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Darum bröckelt die Nydeggbrücke

Die zweitälteste Brücke der Stadt muss saniert werden. Das Projekt erfordert einen Kredit von 27,6 Millionen Franken. Darüber wird das Berner Stimmvolk am 12. März entscheiden.

Täglich wird sie von vielen Menschen zu Fuss, mit dem Velo, im Bus oder per Auto überquert: Die Nydeggbrücke ist eine unverzichtbare und wichtige Verbindung der Berner Altstadt mit dem gegenüberliegenden Aareufer. Wenn man über die Brücke schlendert und das Panorama bewundert, bemerkt man es nicht auf den ersten Blick, aber die 1844 fertiggestellte Brücke weist durch die tägliche intensive Benutzung Schäden und Mängel auf. So haben sich auf der Fahrbahn Spurrillen gebildet, in denen sich Wasser sammelt, das dann aufgrund der beschädigten Abdichtung in das Innere sickert und damit die Konstruktion der Brücke schädigt.

Besonders deutlich wird dies an grossen Flecken an den Brückenseiten. «Das ist Feuchtigkeit», erklärt die für die Brückensanierung zuständige Projektleiterin beim Tiefbauamt der Stadt Bern, Brigitte Gämperle. «Entsprechend müssen Sanierungsarbeiten ausgeführt werden, welche die Abdichtung erweitert und die baulichen Mängel an der Oberfläche beseitigt.» Das Berner Stimmvolk wird am 12. März über einen Ausführungskredit entscheiden, der diese Arbeiten finanziell ermöglicht.

Und was konkret muss saniert werden? «Die Abdichtungen und Entwässerungsanlagen der Brücke sind das primäre Problem», erklärt Brigitte Gämperle. «An den Seitenmauern der Brücke, also an den grossen Bauten an den Ufern, fehlen die Abdichtungen. So kann Wasser in das Innere der Brücke gelangen.» Dies führe wiederum zu Schäden. «Ausserdem haben die Abdichtungen über den Brückenbogen das Ende ihrer Lebensdauer erreicht.»

Doch damit nicht genug: «Alle Werkleitungen, welche über die Brücke führen, werden erneuert. Zudem wollen wir den beschädigten Naturstein – die Brücke besteht zum grössten Teil aus Sandstein – sanieren.» Weiter soll der Gehwegbereich angepasst werden. «Die Brücke wird von Fussgänger:innen stark frequentiert. Wenn grössere Tourist:innenengruppen auf der Brücke sind, wird es eng auf den bestehenden Trottoirs», sagt Gämperle. Und wenn die Stadt schon mal dabei ist, ersetzt sie noch die alten Bäume und macht die Bushaltestellen «Nydegg» und «Bärenpark» barrierefrei. «Ein weiterer Punkt ist die Erdbebensicherheit. Die müssen wir bei der Brücke im Zuge der Sanierung nach den geltenden Bestimmungen ertüchtigen.»

Augenscheinlich sind das eine Menge Arbeiten, die sich angesammelt haben. «Die letzte Sanierung hat vor rund 40 Jahren stattgefunden. Seitdem hat besonders der Verkehr zugenommen, der die Infrastruktur der Brücke belastet hat.» Die damalige Sanierung hat sich «nur» auf den Brückenbereich über den Brückenbögen konzentriert. Die jetzige Sanierung betrifft auch das Vorland inklusive den Seitenwänden, welche ebenfalls zur Konstruktion der Brücke gehören.

Viel zu tun für viel Geld
Die anstehenden Arbeiten sind also umfassend – und teuer. Insgesamt soll das Projekt 34,1 Millionen Franken kosten. Die Stadt Bern hat daran einen Anteil von 27,6 Millionen Franken, über den die Stimmberechtigten der Stadt Bern in Form eines Kredites am 12. März abstimmen. Die restlichen Kosten werden von Energie Wasser Bern (ewb), Bernmobil und Telekommunikationsanbietern übernommen. Seitens der Politik wird das Projekt unterstützt. So hat der Stadtrat das Vorhaben mit 62 Ja-Stimmen, zwei Nein-Stimmen und drei Enthaltungen abgesegnet.

Geplant ist, die Arbeiten in zwei Etappen durchzuführen. Die erste soll im Frühjahr 2025 starten und im Hebst 2026 beendet sein. In dieser Etappe sollen die Massnahmen am Brückenoberbau und jene im Strassenraum, wie zum Beispiel die Abdichtungen, durchgeführt werden. In einer nachgelagerten Etappe, die rund zwei bis drei Jahre später stattfinden soll, werden die Arbeiten an den Natursteinen im Brückenunterbau durchgeführt.

«Es sind deshalb zwei Etappen, da so der Brückenkörper durch die neuen Abdichtungen austrocknen kann», sagt Brigitte Gämperle und zeigt sich optimistisch für die Ausführung. «Da die Brücke während der Bauarbeiten komplett gesperrt ist, wird der Verkehr nur bei den Zu- und Wegfahrten ein Problem sein. Die Busse werden über die Untertorbrücke und der Individualverkehr grossräumig umgeleitet. Für den Langsamverkehr wird ein Steg neben der Nydeggbrücke errichtet. Wichtig ist natürlich bei allen Arbeiten, dass das Wetter mitspielt.» Auch an Manpower fehlt es nicht: Während der Sanierung werden sich immer zwischen fünf und zehn Bauarbeiter:innen auf der Baustelle befinden. In Spitzenzeiten rechnen die Verantwortlichen mit bis zu 25. Und wie lange soll die Brücke dann in Schuss bleiben? «Wir rechnen damit, dass die Massnahmen für 50 bis 80 Jahre vorhalten», weiss Gämperle, wobei ordentliche Unterhaltsarbeiten, zum Beispiel an der Pflästerung, in kürzeren Zeiträumen vorgesehen werden müssen.

Dennis Rhiel

Brigitte Gämperle (48) ist eidgenössisch diplomierte Baumeisterin und als Projektleiterin beim Tiefbauamt der Stadt Bern für die Sanierung der Nydeggbücke zuständig. Bei der Stadt arbeitet sie seit 2019. Ihre Freizeit verbringt Gämperle mit ihrer Familie.

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