Shana Frezza ist Miss Bern 2021. Im Interview erzählt die Oberländerin, wie sie ihren Freund kennengelernt hat, was sie an sich selbst liebt und warum Schönheitswahlen ganz und gar nicht altmodisch sind.
Wie hast du dich gefühlt, als dein Song erklang und du wusstest, dass du gewonnen hast?
Ich erkannte mein Lied sofort und bin nach vorne gestanden. Ich habe aber im ersten Moment nicht begriffen, dass ich gewonnen habe. Ich habe einfach funktioniert.
Die Krönung fand Corona-bedingt unter speziellen Umständen statt. In der Garage von Emil Frey statt im Casino und ohne Publikum. Wie war das?
Ich hätte wahnsinnig gerne meine Mutter dabeigehabt, weil sie mich immer unterstützt hat. Sie ist mein grösster Fan. Ich war wohl etwas weniger nervös, als wenn viele Leute dagewesen wären.
Du hast das Lied «Sweet Dreams» von Annie Lennox gewählt. Warum?
Es ist mein absolutes Lieblingslied. Miss Bern zu werden, ist ein süsser Traum von mir gewesen, deshalb passt das Lied wunderbar.
Wer wird dir als Erstes gratulieren?
Ich werde sofort meine Mutter anrufen. Später wird mein Freund mich abholen und wir werden im kleinen Rahmen feiern. Meine WG-Kollegen werden mich zuhause mit einer kleinen Feier empfangen.
Wer ist dein Herzblatt?
Er heisst Kreshnik Berisha und ist Heizungsinstallateur von Beruf. Wir sind ganz frisch zusammen.
Hast du nicht Angst, dass die Beziehung durch das Missen-Jahr zu kurz kommt?
Nein, gar nicht. Er unterstützt mich in allem, was ich mache.
Wie habt ihr euch kennengelernt?
Über Social Media. Das erste Date fand statt. kurz nachdem wir Kontakt aufgenommen hatten.
Wie war es, sich in dieser speziellen Zeit auf die Misswahl vorzubereiten?
Es gab viele Anlässe, die abgesagt wurden, und Coachings, die nicht stattfinden konnten. Aber wir haben trotzdem viel Schönes erlebt.
Was war dein persönliches Highlight?
Der Feuerlauf war das Tollste. Es gab ein Mental Coaching von «Kraft deiner Gedanken». Das hat mich so begeistert, dass ich es gleich noch einmal mit meiner Mutter und meinem Bruder machen wollte. Man läuft barfuss über 900 Grad heisse Glut. Da man sechs bis sieben Stunden mentale Vorbereitung hat, brennt es nicht. Es ist wie über Moos laufen.
Was denkst du, warum gerade du gewonnen hast?
Ich bin immer mich selbst geblieben und habe laufend an Selbstbewusstsein gewonnen. Ich denke, man hat schon alleine durch das Mitmachen gewonnen; durch die Erfahrung, die man gewinnt.
Du hast drei Schwestern. Wollten die nicht auch mitmachen?
Die jüngeren sind noch zu klein, die älteste ist nicht der Typ dazu. Die achtjährige Malea hat extrem mitgefiebert. Sie ist mir charakterlich sehr ähnlich. Sie liebt Kleider und Schminke.
Kritische Stimmen sagen, Missen seien nicht mehr zeitgemäss. Wie siehst du das?
Ich finde es schön, Bern und in meinem Fall auch das Berner Oberland zu vertreten. Es geht bei Miss-Wahlen nicht nur um das Aussehen, sondern auch darum, etwas zu bewirken. Ich finde es nicht altmodisch, wenn man etwas Gutes tun will.
Was gefällt dir an dir selbst?
Mir gefallen meine Narben. Ich hatte viele Operationen und realisierte bereits in jungen Jahren, dass die Gesundheit das Wichtigste ist. Meine Narben zeigen mir, dass ich stark bin. Dass man immer wieder aufstehen kann.
Gibt es etwas, dass du an deinem Äusseren nicht magst?
Meine krummen Finger (lacht).
Du hast Tattoos, was man nicht unbedingt mit einer Miss in Verbindung bringt …
Meine Mutter ist voll tätowiert. Ich bin in der Rockerszene aufgewachsen. Mein Götti ist Jimy Hofer, der Gründer der Broncos. Hinter dem Ohr habe ich das Geburtsdatum meiner Mutter tätowiert. Mein Rücken ziert eine Sonne und einen Mond, die für Licht und Schatten stehen. Und auf dem Arm habe ich eine Lebensspirale tätowiert.
Was bedeutet Schönheit für dich?
Schönheit hat für mich nichts mit dem Äusseren zu tun. Es hat damit zu tun, wie jemand einen Raum betritt, was er für eine Aura hat und was er für eine Einstellung hat. Das macht Menschen schön.
Was erwartest du von diesem Jahr?
Ich erwarte viele schöne Momente. Ich möchte viele Leute kennenlernen und Menschen helfen.
Wie willst du dein Amt konkret dazu nutzen?
Ich möchte den Leuten sagen, dass es cool ist, auf die Umwelt Rücksicht zu nehmen.
Was macht eine gute Miss Bern aus?
Eine Miss muss etwas zu sagen haben. Sie sollte ehrlich, offen und zuverlässig sein.
Du bist gelernte Schreinerin, musstest aber die Zweitlehre zur Bauschreinerin abbrechen. Wie war das für dich?
Das war meine grösste Krise bisher. Ich wollte diesen Beruf von klein auf erlernen und habe mir keine Gedanken gemacht, was ich sonst tun könnte. Als mich ein Bandscheibenvorfall ausser Gefecht gesetzt hat, war meine Zukunft plötzlich weg. Meine Mutter hat mich wieder aufgefangen. Ich habe dann ein Praktikum als Arbeitsagogin mit körperlich beeinträchtigten Erwachsenen in einem Kunstatelier gemacht. Ich habe so viel von diesen Leuten gelernt und konnte mein eigenes Los relativieren.
Helen Lagger