Der neue Restaurantführer GaultMillau ist da. Die Stadt Bern ist mit 18 Restaurants vertreten. Die meisten haben gute Bewertungen. Im Gespräch erklärt Expertin Elsbeth Hobmeier, was das für die hiesige Gastroszene heisst.
Was macht für Sie ein gutes Restaurant aus?
Dass das, was auf den Teller kommt, schön aussieht und gut schmeckt. Die Atmosphäre und die Einrichtung spielen auch eine wichtige Rolle. Wenn dann noch der Empfang herzlich ist, ist das schon mal sehr gut.
In der Stadt Bern gibt es 18 Lokale mit Punkten. Das ist viel, oder?
Ich würde sagen, dass dies im Mittelfeld liegt. Für eine Stadt von dieser Grösse ist das gut. In Genf beispielsweise gibt es rund 30 ausgezeichnete Restaurants. Das liegt am internationalen Umfeld mit einigen Luxushotels und den Vereinten Nationen. Da kann die Stadt Bern nicht mithalten.
Wie vergleichen Sie Berns Abschneiden in Vergleich zu anderen Städten?
Bern fehlt, was das angeht, die Infrastruktur der grösseren Städte, dennoch können wir zufrieden sein. Aber Gstaad zum Beispiel hat weit mehr Prominenz und ist entsprechend eine Hochburg der gehobenen Küche. Bundesbern ist da nicht so glamourös.
Worin unterscheiden sich die Restaurants in Bern von jenen in Zürich?
Die Restaurants hier sind bodenständiger, die Qualität ist über die Jahre mehr oder weniger gleichgeblieben. Die Bernerinnen und Berner schätzen das. Trotzdem gibt es auch hier immer wieder Ausreisser nach oben und unten.
Hand aufs Herz: In Bern kann man doch besser essen als in anderen Städten, und vor allem als auf dem Land?
Das würde ich so nicht sagen. Berns Restaurants sind nicht per se besser als jene in anderen Städten.
Wie wichtig sind Sterne- und Punktebewertungen in Restaurantführern wirklich?
Diese Bewertungen sind sicher wichtig für Leute, die sich für die Gastroszene interessieren. Der GaultMillau und auch der Guide Michelin sind Restaurantführer, die Beachtung finden. Für die Köchinnen und Köche ist das ein Leistungsausweis. Man sieht ja, wie sie reagieren, wenn sie einen Punkt gewinnen oder verlieren.
Was ist der Unterschied zwischen GaultMillau und dem Guide Michelin?
Beim Michelin gibt es als Höchstwertung drei Sterne, beim GaultMillau wären es theoretisch 20 Punkte, allerdings sind 19 Punkte die Höchstnote. Zudem geben sich die Guide Michelin-Tester zu erkennen, jene vom GaultMillau nicht.
Muss man Restaurants überhaupt bewerten? Was bringt das?
Natürlich kann man selbst auf Entdeckungstour gehen, aber die Führer sind sicher eine Hilfe dabei. Sie helfen, einzuordnen.
Was halten Sie davon, wenn ein Restaurant keine Sterne oder Kochmützen hat, sehr einfache Kost auf den Tisch bringt und super beliebt ist?
Solche Lokale sind wichtig für eine Stadt oder ein Dorf und oft ein beliebter Treffpunkt. Ich persönlich gehe gern in Restaurants, die nicht gewertet sind. Und wer seine Quartierbeiz liebt und schätzt, kann natürlich jederzeit dorthin gehen. Das ist einfach Geschmackssache.
Viele Sterne und Punkte bedeuten oft auch ein gehobenes Preissegment. Das ist doch unfair, oder? Arme Leute können also nicht gut essen gehen?
Nein, das stimmt so nicht. In Bezug auf das Abendessen kann man das eventuell gelten lassen, aber viele Köchinnen und Köche bieten sehr oft günstige Mittagsmenüs an. Vielleicht mit einfacheren Produkten, aber mit demselben Können. Also eine gute Gelegenheit, diese Lokale kennenzulernen und vergleichsweise preiswert zu geniessen.
Kann man sich Sterne und Punkte eigentlich erkaufen?
Meines Wissens nicht. Der GaultMillau sucht selbst aus, welche Restaurants er besucht. Manchmal schicken die Restaurants auch Speisekarten ein und bekunden ihr Interesse, getestet zu werden. Doch eine höhere oder bessere Bewertung lässt sich nicht kaufen
Welches ist Ihr Lieblingsrestaurant in der Stadt?
Wenn ich in der Berner Innenstadt bin, gehe ich gerne ins Café Postgasse. Dort gibt es die besten Muscheln. In der Wintersaison bin ich dort öfter.
Dennis Rhiel