Claudio Righetti Remoneuhaus Min

«In meinem Kinderzimmer ging es zu wie im Wilden Westen»

Lesen Sie, wofür Franziska Teuscher ihre letzten 100 Franken ausgeben würde und wieso sich bei Claudio Righetti Cowboys und Indianer rauften.

Wie würden Sie sich in drei Stichworten beschreiben?
Franziska Teuscher: Sozial, grün, verlässlich.
Claudio Righetti: Engagiert, kreativ, innovativ.

Darf man Ihrer Meinung nach ohne schlechtes Gewissen in die Ferien fliegen?
FT: Ein schlechtes Gewissen bringt uns nicht weiter, es ist höchste Zeit zu handeln. Über 80 Prozent der Schweizer Flugpassagiere haben eine Destination in Europa als Ziel. Diese Orte sind meist mit Zug und Bus viel klimaverträglicher zu erreichen. «Der Kluge reist im Zuge» gilt auch heute noch.
CR: Ja! Ich finde es wichtig, dass gerade junge Menschen die Welt entdecken. Denn das erweitert nicht nur den Horizont, es stärkt auch das nötige Verständnis für den Schutz unseres Planeten. Und es entstehen zudem immer attraktivere Optionen, ergänzend zum Fliegen.

Wie lautete Ihr Spitzname als Kind?
FT: Fränze.
CR: Clödu in Bern, Righi in Italien.

In welche Person waren Sie als Teenager verknallt?
FT: In meinen Schulschatz…und der hat oft gewechselt.
CR: Ich glaube, das war nicht nur eine. Ich hatte als Kind eine blühende Fantasie…

Was bedeutet für Sie Liebe?
FT: In guten und in schlechten Zeiten einander beistehen.
CR: Sich in die Arme nehmen. Gemeinsames Glück erleben. Zuhören und Vertrauen. Echte Liebe ist für mich die Partnerschaft des Geistes.

Wie sah Ihr Kinderzimmer aus?
FT: Perfekt, ich räumte jeden Abend mein Zimmer auf.
CR: Also, meine Mutter meinte, dort sei es wie im Wilden Westen. Ganz unrecht hatte sie ja nicht, denn in meinem Zimmer rauften sich nonstop Indianer mit Cowboys. Ich besass sogar eine «Silberbüchse», das Gewehr von Winnetou.

Was würden Sie anders machen, wenn Sie nochmals 20 wären?
FT: Ich würde ein Jahr im Ausland Meeresbiologie studieren, das Meer hat mich schon immer fasziniert. Und heute bedroht der Klimawandel die unschätzbar wertvollen Korallenriffe und vieles mehr in der Unterwasserwelt.
CR: Nichts! Ich hatte viel Glück in meinem Leben und konnte meine Träume stets anpacken und meistens auch verwirklichen.

Welcher war Ihr bisher schönster Geburtstag?
FT: Bestimmt mein erster. Da gab es zum ersten Mal einen Kuchen mit einer Kerze drauf. Auf einem Foto meines 1. Geburtstags sieht man, wie ich selber vom Kuchen esse und dabei sehr glücklich aussehe.
CR: Der nächste, der kommt. Vorfreude ist die schönste Freude. Leider geht es aber immer schneller damit. Daran erkenne ich, dass auch ich älter werde.

Mit wem verbringen Sie die meiste Zeit?
FT: Im Alltag mit Menschen in und um die Stadtverwaltung, in der Freizeit und den Ferien mit meiner Familie.
CR: Im Moment mit meinem Vater. Er leidet an Altersdemenz und lebt zusammen mit mir. Seine Pflege ist anspruchsvoll. Aber die Liebe, die ich von ihm zurückerhalte, gibt mir viel Kraft.

Was zeigt Ihr Handy-Hintergrundbild?
FT: Meine beiden Kinder auf einer gemeinsamen Bergwanderung.
CR: Moment. Das muss ich zuerst genauer anschauen. Unten ein verschneiter Berg, darüber ein Nachthimmel mit vielen kleinen, leuchtenden Punkten. Ich blicke in die Unendlichkeit des Kosmos!

Wann haben Sie den letzten Brief geschrieben?
FT: Ich schreibe häufig und gerne von Hand, das letzte Mal einen Geburtstagsbrief für eine Freundin.
CR: Ich schreibe gerade jeden Tag Briefe an Wählerinnen und Wähler in Bern.

Wann haben Sie zum letzten Mal gelogen?
FT: In diesem Interview bei Frage Nr. 6.
CR: Nicht in diesem Interview. Versprochen!

Bei wem müssten Sie sich fairerweise entschuldigen?
FT: Bei meiner Familie, weil ich im Moment sieben Tage in der Woche für meine Arbeit als Gemeinderätin und den Wahlkampf unterwegs bin.
CR: Wer lebt, der macht zwangsläufig auch Fehltritte. Ich habe kein Problem damit, Einsicht zu zeigen und mich ehrlich zu entschuldigen.

Wann und weshalb haben Sie das letzte Mal geweint?
FT: Beim Zwiebelschneiden vor zwei Tagen für ein Pilzrisotto.
CR: Ich bin ein anteilnehmender Mensch und lasse Emotionen zu.

Wann und worüber haben Sie sich zuletzt richtig geärgert?
FT: Als ich gehört habe, wie Nationalrat Andreas Glarner Nationalrätin Sibel Arslan vor laufenden Kameras beleidigt hat.
CR: Über die Untätigkeit und Einfältigkeit, die zur Streichung der Bundesmillion für die Kultur in Bern geführt hat. Das war voraussehbar und entsprechend auch zu umgehen.

Worin sind Sie richtig schlecht?
FT: Im «Geduldigsein müssen», wenn es eigentlich schnell gehen muss, beispielsweise beim Klimaschutz.
CR: Im Montieren von Schneeketten. Hunderttausend heulende und jaulende Höllenhunde!

Für welche Eigenschaften an Ihnen bekommen Sie oft Komplimente?
FT: Dass ich die Meinung der anderen ernst nehme und mich in ihre Position versetzen kann.
CR: Ich würde meinen für Höflichkeit und Aufmerksamkeit.

Welche Superkraft würden Sie gerne besitzen?
FT: Die Kraft, gewisse Prozesse und Projekte rascher voranzutreiben – zum Beispiel den Klimaschutz.
CR: Als Kind war ich Fan von Spiderman. Ich fand das mega cool, wie der sich an diesen dünnen Fäden von Building zu Building schwingen konnte.

Wenn Sie einen Tag lang Königin oder König der Schweiz wären – was würden Sie befehlen?
FT: Zum Glück gibt es in der Schweiz keine Königinnen und Könige, demokratisch gefällte Entscheide sind die besten Entscheide.
CR: Befehlen widerstrebt mir. Überzeugen ist schon mehr mein Ding. Und eine Krone gehört heute ins Museum.

Was war Ihre folgenschwerste Entscheidung?
FT: In die Politik einzusteigen.
CR: Ich hoffe, nicht meine jüngste: die, in die Politik einzusteigen.

Was war das Gemeinste, das Sie je getan haben?
FT: Der Puppe meiner Schwester die Haare abzuschneiden.
CR: Ich kann nicht gemein sein.

Finden Sie persönlich, dass Sie Ihr Honorar wert sind?
FT: Ich gebe alles für meine Aufgaben als Gemeinderätin.
CR: Ja. Auch darum, weil ich in meinem Leben noch nie etwas nur für Geld gemacht habe. Mich motiviert die Perspektive, etwas verwirklichen zu können, an das ich glaube.

Wer ist für Sie die meistüberschätzte Persönlichkeit?
FT: Da gibt es verschiedene Anwärter, so dass ich mich gar nicht entscheiden kann: Donald Trump, Wladimir Putin, Boris Johnson oder vielleicht doch Christoph Blocher?
CR: Selbstüberschätzung ist heute ein verbreitetes gesellschaftliches Phänomen. Und viel zu selten mit Einsicht verbunden. Die Welt «trumpt» leider nicht nur in Amerika.

Was tun Sie als Erstes, wenn Sie nach einem anstrengenden Tag nach Hause kommen?
FT: Die Schuhe ausziehen.
CR: Ich giesse meine Pflanzen. Ich wollte einmal sogar Gärtner werden.

Was ist Ihr liebstes Schimpfwort?
FT: Ich habe keine «lieben» Schimpfwörter.
CR: Merde nomau!

Was darf in Ihrem Kühlschrank nicht fehlen?
FT: Joghurt und Rüebli.
CR: Ein Rüeblikuchen von der Migros.

Was tragen Sie zuhause, wenn Sie (fast) niemand sieht?
FT: Ganz normale Kleider, so wie ich gerade Lust habe.
CR: Was eben niemand sieht.

Was bestellen Sie im Restaurant nie?
FT: Fondue. Weil Fondue zuhause im Familien- oder Freundeskreis am besten schmeckt.
CR: Ich bin offen für alles. Etwas weniger für rohen Fisch.

Wie viel Alkohol trinken Sie?
FT: Mal mehr, mal weniger, aber nie zu viel und auf keinen Fall alleine.
CR: Privat trinke ich kaum Alkohol.

Ernähren Sie sich gesund?
FT: Ich gebe mir Mühe, das ist aber an reich befrachteten Arbeitstagen nicht immer einfach.
CR: Ich bin ein Geniesser …

Essen Sie Fleisch?
FT: Selten, aber nur Bio-Fleisch von der Metzgerei Wegmüller, eine der letzten Quartiermetzgereien in Bern.
CR: Ja. Aber genauso gerne auch Fisch oder Gemüse.

Was mögen Sie an Ihrem Äusseren besonders?
FT: Meine Augen.
CR: Der Gesamteindruck machts 🙂

Welche Aufmerksamkeit schenken Sie Ihrer optischen Erscheinung?
FT: Ich wähle Kleider, Schuhe und Schmuck je nach Laune und Tagesverlauf (Repräsentationspflichten) sorgfältig aus.
CR: Keine Ahnung. Darüber habe ich nie bewusst nachgedacht.

Würden Sie Geld ausgeben für Schönheits-OPs?
FT: Nach einem Unfall mit einer schlimmen Verletzung im Gesicht wahrscheinlich schon.
CR: Na ja. Fragen Sie mich doch wieder in zwanzig Jahren. Dann gebe ich Ihnen eine ehrliche Antwort.

Wie lange brauchen Sie morgens im Badezimmer?
FT: Je nach je: 15 bis 30 Minuten.
CR: 15 Minuten.

Besitzen Sie einen Organspenderausweis?
FT: Nein. Ich weiss, dass es eine gute Sache ist. Ich habe mir bis jetzt einfach nie die Zeit dafür genommen.
CR: Nein. Ich frage mich gerade, warum nicht… Folgt also nicht meinem Beispiel!

Was nervt Sie an Ihrer Partei am meisten?
FT: Ich muss mich zum Glück nur selten über meine Partei nerven, und dann auch kaum je über wesentliche Dinge.
CR: Unsere Ehe ist noch blutjung! Warten wir ab bis zum «verflixten siebten Jahr».

Wofür würden Sie Ihre letzten 100 Franken ausgeben?
FT: Für ein Essen zuhause mit der Familie.
CR: An diesem Punkt angelangt: nicht für mich.

Welches Lied soll an Ihrer Beerdigung gespielt werden?
FT: Das habe ich mir noch nie überlegt, aber sicher nichts Trauriges.
CR: Das Requiem von Mozart. Für mich das grösste Meisterwerk der Musikgeschichte.

Wieso soll man ausgerechnet Sie in den Gemeinderat wählen?
FT: Weil ich viel Erfahrung und einen klaren Kurs habe: Mit Ganztagesschulen, Nachbarschaftshilfe, bezahlbaren Wohnungen, Jugendtreffs und Sportanlagen will ich unsere Quartiere zu Lebensmittelpunkten für alle Einwohner*innen machen. Und: Weil ich den Klimaschutz konsequent vorantreiben will.
CR: Ich bin management-erfahren, kreativ und unbefangen zugleich. Mit mir kommen ganz neue Perspektiven in die Berner Exekutive. Und auch ein neuer Stil. Eine wirkliche Alternative für eine Erneuerung des abgenutzten Berner Politsystems, das sich seit Jahren in seinen lähmenden Grabenkämpfen verfangen hat.

Aufgezeichnet: Yves Schott

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