Slider Dsc5866 Edit

Berns Laubbläser sind im Dauereinsatz

700 bis 1000 Tonnen Laub sammelt die Stadt Bern im Schnitt jedes Jahr. Was damit passiert und warum es im Herbst keine Alternative zu den lauten Geräten gibt, erklärt Strassenmeister Andreas Niklaus.

Wer kennt das nicht: Man schlummert noch den Schlaf der Gerechten, und auf einmal reisst einen ein lauter Krach aus den süssen Träumen. Im Herbst und frühen Winter ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass dies die Laubbläser-Equipe der Stadt Bern ist, die heruntergefallene Blätter zusammenbläst, um sie dann abzutransportieren. Was für einige Quartierbewohnende manchmal ein Ärgernis darstellt, ist für die funktionierende Strasseninfrastruktur der Stadt Bern allerdings notwendig. «Würden wir das Laub nicht zusammenblasen, könnte dies Abwasserkanäle verstopfen oder es könnte im Winter überfrieren und so eine rutschige Fläche bilden», erklärt Andreas Niklaus, Strassenmeister beim Tiefbauamt der Stadt Bern, «das wäre für alle gefährlich.»

Berns Laub-Hotspot
Doch Niklaus und sein Team von rund 35 Mitarbeitenden sind bemüht, dass es nicht so weit kommt. «Gerade in der Laubsaison, die meist von Mitte Oktober bis Ende November dauert, sind wir von früh bis spät unterwegs – mit schwerem Gerät.» In der ganzen Stadt wird in allen sechs Stadtteilen jede Strasse einmal die Woche vom Laub befreit. Und das ist auch nötig: «Würden wir das nicht tun, kämen wir bei den Mengen an Laub gar nicht nach. Im Jahr sammeln wir im Schnitt zwischen 700 und 1000 Tonnen Laub zusammen.» Der Laub-Hotspot in der Stadt ist übrigens die Wankdorf-Allee. «Die vielen Bäume geben im Herbst richtig viel zu tun.» Hier müssen die Laubbläser auch öfter in der Woche ran.

Konkret bedeutet das, dass die Laubbläser gegen 7 Uhr morgens an den Hauptstrassen anfangen und bis abends arbeiten. Das schwere Gerät sind die mit Benzin betriebenen Laubbläser; die grossen, die so viel Krach machen. «Genau deswegen fangen wir auf den Quartierstrassen erst gegen 9 Uhr morgens an», sagt Niklaus. So können auch die Langschläfer:innen unter der Berner Stadtbevölkerung ausschlafen. Reklamationen werden zwar so minimiert, trotzdem stören sich Anwohnende manchmal an den Arbeiten. Im Schnitt gäbe es rund zehn Reklamationen im Jahr; im laufenden übrigens noch fast keine.

«Die grossen Benzin-Laubbläser benutzen wir allerdings wirklich nur in der Laubsaison. Zu allen anderen Zeiten kommen die elektrisch angetriebenen Laubbläser zum Einsatz», sagt Niklaus. Diese seien zwar nicht so leistungsstark wie ihre benzinbetriebenen Geschwister, dafür aber um einiges leiser – und umweltfreundlicher. Die einzige Alternative, das Laub mehr oder weniger geräuschlos zusammenzubringen, wäre mit Rechen. «Das dauert allerdings um einiges länger und braucht entsprechend mehr Personal.» Eine wirkliche Alternative sei das nicht.

Und wohin kommt das ganze gesammelte Laub? «In der Stadt gibt es verschiedene Sammelpunkte wie hier beim Wylerbad. Danach bringen wir das Laub zu entsprechenden Verarbeitungsanlagen.» Dort wird das Laub übernommen und zu Kompost verarbeitet. «Gerade zu Beginn der Saison ist das Laub nicht immer sauber, das heisst, es gibt noch Verschmutzungen wie Klein-Müll, der sich im Laub verfangen hat. Wenn dieser an der Kompostierungsanlage mit angeliefert wird, kostet die Entsorgung mehr.» Die Stadt Bern bezahlt im Schnitt 55 Franken pro Tonne Laub, die von den Anlagen verarbeitet wird. «Wir haben da
einen Spezialpreis, weil wir so ein guter Lieferant sind», lacht Niklaus.

Hat die Stadt genug Salz?
Für den Winter sind der Strassenmeister und sein Team bereits gerüstet. So sei das Streusalz eingelagert und die Mitarbeitenden im Pikettdienst – und dies schon seit Mitte November. «Man weiss nie, wann es zu schneien anfängt. Wenns diese Nacht passiert, sind wir parat und können entsprechend die Strassen freiräumen sowie salzen.» Das übrigens macht dem 61-Jährigen im Vergleich zum Laubblasen mehr Spass: «Ich mag es, im verschneiten Bern zu arbeiten. Meist ist man früh morgens oder nachts unterwegs, wenn es ruhig ist und eine besonders schöne Lichterstimmung herrscht.»

Allerdings glaubt er, dass dies nicht so rasch passieren wird. «Die Notwendigkeit, dass wir viel salzen müssen, schätze ich ungefähr mittel ein», sagt Niklaus. Und selbst, wenn diese Vermutung nicht zutrifft und Bern ein harter Winter mit viel Schnee auf den Strassen bevorsteht: Die Stadt hat genug Salz. «Engpässe gibt es hier zum Glück bisher keine», sagt Andreas Niklaus lächelnd.

Dennis Rhiel

Andreas Niklaus ist 1961 geboren und in Bümpliz aufgewachsen. Er ist seit 2008 bei der Stadt Bern und arbeitet heute als Strassenmeister. Wenn er mal nicht für saubere Strassen sorgt, geht er gerne mit seinem Hund in die Natur und macht mit seiner Partnerin Ferien auf Ibiza.

Weitere Beiträge

Weitere Beiträge