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Welches Auto passt denn nun tatsächlich zu mir?

Diesel, Benziner oder Elektro – die Vielfalt an Fahrzeugen steigt massiv an. Da fällt die Auswahl schwer. Nicht jeder weiss, welches Fortbewegungsmittel für ihn oder sie das Beste ist. Der Bärnerbär gibt Hilfestellung.

Im vergangenen Jahr erlebten die Fahrzeuge mit Alternativantrieb einen riesigen Aufschwung. Darum fragen sich viele Bernerinnen und Berner: Was soll mein nächstes Fahrzeug als Antriebsenergie haben? Herkömmliche Benzin- und Dieselaggregate als thermische Antriebe stehen genauso zur Wahl wie Biogastriebsätze oder Elektroantriebe. Als Kombination von thermischer und elektrischer Kraftquelle sind die Hybridautos in den Konfigurationen Mildhybrid, Parallelhybrid sowie nachladbarer Hybrid (Plug-in) zuhauf im Angebot. In der Folge stellen wir verschiedene Fahrerinnen und Fahrer vor, die das individuelle Verkehrsmittel nicht missen möchten, aber aufgrund der unterschiedlichen Nutzung andere Bedürfnisse haben.

Benzin im Blut
Berta O. (53) aus Bümpliz fährt ihren Kompaktwagen manchmal tagelang nicht, er steht auf einem Aussenplatz. Durchschnittlich einmal pro Woche fährt sie zum Einkaufen ins drei Kilometer entfernte Einkaufszentrum, zweimal besucht sie ihre Mutter im Altersheim. Zudem muss sie alle zwei Monate für ein paar Tage in eine 52 Kilometer entfernte Spezialklinik im Berner Seeland. Sie hat sich für einen Benziner entschieden. Bruno E. (29), ledig, ist Banker und Autofan. Er hat sich einen gebrauchten, zweiplätzigen Sportwagen gekauft, weil es nur bei Benzinern bis zu 12 Zylinder gibt. Zudem schaltet Bruno die Gänge gerne selber. Gerne nutzt er das Auto auch für längere Ausflüge oder Fahrten an Veranstaltungen

Vorteile der Benzinautos: Es gibt im In- und Ausland «an jeder Ecke» eine Tankstelle. Die Bezahlung erfolgt in Bar oder über Kreditkarte und Handy.
Nachteile der Benziner: Ihr Treibstoffkonsum ist hoch, die Wirkung des Motors relativ schlecht. Dazu kommt, dass sie über kurz oder lang nicht mehr angeboten werden dürften, weil den Importeuren Strafzahlungen drohen.

Lange Strecken gehören dazu
Adrian M. (45) aus dem Breitenrain ist selbstständiger Handwerker, der auch aus weiter entfernten Regionen Aufträge erhält. Sein Einsatz ist jeweils nach recht kurzer Zeit erledigt, der Motor wird kaum je kalt. Materialnachschub beschafft er sich regelmässig im mehrere hundert Kilometer entfernten Ausland. Öfters fährt er auch mit Anhänger, wo ihm der Allradantrieb seines SUV gelegen kommt. Ein typischer Fall für einen kräftigen und sparsamen Dieselmotor.

Vorteile des Turbodiesels: hoher Wirkungsgrad. Der Selbstzünder geht zudem haushälterisch mit dem Treibstoff um. Das Tankstellennetz ist sehr dicht.
Nachteile des Dieselmotors: Eigentlich keine, ausser dass auch er Kohlenmonoxid (CO) und Stickoxide (NOx) ausstösst. Alle Dieselfahrzeuge haben heute einen Partikelflter. Leider wird auch er verschwinden.

Richtig Gas geben
Erd- oder Biogas spielt als Fahrzeug-Primärenergie nur eine marginale Rolle. Obwohl das Gas an den flächendeckend vorhandenen Tankstellen günstiger ist. Das Fahrzeugangebot beschränkt sich auf die Kleinwagen- und Kompaktklasse.

Keine halben Sachen
Anita W. (28) aus Köniz ist an verschiedenen Schulen Sprachlehrerin und moderiert zwischen den Lektionen Sendungen bei einem Lokalradio. Zudem treibt die Triathletin praktisch jeden Tag Sport in unterschiedlichen Stadien. Jede Woche einmal fährt sie zur Sportschule Magglingen, um ihr Können zu verbessern. Sie mag keine grossen Autos und hat sich darum für einen Kleinwagen mit Hybridtechnik entschieden. So hat sie lediglich dafür zu sorgen, dass immer genug Benzin im Tank ist. In der Stadt fährt sie emissionslos elektrisch, über Land mehrheitlich mit dem Dreizylinder-Benziner. Durch Rekuperation (Energierückgewinnung) beim Gleiten oder Bremsen wird die Batterie immer wieder aufgeladen.

Vorteile des Parallel-Hybrid: Die Auswahl ist in allen Fahrzeugklassen gross. Sobald ein Elektromotor im Spiel ist, haben alle Fahrzeuge eine automatische Kraftübertragung. Es gibt keine Reichweitenangst und zudem muss nur Treibstoff nachgefüllt werden.
Nachteile der Hybrid-Autos: Ob die Batterie auf dem Metallhydrid-Prinzip besteht oder Lithium-Ionen den Strom speichern, die Entsorgung der Traktionsbatterien ist nicht restlos geklärt.

Der echte Zwitter
Florian G. (37) ist Umweltingenieur beim Bund. Er teilt sich das Auto mit seiner Frau, denn ins Büro fährt er mit dem Bus. In der Garage hat er sich eine Stromtankstelle einrichten lassen, so dass die Batterie des nachladbaren (PHEV) Hybridfahrzeuges – ein fünfplätziger Kombi der gehobenen Klasse – über Nacht aufgeladen werden kann. So stehen jeden Tag gut 50 Kilometer rein elektrische Fahrt zur Verfügung. So viel benötigen die beiden nur, wenn sie am Wochenende in ihr Häuschen im Wallis fahren. Giovanni M. (54) benötigt für sein Gipser- und Malergeschäft einen Transporter, mit dem er gleich auch die Mitarbeitenden befördern kann. Er hat sich für eine rundum verglaste Version entschieden, die elektrisch angetrieben wird. Damit jedoch auch längere Strecken kein Hindernis sind, steht dem E-Motor ein kleiner Benziner zur Seite, der jedoch nur die Aufgabe hat, Strom zu produzieren. Diese Form nennt sich Hybrid mit Range Extender.

Vorteile des nachladbaren Hybridantriebes: Wenn er regelmässig geladen wird, steht immer genügend Strom – etwa für eine Stadtdurchquerung – zur Verfügung. Der Treibstoffverbrauch ist klein. Keine Reichweitenangst. Die Auswahl ist gross.
Nachteile des PHEV: Diese Fahrzeuge sind teurer in der Anschaffung, dafür günstiger im Unterhalt.

Stromer im Dienst
Die alleinstehende Dora K. (42) hat geerbt und sich davon eine moderne Wohnung sowie ein neues Auto gekauft. Sie geniesst das Leben nach ihrem Lifestylegefühl. Natürlich hängt an ihrem Parkplatz eine Wallbox. Sie liebt ihren kleinen Elektroflitzer, mit dem sie ihre Besorgungen macht sowie ab und zu auch eine längere Fahrt unternimmt.
Der Informatiker Daniel G. (37) ist beruflich viel unterwegs. Er hat sich für einen kraftvollen Stromer entschieden. Die grosse Batterie sichert ihm einen ausreichenden Aktionsradius bis gegen 500 Kilometer. Seine Fahrten plant er natürlich mit dem Computer und berücksichtigt dabei, dass sich die Batterie bei konstanter Autobahnfahrt, nachts und bei kühlen Temperaturen schneller leert als bei Überlandfahrt mit 20 Grad Lufttemperatur, wo Gleit- und Bremsphasen immer wieder die Rekuperation aktivieren.

Vorteile der Elektromobilität: E-Motoren generieren ab Drehzahl 1 die volle Kraft, sie beschleunigen sehr gut und sind flüsterleise.
Nachteile von E-Mobilen: Neben der meist schweren Batterie fährt auf Reisen ein Sammelsurium an Kabeln mit verschiedenen Steckern mit. Die Ladeinfrastruktur ist noch nicht flächendeckend gut. An den öffentlichen Ladestationen besteht die Gefahr, dass die Säule bereits besetzt oder defekt ist. Zudem kann nicht bar oder mit Kreditkarte bezahlt werden. Die Preise für eine Kilowattstunde (kWh) an den Ladepunkten schwanken stark (35 bis 89 Rappen).

Die Zukunft hat begonnen
Bereits gibt es Elektroautos zu kaufen, die mit Wasserstoff betankt werden. Dieser wird über Brennstoffzellen in Strom umgewandelt. Solange in Bern noch keine Betankung möglich ist, ist dies keine Alternative.

Roland Hofer

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