Ab Donnerstag steigt in Bern wieder die Fasnacht. Wie sich die Feierlichkeiten am besten und mit viel Freude überstehen lassen, erzählen Pesche Reichen, Co-Präsident des Vereins Bärner Fasnacht, und Fasnachts-Urgestein Marc «Cuco» Dietrich.

1. Die angesagtesten Kostüme
Der Trend geht auch dieses Jahr ins Tierische. «Das Tierreich ist immer ein beliebtes Motiv», weiss Pesche. Da kann man als Esel, Kuh, Vogel oder Bär gehen, was in der Stadt Bern natürlich gelegen kommt. «Eigentlich gehen alle Kostüme, jedes hat seinen Reiz. Problematisch wird es dann, wenn man andere Kulturen auf die Schippe nehmen will.» Damit sind die Verkleidungen als Schwarze gemeint oder jene, die andere Kulturen zu stark stereotypisieren. «Das heisst natürlich nicht, dass keine lustigen Kostüme mehr angezogen werden dürfen. Masshalten wäre allerdings angebracht. Denn am Ende macht genau die Vielfalt die Bärner Fasnacht aus. «Fasnacht ist farbig. Es gibt Narrenfreiheit. Die hört allerdings da auf, wo der Rassismus beginnt», sagt Cuco.

2. Das darf man auf keinen Fall verpassen
Neben vielen verkleideten Bernerinnen und Bernern, die sich in den Gassen der Stadt tummeln, sind natürlich die Guggenmusiken, die zahlreichen Schnitzelbänke und der Chinderumzug sowie der grosse Fasnachtsumzug durch die Gassen nur einige der Highlights der Bärner Fasnacht. Gesehen haben müsse man eigentlich alles, sagt Pesche. «Für alle ist etwas dabei. Auch der Fackelumzug am Freitagabend in der unteren Junkergasse erfreut sich immer grösserer Beliebtheit. Die Programmpunkte sind vielfältig.» Im Allgemeinen gilt: Einfach in die Menge eintauchen und sich mitreissen lassen. «Die Umzüge sind immer ein grosser Spass, aber auch die stille poetische Fasnacht am Samstagmorgen mit «Ja Täll, so geit’s» und den Schnitzelbänken», lacht Cuco.

3. Die satirischen Fasnachts-Trends 2023
Wie jedes Jahr werden auch dieses Mal wieder aktuelle politische und gesellschaftliche Themen sowie lokal bekannte Persönlichkeiten aufgegriffen, parodiert und aufs Korn genommen. Da kann man sich besonders bei den zahlreichen Schnitzelbänken in der Stadt am Donnerstagabend sicher sein.

4. Das gibt es Neues an der Fasnacht
«Dieses Jahr haben wir gleich zwei neue Ausstellungen», erklärt Pesche Reichen. Die erste Ausstellung trägt den Titel «Bilder der Fantasie» und ersetzt die bisherige Vernissage an der Rathausgasse. Die Bilder von Künstler:innen unterschiedlicher Institutionen und Heime für Menschen mit Beeinträchtigungen werden in den Restaurants der Schnitzelbank-Soirée ausgestellt – und dort auch zu kaufen sein. Die Ausstellung läuft noch bis zum 28. Februar. «Im Kornhausforum läuft seit dem 3. Februar die Ausstellung «Bären Stark – ein Streifzug durch 40 Jahre Bärner Fasnacht», erklärt Cuco. Die Ausstellung zeigt alle Fasnachtsplakate sei 1982 sowie Plaketten, Videos und Zeichnungen des fasnächtlichen Lebens und den Arbeiten hinter der Bühne. Sie läuft noch bis zum 17. März (Museumsnacht).

5. Die Rolle des Coronavirus
Seit rund einem Jahr sind in der Schweiz sämtliche Coronamassnahmen abgeschafft. Maskenpflicht und Impfzertifikate gehören der Vergangenheit an. Genauso ist es bei der Fasnacht 2023. Es kann ganz normal gefeiert werden – wie früher.

6. Die beste Zeit für den Fasnachtsbesuch
«Das kommt immer darauf an, was man möchte», sagt Pesche. «Im Allgemeinen füllt sich die Stadt ab 20 Uhr abends.» Für die jüngeren Fasnächtler mit ihren Familien gibt es am Freitag bereits ab 14.30 Uhr den Chinderumzug. «Unser Nachwuchs ist uns besonders wichtig», sagt Cuco. «Das sind die Fasnächtler von morgen!»

7. Hier ist am meisten los
«Uf dr Gass» herrscht natürlich das grösste Spektakel. Hier steigt die eigentliche, grosse Berner Fasnachtsparty. Viele Leute halten sich auf der Münsterplattform auf. «Auch hier gilt: einfach ins Getümmel stürzen», weiss Cuco. «Man kommt immer irgendwo raus und es ist ein Riesenspass, sich einfach durch die Gassen treiben zu lassen.» Pesche ergänzt: «Die Kram- und die Gerechtigkeitsgasse sind Hotspots der Fasnacht. Aber es gibt noch viele andere.»

8. Das sollte man auf keinen Fall tun
Kostüme sind für viele ein wahrer Schatz. Niemand weiss, wie viel Zeit, Energie und auch Geld diejenigen in ihre Verkleidungen gesteckt haben. Deshalb gilt: Ungefragt anfassen, zerren und reissen sind tabu. Schlangensprays sind ebenfalls ein No-Go. «Nein bedeutet Nein, egal in welchem Zusammenhang. Wenn jemand etwas nicht möchte, ist das zu akzeptieren, auch wenn Alkohol im Spiel ist», stellt Pesche klar. «Wichtig ist aufzuhören, bevor es eskaliert», ergänzt Cuco und spielt damit auf feucht-fröhliche Abende an, die manchmal in unschönen Szenen enden können, Solche möchte man an der Fasnacht nicht sehen. «Übrigens: Während der gesamten Fasnachtszeit gibt es weniger Vorfälle als an einem regulären Wochenende», sagt Pesche.

9. Die Plakette
«Leute, besorgt euch die Fasnachtsplakette! Damit zeigt ihre eure Solidarität zur Bärner Fasnacht. Es gibt sie für sieben Franken in Bronze, für 20 Franken in Silber und für 100 Franken in Gold. Plakettetragen an der Fasnacht ist Ehrensache!», stellt Cuco klar.

10. Die Musik
Allseits bekannt und immer gerne gehört ist der Guggenmarsch. «Diese spezielle Melodie ist während der Fasnacht an vielen Orten zu hören», weiss Cuco. «Ansonsten werden
sicherlich aktuelle Hits gespielt, viel Mundart und vieles zum Mitsingen und Tanzen. Besonders jene, die sich gut für Guggenmusiken eignen.»

Dennis Rhiel