Stephan Lack will das Erbe der FDP in Muri weiterführen. Im Interview äussert er sich zu seiner Konkurrentin und Fusionsgerüchten mit Bern.
Stephan Lack, ist es für den Wahlkampf ein Nachteil, dass Sie schon etwas reifer und gesetzter sind – und dazu noch ein Mann?
(Lacht) Noch habe ich keine grauen Haare. Ernsthaft: Wer mich kennt, weiss um meine Vitalität und was ich in der letzten Zeit geleistet habe. So, wie die Bevölkerung in unserer Gemeinde zusammengesetzt ist, glaube ich nicht, dass mein Alter ein Hindernis sein könnte.
Wie stehen Ihre Wahlchancen, was sagt Ihnen Ihr Bauchgefühl?
Die Reaktionen auf der Strasse sind positiv. Was die schweigende Mehrheit denkt, weiss ich natürlich nicht. Wenn jene, die mich wählen wollen, auch wirklich zur Urne gehen, habe ich, so hoffe ich, gute Karten.
Was würden Sie bei einer Wahl als Erstes anpacken? Wo drückt der Schuh in Muri-Gümligen am heftigsten?
Ein Thema ist sicher die Neugestaltung des Gemeindehauses. Es soll modernisiert und damit offener, bürgernaher daherkommen. Zweitens möchte ich die Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern verbessern. Und schliesslich soll der Verwaltungsapparat digitalisiert werden, um ihn fit für die Zukunft zu machen.
Sie würden aber nicht alles auf den Kopf stellen, was Ihnen Thomas Hanke hinterlässt?
Keineswegs. Ich würde die Verwaltung hingegen etwas aktiver führen und gleichzeitig die Planungs- und Bauprojekte genau unter die Lupe nehmen.
Wie sind Sie mit Ihrem eigenen Wahlkampf bisher zufrieden?
Ich möchte authentisch auftreten. Die Bevölkerung weiss, dass ich ein Garant dafür bin, das Erfolgsmodell
Muri-Gümligen weiterzuführen. Ich bin zufrieden.
Für die FDP ist die Wahl enorm wichtig.
Der Freisinn in Muri-Gümligen ist ein Erfolgsmodell. Als ich 1988 in die Politik einstieg, zählte die FDP im Gemeindeparlament 14 Sitze – heute sind es noch immer so viele. Wir sind fast doppelt so stark wie die zweitstärkste Partei. Das legitimiert einen gewissen Führungsanspruch.
Trotzdem dürfte es Leute geben, die der Ansicht sind, dass es nun Zeit für eine Frau an der Spitze des Gemeinderats wäre.
Wenn das so ist, lässt sich das kaum ändern. Es handelt sich hier allerdings um eine Persönlichkeitswahl und die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger tun gut daran, darauf zu achten, wen sie wählen.
Wie würden Sie das persönliche Verhältnis zu Ihrer Gegenspielerin Gabriele Siegenthaler beschreiben?
Wir verstehen uns grundsätzlich gut und werden so oder so weiterhin im Gemeinderat zusammenarbeiten.
Was sagen Sie zu einer möglichen Fusion mit Bern?
Aus meiner Sicht gibt es aktuell keinen einzigen Grund, über eine solche Idee überhaupt nachzudenken. Wir wollen eigenständig politisieren. Die bürgerlich-liberale Position ist hier klar und eindeutig, währenddem Rot-Grün mehrheitlich Fusionsverhandlungen aufnehmen möchte.
Natürlich haben Sie als Bürgerliche kein Interesse daran, mit dem linken Bern zu fusionieren.
Dank unserer Eigenständigkeit haben wir die Finanzen im Griff, verfügen über einen tiefen Steuersatz, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist modern gestaltet und wir haben hervorragende Schulen. Ausserdem möchten wir ein Vorbild im Bereich Klima und Energie sein. Schon vor sechs Jahren führten wir das Energiestadtlabel ein und setzen mit der Energie- und Klimastrategie jetzt noch einen drauf.
Die Steuern sind verhältnismässig tief, richtig. Doch sie waren schon mal niedriger. Befürworten Sie eine Steuersenkung?
In meiner ersten Amtszeit würde ich zunächst einmal eine Lagebeurteilung vornehmen. Schliesslich stehen mit der erwähnten Sanierung des Gemeindehauses oder im Bereich der Schulhäuser wahrscheinlich einige gröbere finanzielle Brocken an. Ich bin jedoch tatsächlich der Meinung, den Steuersatz tendenziell zu senken, nicht zuletzt deswegen, weil sich Muri-Gümligen im Steuermonitoring gesamtschweizerisch mittlerweile im letzten Drittel befindet, was mit dem kantonalen Finanz- und Lastenausgleich zu tun hat.
In zwei Jahren stehen die nächsten Gesamterneuerungswahlen an. Derzeit halten Links-Grün sowie die Bürgerlichen je 20 Sitze im Parlament. Bereitet Ihnen der Urnengang 2024 Bauchweh?
Zunächst gilt es, die Wahl am kommenden Sonntag zu gewinnen. Das wäre ein wichtiges Signal. Persönlich bin ich optimistisch, in zwei Jahren die Mehrheit zurückholen zu können. Insbesondere dann, wenn wir die Menschen mit einer guten Politik zurück an die Urne holen können.
Zum Schluss drei Fragen, die Sie bitte kurz beantworten: Ist Muri-Gümligen zu autofreundlich?
Nein.
Ist Muri politikträge?
Nein.
Und: Was bietet Ihre Gemeinde, was Bern fehlt?
Vieles (lacht). Wir tragen Sorge zu unseren Finanzen, wir verfügen über hervorragende Tagesschulen und Kitas, die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gewährleisten. Und, ganz zentral: Wir arbeiten in der Verkehrspolitik nicht gegeneinander, sondern miteinander. Das Auto hat seine Berechtigung, aber selbstverständlich möchten wir dem öffentlichen Verkehr möglichst günstige Voraussetzungen bieten.
Yves Schott
Stephan Lack, geboren 1962 in Bern, lebt seit den 70er-Jahren in Muri. Beruflich war er unter anderem für den Konsumgüterkonzern Unilever sowie Swatch tätig, derzeit führt er ein Uhren-Start-up. Lack lebte zwischenzeitlich zehn Jahre lang in Asien. Er ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder.