Im letzten Teil der Wahlserie stellen sich Thomas Fuchs (SVP) und Stadtpräsident Alec von Graffenried (GFL) den Fragen des Bärnerbär. Herrliche Ehrlichkeit auf zwei Seiten.
Wie würden Sie sich in drei Stichworten beschreiben?
Thomas Fuchs: Ehrlich, unkompliziert, zuverlässig.
Alec von Graffenried: Vielseitig, initiativ, gelassen.
Darf man Ihrer Meinung nach ohne schlechtes Gewissen in die Ferien fliegen?
TF: Wegen Corona momentan nicht.
AvG: Nein, ein bisschen schlechtes Gewissen ist nicht schlecht, wir fliegen zu viel und zu unreflektiert.
Wie lautete Ihr Spitzname als Kind?
TF: Füdu.
AvG: Mein Pfadiname war Guinness, nach dem Schauspieler Alec Guinness.
In welche Person waren Sie als Teenager verknallt?
TF: Sie ist heute glücklich verheiratet und ich möchte, dass das so bleibt.
AvG: In eine Schulfreundin. Unerwiderte Liebe, leider!
Was bedeutet für Sie Liebe?
TF: Zuneigung, Verantwortung.
AvG: Sehnsucht, Zuneigung, Zärtlichkeit, bedingungsloses füreinander Einstehen, miteinander teilen, vor allem auch den Humor. Erfüllte Liebe ist Glück.
Wie sah Ihr Kinderzimmer aus?
TF: Ein Kajütenbett zusammen mit meinem Bruder, viele Spielsachen und Bücher.
AvG: Unspektakulär, mein Lieblingsteil war ein Sitzsack.
Was würden Sie anders machen, wenn Sie nochmals 20 wären?
TF: Mehr in der Welt herumreisen und einzigartige Landschaften kennenlernen.
AvG: Mit 20? Keine Ahnung. Mit 14 hätte ich Gesangsunterricht nehmen sollen, statt mich mit Instrumenten abzumühen; das habe ich verpasst.
Welcher war Ihr bisher schönster Geburtstag?
TF: Zum 40. wurde im Geheimen ein grosses Fest vorbereitet und ich habe im Vorfeld wirklich nichts gemerkt.
AvG: Mein 50. Geburtstag: ein langes Wochenende mit der ganzen Familie in den Bergen.
Mit wem verbringen Sie die meiste Zeit?
TF: Mit meinen engsten Freundinnen und Freunden.
AvG: Mit meiner Frau und mit meinem Team im Erlacherhof.
Was zeigt Ihr Handy-Hintergrundbild?
TF: Standardeinstellung des iPhone.
AvG: Das Bietschhorn in der Wintersonne.
Wann haben Sie den letzten Brief geschrieben?
TF: Täglich, ich schreibe auch noch Karten aus den Ferien.
AvG: Letzte Woche einen Kondolenzbrief nach dem Tod einer Freundin.
Wann haben Sie zum letzten Mal gelogen?
TF: Ich lüge nicht, denn früher oder später kommt alles ans Tageslicht. Eine Notlüge liegt jedoch sicherlich drin, wenn man jemanden nicht verletzten will.
AvG: Im Restaurant, bei netter Bedienung und schlechtem Essen.
Bei wem müssten Sie sich fairerweise entschuldigen?
TF: Bei all denen, für die ich zu wenig Zeit hatte.
AvG: Man kann sich nicht entschuldigen, man kann nur um Entschuldigung bitten. Ich versuche, das immer gleich zu erledigen, ich glaube, es ist zurzeit keine Entschuldigung pendent.
Wann und weshalb haben Sie das letzte Mal geweint?
TF: Bei einem kürzlichen Todesfall von einem guten Bekannten, den ich trotz seiner Krankheit so schnell nicht erwartet habe. Niemand wird gefragt, wann er abtreten soll.
AvG: Beim Schreiben des Kondolenzbriefs für meine Freundin letzte Woche, als ich mir das Lied von Noir Désir aus der Todesanzeige anhörte.
Wann und worüber haben Sie sich zuletzt richtig geärgert?
TF: Dass der rot-grüne Stadtrat das Geld für den Anlass Rendez-vous Bundesplatz gestrichen hat und die SP beim Tierfutter für den Tierpark Dählhölzli Geld einsparen will.
AvG: In der Budgetdebatte im Stadtrat, über gut gemeinte, aber schlecht fundierte Sparvorgaben und Mehrausgaben des Stadtrats.
Worin sind Sie richtig schlecht?
TF: Im Abnehmen.
AvG: Ich kritisiere zu schnell, zu oft, zu kleinkariert, statt zuerst einmal das Gute zu loben.
Für welche Eigenschaften an Ihnen bekommen Sie oft Komplimente?
TF: Gute und spontane Ideen, Hilfsbereitschaft.
AvG: Fürs Kochen und zuletzt vor allem für die Art und Weise des Umgangs und der Beendigung des Klimacamps auf dem Bundesplatz.
Welche Superkraft würden Sie gerne besitzen?
TF: Sich von Ort A zu Ort B beamen zu lassen.
AvG: Politik ist ungerecht. Lügen und falsche Entscheide werden kaum bestraft. Wenn ich könnte, würde ich das ändern.
Wenn Sie einen Tag lang Königin oder König der Schweiz wären – was würden Sie befehlen?
TF: Ich würde die Amtsdauer verlängern.
AvG: Ich würde statt des Militärdienstes einen Gemeinschaftsdienst für alle, erleichterte Einbürgerungsvorschriften und das Stimmrecht ab 16 für alle einführen, die mehr als fünf Jahre in der Schweiz leben.
Was war Ihre folgenschwerste Entscheidung?
TF: Das weiss ich nicht, jeder Entscheid hat Folgen und jeder Nicht-Entscheid auch.
AvG: Sicher private Entscheidungen, Partnerschaft, Kinder, Berufswahl – aber wie frei sind wir bei solchen Entscheidungen?
Was war das Gemeinste, das Sie je getan haben?
TF: Jemanden so erschreckt zu haben, dass er mir am Ende selber leid tat.
AvG: Joker, ich weiss es nicht.
Finden Sie persönlich, dass Sie Ihr Honorar wert sind?
TF: Ja, die Senkung der Gemeinderatslöhne habe ich ja selber mit einer Volksinitiative lanciert und erfolgreich gewonnen.
AvG: Ja. Weil ich mit Haut und Haar von früh bis spät vollen Einsatz leiste.
Wer ist für Sie die meistüberschätze Persönlichkeit?
TF: Alle Leute, die sich zu wichtig nehmen.
AvG: Leute aus der Politik werden überschätzt, Wissenschaft und Kultur werden unterschätzt. Welchen Bundesrat von 1905 kennen Sie noch, als Einstein und Klee in Bern lebten?
Was tun Sie als Erstes, wenn Sie nach einem anstrengenden Tag nach Hause kommen?
TF: Schuhe und Socken ausziehen, aufs Bett hüpfen und eine Kurzpause machen.
AvG: Cornelia umarmen.
Was ist Ihr liebstes Schimpfwort?
TF: Ich denke, hier lesen auch Kinder mit!
AvG: Gopf!
Was darf in Ihrem Kühlschrank nicht fehlen?
TF: Eiswürfel, Cola Zero und frische Früchte.
AvG: Milch.
Was tragen Sie zuhause, wenn Sie (fast) niemand sieht?
TF: Shirt und Shorts.
AvG: Meist irgendeinen Faserpelz und Timberlandschuhe.
Was bestellen Sie im Restaurant nie?
TF: Veganes.
AvG: Tintenfisch, Kutteln, Coca-Cola, Whisky
Wie viel Alkohol trinken Sie?
TF: Meistens keinen Alkohol, dafür muss ich dann immer mit dem Auto fahren.
AvG: Regelmässig, aber immer mässig, ich war seit Jahrzehnten nicht mehr betrunken.
Ernähren Sie sich gesund?
TF: Hat deutliches Verbesserungspotenzial.
AvG: Grundsätzlich ja, aber zu viel Schokolade.
Essen Sie Fleisch?
TF: Ja, und das werde ich mir auch nicht verbieten lassen.
AvG: Zunehmend weniger, zwei- bis dreimal pro Woche.
Was mögen Sie an Ihrem Äusseren besonders?
TF: Meine Augen.
AvG: Meine Grösse, mit 1,89 Metern hat man einen guten Überblick.
Welche Aufmerksamkeit schenken Sie Ihrer optischen Erscheinung?
TF: Ich probiere gut angezogen zu sein und nie nach Schweiss zu riechen oder ungepflegt aufzutreten.
AvG: Wohl viel weniger als viele denken. Aber meine Familie schaut gut zu mir und ist da sehr aufmerksam.
Würden Sie Geld ausgeben für Schönheits-OPs?
TF: Stand heute nicht.
AvG: Lifting, Nasenkorrekturen und solches Zeugs: nie! Fürs Fettabsaugen und einen Leberfleck wegmachen habe ich aber Verständnis.
Wie lange brauchen Sie morgens im Badezimmer?
TF: Maximal 10 Minuten inklusive Dusche.
AvG: Gut 10 Minuten fürs Duschen und Rasieren, wobei ich eine spezielle Gewohnheit habe: Ich rasiere mich immer unter der Dusche.
Besitzen Sie einen Organspendeausweis?
TF: Ich hatte mal einen ausgefüllt. Ich fände ein System sinnvoll, dass nur jene Organe erhalten, welche auch bereit sind, Organe zu spenden.
AvG: Ja. Ich finde, das sollten alle für sich aktiv entscheiden, ob sie Organe spenden würden. Zudem sollten alle ab 50 ein Testament und eine Patientenverfügung verfassen.
Was nervt Sie an Ihrer Partei am meisten?
TF: Dass wir immer erst im Nachhinein Recht bekommen.
AvG: Die Grünen sind seit jeher international ausgerichtet, lehnten aber 1992 den EWR ab, da bin ich ausgetreten und erst wieder eingetreten, als sich die Grünen zu Europa bekannt haben. Ich stehe zu Europa und zur EU, wir brauchen das Rahmenabkommen, ich wäre auch für einen EU-Beitritt der Schweiz. Dieses Bekenntnis zu Europa verlange ich auch von den Grünen, und ich ärgere mich, dass sie da nicht klar sind.
Wofür würden Sie Ihre letzten 100 Franken ausgeben?
TF: Eine Spende an die Berner Samariter – damit auch der letzte Franken gut angelegt ist.
AvG: Für ein Essen zu zweit im Café Postgasse.
Welches Lied soll an Ihrer Beerdigung gespielt werden?
TF: Ein Auftritt von Melanie Oesch von Oesch’s die Dritten oder Luca Hänni, denn man soll sich positiv und nicht traurig an mich erinnern.
AvG: «Solveigs Lied» aus der Peer Gynt Suite von Edvard Grieg, der zweite Satz aus dem Klarinettenkonzert von Mozart, und «Let the Sunshine in» aus dem Musical Hair.
Wieso soll man ausgerechnet Sie in den Gemeinderat wählen?
TF: Damit die bürgerliche Stimme endlich wieder im Gemeinderat vertreten ist und aus Liebe zu Bern.
AvG: Weil ich ein Stadtpräsident für alle bin, weil ich es sehr gerne und engagiert mache und weil ich mit Bern noch viel vorhabe.
Aufgezeichnet: Yves Schott