Nur gerade mal sechs Kilometer ausserhalb der Stadt Bern, direkt an der Aare, befindet ein Natur-Bijou: der vom Touring Club Schweiz (TCS) betriebene Camping Eymatt. Der BärnerBär zu Besuch bei freiheitsliebenden Gästen.
Jeder Gast, der im Camping Eymatt eincheckt, wird gleich mit einem Drink begrüsst – wie im Hotel. Benjamin Schenk, seit 2019 Leiter des TCS-Campings Eymatt, legt grossen Wert auf die Willkommenskultur. Beim kurzen Rundgang zeigt der 47-Jährige den BärnerBär-Besuchern, was er damit meint: Hier ein Gruss, dort eine Frage nach dem Befinden, dann wieder ein träfer Spruch zu einem Saisongast. Allein könnte er allerdings die anspruchsvollen Aufgaben nicht stemmen, sagt er und lobt seine Mitarbeitenden, die ihn von April bis Oktober unterstützen. Der gelernte Koch liess sich später zum Sozialpädagogen weiterbilden und arbeitete mehrere Jahre im Beruf – geradezu ideale Voraussetzungen, um mit verschiedensten Kundinnen und Kunden den passenden Ton zu finden.
Früher Zelt – heute Hotel
Bei einem der sieben farbigen Mietbungalows treffen wir das Ehepaar Annemarie und Gilbert Willi aus dem Kanton Graubünden. Sie verbringen mit ihrer Enkelin Leonie fünf Tage in Bern. «Wir haben früher während zwölf Jahren immer im Zelt in Südfrankreich campiert, aber das müssen wir mit über 65 Jahren nicht mehr haben», sagt Annemarie Willi dezidiert. Darum schätzen sie nun den Komfort des vollständig eingerichteten Bungalows. «Gestern haben wir im Gartenbeizlli Eymatt62 hervorragend gegessen», ergänzt Ehemann Gilbert, pensionierter Kürschner. Er ist des Lobes voll: «Wir waren schon auf verschiedenen Plätzen, aber hier gibts ein Highlight nach dem anderen.» Nach dem Aufenthalt in Bern werden die drei ins Tessin weiterreisen, in ein Hotel …
Alle sind per Du
Vor ihrem Wohnmobil hat es sich das Ehepaar Manuel und Karin Müller aus dem luzernischen Buttisholz gemütlich gemacht. Grund für den Standort Bern: Das Konzert der britischen Rockband «Muse» am 12. Juli auf dem Gelände von Bernexpo. Am Camping Eymatt schätzen sie besonders die lockere Atmosphäre. «Alle sind per Du», präzisiert der 50-jährige Unternehmensberater im IT-Bereich. Das Wohnmobil hat die Familie seit fünf Jahren, «ein Erbstück, wir teilen es mit meinem Schwager», sagt Manuel Müller. Zu dritt werde es etwas eng im Inneren, «aber unser Sohn tritt im August seine Lehre an und wird uns wohl künftig nicht mehr oft begleiten.» Müllers bleiben fünf Tage in Bern und reisen danach weiter auf den TCS-Camping Viamala in Thusis.
Die Charme-Offensive
Die Familie Bühler aus dem Kanton Thurgau schätzt beim Camping die Flexibilität, die Ungebundenheit und Autonomie. Als mobile Behausung setzt sie auf den Wohnwagen. «Man kann den PW abkoppeln und ungehindert Tagesausflüge unternehmen», schildert Roger Bühler die Vorzüge eines Caravans. Die Familie mit drei Kindern im Alter von sechs, elf und 13 Jahren ist auf der Durchreise. In Bern bleiben Bühlers vier Nächte, dann fahren sie auf den TCS-Camping in Morges, wo sie auch etwa fünf Tage verbringen werden. «Danach lassen wir uns treiben», lacht Roger Bühler. Dem Camping Eymatt verteilt er Höchstnoten: «Es gibt selten einen Platz, wo man so freundlich bedient wird. Durch die hohen Frequenzen auf vielen Plätzen geht vielerorts der Charme verloren – hier ist er noch vorhanden. Hier herrscht nicht Masse, sondern Klasse!»
Auf der Zeltwiese sitzt der 44-jährige Adrian Jeanmonod aus Vevey vor seinem kleinen Iglu-Zelt. Er verbringt zusammen mit seinem 15-jährigen Sohn Alister vier Tage in Bern. Die beiden sind per Zug mit Zelt und Rucksack unterwegs und testen die Vater-/Sohn-Beziehung bis zur Belastbarkeitsgrenze. Auf den Camping Eymatt ist er im Internet gestossen. Jeanmonod findet die Lage «genial» und schwärmt von den langen Spaziergängen der Aare entlang.
Auf dem Gelände der Saisonplätze begegnen wir der 40-jährigen Arbeitsagogin Sarah Haas aus Bern. Seit April 2023 steht ihr schnuckeliger, kleiner Wohnwagen Eriba auf dem idyllischen Stellplatz. Sarah Haas hat drei Kinder und arbeitet mit einem Pensum von 70 bis 80 Prozent. Ihr Caravan steht nun bis Saisonende im Oktober auf dem Camping Eymatt. «Ich habe mir eine Rückzugsinsel gesucht, wo ich nach Feierabend oder auch zwischendurch einfach mal ‹sein› kann.» Sie geniesst das Hier und Jetzt, liebt die Ruhe, die Aare und die Nähe zum Arbeits- und Wohnort. Ob sie auch im nächsten Jahr wieder den Saisonplatz mietet, weiss sie heute noch nicht. «Wir praktizieren bei uns die rollende Planung», schmunzelt sie.
Peter Widmer