Will die «Sportstadt Bern» ihrem Namen gerecht werden, könnte das dringliche Postulat «Rasensportfelder für alle statt für zu wenige» von FDP-Stadtrat Tom Berger ein erster Schritt in die richtige Richtung sein.
Schon vor fünf Jahren hat das Stadtparlament die Rasenstrategie der Stadt Bern positiv zur Kenntnis genommen. Und es hat festgestellt, dass der Bedarf an Rasensportfeldern nicht gedeckt ist. Da bereits damals vier Rasenplätze und zwei Kunstrasenplätze fehlten, wurde in der Strategie ausgeführt, dass der Bedarf an zusätzlichen Sportplätzen weiter stark steigen wird. Zu Recht, wie sich heute zeigt. Nach der Sistierung des Projekts Bottigenmoos gilt es nun, raschestmöglich Alternativen zu finden, damit sich Bern auch mittel- und langfristig als Sportstadt positionieren kann. Tom Berger, sportaffiner FDP-Stadtrat, hat mit seinem quer durch sämtliche Parteien unterstützten Postulat den Ball wieder ins Rollen gebracht. «Die Situation spitzt sich zu. Die Einwohnerzahl steigt, es wird erfreulicherweise immer mehr Sport getrieben, vor allem im Fussball, wo auch vermehrt Mädchen aktiv sind», sagt Tom Berger und nennt ein Beispiel. «Es kann nicht sein, dass die Platzsituation so prekär ist, dass beispielsweise die AS Italiana erst um 15.50 Uhr das Terrain betreten kann, wenn um 16 Uhr das Spiel angepfiffen wird.» Wie prekär die Situation tatsächlich ist, bestätigt auch Marco Bianchi, der Präsident des Mittelländischen Fussballverbands. «Dieses Postulat beinhaltet, dass eine Arbeitsgruppe mit allen relevanten Stellen der Stadtverwaltung sowie Vertretungen der Sportvereine und Sportverbände eingesetzt wird, um Lösungen zu suchen, denn es geht um unsere Jugend. Wichtig ist, dass die Kinder Sport treiben. Welche Sportart, das ist zweitrangig», sagt Bianchi, nicht ohne zu erwähnen, «dass der Fokus nicht allein auf dem Fussball liegt, es muss endlich gesamtheitlich nach Lösungen gesucht werden.» Marco Bianchi unterstreicht, dass tatsächlich dringenderer Handlungsbedarf besteht: «Nur dank grosser Anstrengungen aller Beteiligten, auch des Sportamts, konnte für die meisten Vereine und ihre neuen Equipen eine provisorische Lösung gefunden werden, nachdem den Klubs vorerst vom Sportamt mitgeteilt worden war, dass für die Saisons 2021/22 und 2022/23 keine neuen Teams mehr angemeldet werden können.»
Welche Alternativen gibt es überhaupt?
«Der Boden ist in Bern ein sehr knappes Gut, die Auswahl von Standorten deshalb auch äusserst beschränkt. Möglich wären eventuell zwei Plätze im Viererfeld, in Ostermundigen böten sich entlang der Bolligenstrasse oder hinter dem Bad Möglichkeiten, auch der Springgarten könnte zu einem Thema werden, wobei die Standorte auf Ostermundiger Gebiet selbstverständlich von einer Fusion der Gemeinden abhängig sind», sagt Stadtrat Tom Berger. Was den zeitlichen Ablauf anbetrifft, sollte man sich keine grossen Illusionen machen. Geplant ist, dass bis ins Jahr 2030 zehn neue Plätze entstehen. In der Zwischenzeit wird man wohl versuchen müssen, mit der Umwandlung von Naturfeldern in Kunstrasenfelder und der Installation von mehr Beleuchtungsanlagen mehr Kapazitäten zu schaffen. Was den Bau von Beleuchtungen betrifft, sagt Berger: «In dieser Beziehung hat die Stadt in letzter Zeit klar nachgebessert.»
Zweifel bei YB
Ob der politische Vorstoss etwas an der unbefriedigenden Platzsituation des BSC Young Boys ändert, ist fraglich. CEO Wanja Greuel sagt: «Wir freuen uns, dass dieses Dauerthema wieder einmal behandelt wird. Ob diese Diskussion unsere Situation verbessert, müssen wir abwarten, schliesslich behandeln wir dieses Thema seit über einem Jahrzehnt erfolglos mit den entsprechenden Stellen.»
Pierre Benoit