Kurt Rüegsegger 17

«Schwierige Namen übe ich nun im stillen Kämmerlein»

Seit rund drei Monaten ist Kurt Rüegsegger Stadtratspräsident. Der Bärnerbär hat nachgefragt, was seine Partei eigentlich dazu sagt, die ihn ja erst nicht im Präsidum wollte. Ausserdemverspricht der Malermeister, gegen seine Namensrumpler anzukämpfen.

Ein paar Ihrer Parteikolleginnen und -kollegen wollten Sie nicht im Stadtratspräsidium sehen. Jetzt sind Sie trotzdem drin. Was sagen Sie ihnen?
Ich sage immer, dass die Sache im Sinne der Partei verlaufen ist. Sie konnte jemanden für das Amt aufstellen, der eine Brückenbauerfunktion im Stadtrat wahrnehmen kann. Die Partei hat – indem sie dasStadtratspräsidium halten konnte – eher gewonnen anstatt verloren.

Haben Sie sich mit den anderen Berner SVPlern wieder vertragen – und diese sich mit Ihnen?
Es gibt ganz wenige, die nicht be
greifen, dass es um die Sache ging. Aber damit kann ich gut leben und es macht mir nichts aus.

Sie scheinen von den anderen Parteien mehr geschätzt zu werden als von Ihrer eigenen. Was löst das bei Ihnen aus?
Durch mein Auftreten in meiner politischen Arbeit und dadurch, dass ich immer zur Sache geredet habe, habe ich mir den Respekt der Ratsmitglieder und der anderen Parteien verdient. Das ist wichtig, denn nur mit gegenseitigem Respekt kann man gut miteinander auskommen.

Genug Politik. Was ist das Schönste an Bern? Was mögen Sie gar nicht?
Die Stadt als Zähringerstadt und mit ihrer Aareschlaufe ist etwas sehr Spezielles. Auch die Lauben in der Innenstadt mag ich sehr. Was ich gar nicht mag, ist, dass wir fast jeden Samstag und Sonntag eine Demonstration in der Innenstadt haben und die Menschen so mehr oder weniger davon abgehalten werden, in die Stadt zu gehen. Das ist nicht das, was es braucht. Und es fördert auch den Tourismus nicht.

Was bedeutet für Sie Liebe?
Liebe ist für mich, dass man miteinander durch dick und dünn geht und zusammen Probleme löst. Dabei versucht man, jedem seinen Spielraum zu lassen.

Mit wem verbringen Sie die meiste Zeit?
Mit der Familie und den Grosskindern, entweder hier in Bern oder im Wallis. Das ist mir sehr wichtig.

Worauf möchten Sie im Leben nicht verzichten?
Auf meine Familie und alles, was damit verbunden ist. Auch auf den Sport möchte ich nicht verzichten.

Was zeigt das Hintergrundbild auf Ihrem Handy?
Ich habe gar kein Hintergrundbild.
Ich benutze mein Handy zum Grossteil nur für meine geschäftlichen Angelegenheiten. Da kann ich gut auf ein privates Hintergrundbild verzichten.

Wann haben Sie eigentlich den letzten Brief geschrieben?
In letzter Zeit muss ich viel schreiben. Weil ich auch noch Vereinspräsident bin, muss ich wegen der Corona-Situation viele Schriftstücke aufsetzen und die Mitglieder informieren. Aber einen langen Brief als solchen habe ich längere Zeit nicht mehr geschrieben.

Welches Buch würden Sie für Ferien am Meer empfehlen?
Ich bin eigentlich nicht der grosse Leser. Wenn, dann lese ich lieber Fachmagazine und in den Ferien gehe ich sowieso viel lieber baden oder mache Ausflüge.

Wann haben Sie zum letzten Mal gelogen?
Das kann ich nicht beantworten. In der Regel versuche ich, immer offen und ehrlich zu sein und die Wahrheit zu sagen. Das kommt eh immer besser.

Wann und weshalb haben Sie das letzte Mal geweint?
Das war, als meine Mutter mit 98 Jahren gestorben ist.

Wann und worüber haben Sie sich zuletzt richtig geärgert?
Das war während einer Ratssitzung im März. Während einer Diskussion mangelte es einigen Mitgliedern einfach an Respekt gegenüber denanderen und dem allgemeinen Ratsbetrieb.

Worin sind Sie richtig schlecht?
Der Computer, der plagt mich. Ich kann das drücken, was ich kann – nach etwas anderem muss man mich gar nicht fragen. Sonst habe ich Leute, die mir helfen. (lacht)

Sie sind pensionierter Malermeister. Welche Malerarbeit haben Sie mal so richtig verbockt?
Mir ist nichts bekannt, was welt
bewegend gewesen wäre. Fehler können immer passieren, aber verbockt als solches habe ich eigentlich nie etwas.

Was war Ihre folgenschwerste Entscheidung?
Eher meine folgenreichste Entscheidung: Das war, dass ich selber angefangen habe, mit meinen Söhnen das Unternehmen zu starten und immer weiter aufzubauen.

Wofür haben Sie kein Verständnis?
Fadenscheinige Ausreden. Das ist ganz klar etwas, das ich nicht gern habe.

Wer ist für Sie die meistüberschätzte Persönlichkeit?
Das ist eine
schwere Frage. Man kann jemandem von aussen schnell Unrecht tun. Man müsste da schon immer mehr über die Person wissen. Fehler können allen passieren. Es gibt aber schon einige Leute, die den Anschein machen, sich selbst zu überschätzen.

Was tun Sie als Erstes, wenn Sie nach einem anstrengenden Tag nach Hause kommen?
Ich lese in Ruhe meine Zeitung und diskutiere mit der Familie die wichtigsten Ereignisse des Tages. Danach gibt es etwas Feines zu essen. Dann bin ich immer schon viel entspannter.

Was ist Ihr liebstes Schimpfwort?
Ich fluche in der Regel nicht. Es
bringt nichts. Das verunsichert Leute nur.

Was befindet sich in Ihrem Kühlschrank?
Wir haben nichts Aussergewöhnliches im Kühlschrank. Aber das, was man zum Frühstück, Mittag- und Abendessen braucht. Da ist meine Frau zuständig. Sie verwöhnt mich dort.

Wie viel Alkohol trinken Sie?
Eher weniger, ab und zu mal ein
Glas Bier, und wenn gefeiert wird, dann wirds mal mehr, aber auch nicht viel.

Wofür würden Sie Ihre letzten 100 Franken ausgeben?
Ich würde dafür sorgen, dass man noch über die Runden kommt, oder jemandem etwas Gutes tun.

Welches Lied soll an Ihrer Beerdigung gespielt werden?
Darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht. Ich hoffe, dass ich noch eine Weile hier sein darf.

Ihnen unterliefen in der Vergangenheit ein paar Namensrumpler, die für Schmunzeln sorgten. Haben Sie das mitbekommen?
Ja, aber zu spät. Es ist nicht so einfach, die Personen aus der Ferne mit der Maske zu erkennen. Die Sitzplätze sind weder mit Namen noch mit Nummern versehen wie im Rathaus, wo die Namenslisten durch die Anmeldung für den Präsidenten ersichtlich sind. Klar, das ist meine Schuld und muss mich noch verbessern. Ich bin aber froh, dass die Stadträtinnen und Stadträte mir dabei helfen und sich am Rednerpult mit Namen anmelden.

Üben Sie komplizierte Namen von Kolleginnen und Kollegen nun zuhause im stillen Kämmerlein?
Ja. Ich habe die schwierigen Namen
für mich geübt und bei den betreffenden Personen nachgefragt, wie man diese ausspricht. Ich gehe davon aus, auch andere hätten da Probleme.

Auf einer Skala von eins bis zehn: Wie Corona-müde sind Sie?
Langsam wird man schon müde. Wir sind nun bereits über ein Jahr in die-ser Situation. In der Skala bewege ich mich nach oben. Seit Januar warte ich auf ein Impftermin.

Wie würden Sie die Corona-Politik des Bundesrats beschreiben?
Der Bundesrat hat sich in der ersten Phase gut verhalten und die Massnahmen umgesetzt, die machbar schienen. In der letzten Zeit klappt es nicht mehr so richtig mitden Massnahmen. Bei der Berichterstattung wäre weniger mehr. Mir als Gewerbler und Privatperson fehlen die positiven Meldungen.

Was tun Sie als Erstes, wenn das normale Leben wieder Einzug gehalten hat?
Das Treffen mit Bekannten und Freunden und wieder einmal gut essen gehen.

Wie starten Sie in den Frühling und die warme Jahreszeit?
Der Frühling hat für mich schon
begonnen. Die Bekleidung wird leichter und bequemer. Den Balkon oder Garten wieder nutzen. Die Natur zeigt sich mit ihrer Blütenpracht von ihrer schönsten Seite und sorgt für eine gute Stimmungin unserem Alltag.

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