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«Diese Sendungen waren schräg und verstörend»

Dieses Jahr feiert TeleBärn sein 25-jähriges Bestehen. Mit Vergnügen erinnert sich Chefredaktor Markus von Känel an legendäre Momente, kultige Shows und verrät, wie sich sein Fernsehen verändern wird.

Was bedeuten 25 Jahre TeleBärn für dich?
Ich fing 1999 während einer Phase an, in der vieles noch chaotisch ablief. Nun bin ich seit über zwanzig Jahren mit dabei – in dieser Zeit ist TeleBärn ein Teil meines Lebens geworden.

Lass uns raten: Du leidest unter der klassischen Journalisten-Krankheit und kannst Arbeit und Privatleben kaum mehr trennen!
Nennen wir es Fernsehkrankheit. Ich weiss nicht, ob die Vermischung so stark wäre, wenn ich bei einer Zeitung oder beim Radio engagiert wäre. Mich fasziniert das bewegte Bild. Ich wollte seit jeher Fernsehen machen und am Bildschirm etwas präsentieren, das sich die Leute anschauen können.

Shows wie «Musig Stubete», «Seva Game Show» oder «Luscht und Lune» gelten heute als Klassiker. Und hören sich gleichzeitig nach Konzepten aus einer anderen Epoche an.
Die erwähnten Sendungen waren damals neu, schräg und manchmal wohl auch ein wenig verstörend. (lacht) Das hatte häufig etwas von Pfadi-TV. Genau deshalb wurden diese Formate aber so bekannt, ähnlich wie beim Werbespot von Fischer Bettwaren. Man war sich selten zu schade, etwas auszuprobieren, selbst wenn es dann böse in die Hosen ging.

Heute läuft alles bedeutend professioneller, seriöser und nüchterner ab. Wäre es genau deswegen nicht wichtig, solche Shows wieder anzudenken?
Unbedingt. Gerade in Zeiten von Social Media, wo jeder sein eigenes Filmchen drehen und auf Youtube stellen kann. Der Nimbus des Fernsehens leuchtet deutlich weniger hell als auch schon. Ja, wir wollen wieder experimenteller und frecher werden.

War Fernsehmachen damals besser, weil es improvisierter und spontaner ablief?
Ich bevorzuge die heutige Zeit. Man hat technisch deutlich mehr Möglichkeiten, wir können sämtliche Onlinekanäle bedienen und kurze, bedürfnisorientierte Clips erstellen. Früher hingegen handelte man experimentierfreudiger, diese Frische ging über die Jahre schon verloren. Eine Tatsache, die ich gerne ändern möchte.

Dein persönliches Highlight der letzten 25 Jahre?
Anlässlich des 70. Geburtstags von Ursula Andress 2006 wurden wir in Edinburgh auf die Royal Yacht Britannia eingeladen. Da waren von Michelle Hunziker über Kurt und Paola Felix bis zum Sohn von Sir Peter Ustinov alle an Bord. Vom Glamour-Faktor her ein einzigartiges Erlebnis.

Und der Tiefpunkt?
Als wir 2007 aufgrund eines Systemfehlers mehrere Minuten lang ein schwarzes Bild sendeten. Immerhin wurde uns bewusst, wie viele uns zusehen. Das Telefon klingelte im Sekundentakt. (lacht)

Der legendärste Moment?
Spontan kommt mir das Gurtenfestival 1997 in den Sinn. Wir waren live und eine junge Praktikantin führte mit Stefan Raab ein Interview. Er überfuhr die junge, ungeschulte Dame komplett, so dass sie kaum mehr wusste, wo oben und unten ist. Er meinte das sicherlich nicht ernst, war aber natürlich mit allen Wassern gewaschen. Die Praktikantin ihrerseits verdrückte am Schluss hingegen, so glaube ich, eine Träne.

Du bist seit kurzem Chefredaktor. Wie lautet deine Vision für die Zukunft?
Wir funktionieren im Stundenmodus, beginnend mit den News um 18 Uhr, die unser Zugpferd sind. An diesem Rhythmus ist aus Kostengründen nicht viel zu ändern. Trotzdem müssen wir dieses Schema in Zukunft aufbrechen – die Online-Konkurrenz schläft nicht. Wir müssen früher und aktueller werden, auch als Antwort auf Plattformen wie Blick TV. Gleichzeitig wissen wir, dass etliche unserer Zuschauerinnen und Zuschauer keinen Computer besitzen und sehr wohl analoges TV konsumieren. Die Sendung wird es also auch in Zukunft noch geben.

Welche Veränderungen stehen sonst noch an?
Ich hätte die People-Geschichten gerne zurück. Davon haben wir zu wenig. Formate wie «PartyPeople», die wir vor Jahren zusammen mit dem Bärnerbär realisiert hatten, existieren nicht mehr. Diese müssen in irgendeiner Form auf den Bildschirm zurückkehren.

Welchen Beitrag möchtest du gerne einmal realisieren, wenn du wünschen könntest?
Wenn die Bond-Produzenten auf die Idee kämen, mit der gesamten Entourage aufs Schilthorn zurückzukehren, wäre das ein Moment, bei dem ich als Filmfan selbstverständlich gerne dabei wäre.

Yves Schott

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