb herrsche mit Seminaren, Kongressen und Workshops, greife man dankbar auf diesen Vorrat zurück. Wenig später befinden wir uns in der Lingerie, dem ersten von insgesamt acht Posten der Kursaal-Besichtigung. Hier ist das Reich von George, der seit 30 Jahren mit seiner Crew für die Sauberkeit von Dienstkleidern verantwortlich ist. Dank seiner langjährigen Praxis ist kein Fleck vor ihm sicher, das wüssten auch die Gäste zu schätzen, die ihm vor allem ihre Hemden anvertrauten, sagt Stefan.
Chicken Wings im Safe
Szenenwechsel: Der HR-Mitarbeiter führt uns in den Hoteltrakt mit 171 Zimmern und Suiten, seit 2021 Swissôtel Kursaal Bern. In einem der Hotelzimmer erhalten die «Schnuppernden» die Aufgabe, vier Fehler zu entdecken; sie werden rasch fündig. Welche Fehler es sind, sei hier nicht verraten… Eine weitere Anekdote aus dem Nähkästchen verleitet zum Schmunzeln: Ein Gast beschwerte sich an der Rezeption, dass das Mikrowellengerät in seinem Zimmer nicht funktioniere. Bei der Besichtigung des «Schadens» stellte sich heraus, dass der Gast seine Chicken Wings in den Safe gelegt hatte! Übrigens: Stefan Hugi arbeitet nicht in der HR-Abteilung des Kursaals Bern, sondern ist Mitarbeiter beim Verein Statt Land.
Peter Widmer