Veronica Fusaro wird häufig als kühl und unnahbar beschrieben. Der Bärnerbär wollte es genauer wissen und hat gemerkt: Alles Quatsch!
Was ist an Thun eigentlich besser als an Bern?
Der See und die Berge. (lacht) Obwohl ich nicht unbedingt der Bergmensch bin. Thun ist meine Heimat, hier bin ich aufgewachsen.
Was ist an Bern besser als an Thun?
Im Bereich Kultur und Ausgang läuft in Bern deutlich mehr. Die Stadt ist ausserdem keine «Big City» wie Zürich oder London, was ich jedoch enorm schätze. Bern mag ich sehr gerne. Der grosse Unterschied, wieso ich mich lieber in Thun aufhalte, ist die Tatsache, dass ich dort geboren wurde.
Was ist mit Zürich oder Basel?
Zürich kenne ich durch Konzerte und Meetings – beruflich also. Basel ist eine wirklich coole Stadt. Dort habe ich früher Strassenmusik gemacht, das war mit etwa 16. Lang, lang ists her. Wobei…nein, lass das weg, das tönt ja so, als wäre ich uralt. (lacht)
Du hast in deiner Jugendzeit zweieinhalb Jahre lang für McDonald’s gearbeitet. Wie häufig isst du heute noch Fast Food?
Zu häufig! (lacht) Wenn man spät unterwegs ist und schon alles geschlossen hat…in der Schweiz häufiger als im Ausland, weil die Restaurants hier deutlich früher zumachen.
Du wirst immer wieder als kühl und reserviert beschrieben. Wie unnahbar bist du tatsächlich?
Ehrlich gesagt…gar nicht! Zugegebenermassen dauert es eine Weile, bis ich Menschen fest in mein Herz schliessen kann. Wenn das aber passiert, lasse ich die betreffende Person auch nicht mehr so schnell los. Von mir selber würde ich hingegen behaupten, dass ich sehr offen auf andere Leute zugehe und neugierig bin.
Das heisst, du zeigst im privaten Freundeskreis Emotionen?
Auf jeden Fall. Wenn nicht dort, wo sonst? Doch es stimmt: Ich hatte einige Zeit Mühe damit, mir einzugestehen, dass ich ein emotionaler Mensch bin. Klar, gewisse Dinge gehen mir selbstverständlich nahe. Ich zeige das nur längst nicht bei allem und jedem.
Wann hast du das letzte Mal geweint?
Das ist wohl kaum allzu lange her. (überlegt) Wieso und wann, kann ich gerade nicht auswendig sagen.
Wie häufig träumst du davon, dereinst einen Nummer-1-Hit zu landen.
(Lacht) Nicht so oft. Ich möchte eher Musik machen, die viele Menschen erreicht. Die Spitze der Charts ist mir weniger wichtig.
Aber schön wäre es schon.
Es wäre eine tolle Anerkennung, natürlich.
Du warst Kandidatin bei der zweiten Staffel von «The Voice of Switzerland». Wie beurteilst du heute, fünf Jahre nach deiner Teilnahme, solche Shows?
Es gibt so viele Menschen mit einer wunderbaren Stimme. Doch am wichtigsten ist es, zu wissen, wo man persönlich hinwill. Bei Castingshows sind hingegen Menschen involviert, die dich in ein bestimmtes Schema pressen möchten, das im Fernsehen funktioniert. Klar geht es bei «The Voice» um Musik, andererseits ist es trotz allem ein TV-Format, das ein Produkt verkaufen will. Was nicht heisst, dass dort alle bös sind.
Wobei «The Voice» unter all jenen Formaten als eher «seriösere» Sendung gilt. In deinem Fall jedenfalls scheint es nicht so schlimm gewesen zu sein, dass es am Schluss nicht bis ganz nach vorne gereicht hat.
Das denke ich auch. Ich weiss zwar nicht, was andernfalls passiert wäre…Ich persönlich hatte jedoch die Chance, alles selbst zu produzieren, ohne Druck von aussen.
Du textest und komponierst ganz alleine?
Ich habe alle Songs meiner neuen EP Sunkissed selber geschrieben, ja. Bei der ersten EP habe ich die Produktion ebenfalls selbst vorgenommen, nur für das Abmischen war jemand anders zuständig. Bei der zweiten EP habe ich beim Arrangieren und Schreiben bei einigen Songs Unterstützung erhalten.
Worüber möchtest du gerne mal singen?
Vielleicht nicht über etwas Bestimmtes, dafür aber in einer anderen Sprache. Beispielsweise auf Mundart oder Italienisch.
Dann müsstest du deine Konzerttour auf diese Regionen ausdehnen.
Das tun wir jetzt schon. Und auf Spotify zeigt sich ebenfalls, dass meine Musik in Italien ganz gut ankommt.
Du wohnst immer noch zuhause bei den Eltern. Wie sieht dein Schlafzimmer aus?
Es ist halt mein Kinderzimmer, obwohl wir noch nicht seit ewig dort wohnen. Wir sind dorthin gezogen, als ich in der fünften Klasse war. Also…es hat ein Bett, einen Kleiderschrank, ein Pult.
Poster?
Nein. (lacht) Allerdings viel zu viele Briefe und ein ziemlich unordentliches Büro.
Wie viele Liebes- und Fanbriefe erhältst du eigentlich im digitalen Zeitalter noch?
Das läuft praktisch alles über die sozialen Medien, was fast etwas langweilig ist. (schmunzelt) Ich erinnere mich aber an meine erste Fanpost: Sie kam aus Frankreich und war auf Englisch geschrieben. Diese habe ich aufbewahrt.
Wie und wo siehst du dich in zehn Jahren?
Mein Plan ist Musik zu machen, weiterzukommen. Wohin mich dieser Weg führt und wie schnell alles geht, kann ich noch nicht sagen. Ich hoffe, ich bin dann auf Tournee und habe das eine oder andere Album mehr herausgeben können.
Und vielleicht hast du, mit 32, auch Nachwuchs.
Da habe ich mir noch gar keine Gedanken darüber gemacht. Ich kann ja kaum selbst auf mich aufpassen. (lacht laut) Ernsthaft: Ich könnte mir Kinder vorstellen, aber: It’s okay for now.
In wen bist du verliebt?
Das findest du beim Hören meiner Musik raus. Was bedeutet verliebt sein? Schmetterlinge im Bauch?
In der Anfangsphase?
Ja, sicherlich. Hmm…(überlegt) nein, das nicht. Aber ich spüre sonst viel Liebe in dem, was ich mache.
Hast du ein Lebensmotto?
Ich bin nach wie vor auf der Suche nach einem definitiven. Wobei, braucht es das? Grundsätzlich lebe ich gerne im Moment und nicht im Übermorgen oder Gestern.
Wenn du eines gefunden hast, würdest du es dir tätowieren lassen?
Nein, das lasse ich wohl besser sein!
Was liest du derzeit?
Lustig, diese Frage höre ich öfters.
Kunstschaffenden traut man das offensichtlich sehr wohl zu.
Ein Buch leider schon lange nicht mehr. Ich habe mal eines angefangen, dann allerdings nicht zu Ende gelesen.
Was waren deine bisher schönsten Ferien?
Bei meiner Grossmutter in Kalabrien im Süden Italiens. Sie wohnt zwar etwas weiter vom Meer entfernt, und trotzdem ist es extrem schön da.
Wie zufrieden bist du mit deiner aktuellen EP?
Sehr. Zufrieden und vor allem auch stolz. Ich erhalte viele positive Feedbacks. Man merke, dass ich mich weiterentwickelt habe, sagen viele. Das ist schön zu hören.
Woran merkst du, dass du reifer geworden bist?
Daran, wie ich mit dieser und jener Problematik umgehe – privat wie beruflich, zum Beispiel, wenn mit der Gitarre etwas nicht stimmt. Dinge, die mich noch vor zwei Jahren auf der Bühne unglaublich nervös gemacht hätten. Oder wie ich bei einem Hustenanfall reagiere.
Ja bitte?
Ich bleibe einfach ruhig. Die Leute verstehen das.
Yves Schott