Am 13. Februar stimmt die Schweiz über ein Werbeverbot für E-Zigaretten und Tabakprodukte ab. Was das bedeutet und wie die Branche jetzt schon Jugendschutz betreibt, erklärt Michael Mosimann, Inhaber von World of Vape in Bern.
Was sind eigentlich E-Zigaretten?
Eine E-Zigarette besteht aus einem Akkuträger, der die Energie liefert, und einem Verdampferkopf. In diesem befindet sich ein Gemisch, das Liquid genannt wird. Dieses enthält verschiedene Aromen, eine neutrale Base und meist auch Nikotin. Die E-Zigarette verdampft ohne Verbrennungsstoffe nur durch Wärme das Liquid und setzt so Geschmacks- und nikotinhaltigen Dampf frei.
Sind diese gesünder als normale Zigaretten?
Ich finde diese Diskussion sehr langweilig. Jeder Mensch weiss, dass jegliche Form von Rauchen schädlich ist. Eine neue britische Studie hat gezeigt, dass E-Zigaretten 95 Prozent weniger schädlich sind als normale Zigaretten. In Ländern wie Frankreich und Grossbritannien hat man dies bereits erkannt. Schade, dass in der Schweiz immer noch falsche Informationen verbreitet werden, was die Schädlichkeit von E-Zigaretten angeht. Dennoch sollte man auch das «Dampfen» nicht verharmlosen. Das ist und bleibt ein Genuss für Erwachsene.
E-Zigaretten gelten als Einstieg in den Ausstieg aus dem Rauchen. Können Sie das kurz erklären?
Mit E-Zigaretten ist es möglich, den Nikotingehalt immer weiter langsam zu senken. Irgendwann ist man ganz nikotinfrei, kann sogar aufhören zu dampfen und hat somit auch das Rauchen aufgegeben.
Was sind Ihre Tipps für jemanden, der vom Rauchen zum Dampfen übergehen und dann vielleicht ganz aufhören möchte?
Wichtig ist, dass man nicht aufgibt und bei der Stange bleibt. Es kann sein, dass die ersten Gehversuche mit einer E-Zigarette nicht funktionieren und man wieder zu einer normalen Zigarette greift. Dann ist es umso wichtiger, es noch einmal zu versuchen. Dabei hilft eine gute Beratung in einem Shop und auch das Ausprobieren verschiedener Geräte.
Stehen E-Zigaretten oder Dampfis eigentlich in Konkurrenz zu Shishas?
Nein, überhaupt nicht. Das sind zwei völlig unterschiedliche Formen. Es gibt beispielsweise eine ganz andere Klientel. Dampfen hat etwas mit Entwöhnung zu tun, Shisha raucht man meistens für den Genuss.
Ist Dampfen umweltfreundlicher als Rauchen? Stichworte Zigarettenstummel, Asche und Aschenbecher.
Definitiv. Vor allem die Zigarettenstummel belasten die Umwelt enorm. Es dauert sehr lange, bis diese von der Natur abgebaut werden. Zudem schaden die weiteren Stoffe in einer Zigarette der Umwelt. Diese fallen bei den E-Zigaretten weg.
Aber günstiger sind E-Zigaretten doch allemal?
Das kommt immer drauf an, welche Vorlieben man hat, was und wie viel man raucht. Aber im Grossen und Ganzen ist es sicherlich im Normalfall etwas günstiger. Ausserdem ist uns aufgefallen, dass Raucherinnen und Raucher nicht so preissensitiv sind. Wenn jemand sich für E-Zigaretten interessiert, hat das meist gesundheitliche Gründe, weniger finanzielle.
Wie sieht die E-Zigaretten-Szene in Bern aus?
Die Szene in Bern ist derzeit recht überschaubar, wobei man dazu sagen muss, dass sie wieder wächst. Die Branchengeschäfte in der Stadt kennen sich untereinander und wir pflegen einen sehr guten Umgang miteinander. Die meisten sind auch im Branchenverband Swiss Vape Trade Association SVTA organisiert.
Wer dampft in Bern eigentlich alles?
Das ist unterschiedlich und sehr durchmischt. Zu uns in den Shop kommen Personen im Alter von 19 bis 80 Jahren. Dabei gibt es keine sozialen Unterschiede. Von Maurern bis zu Ärztinnen ist alles dabei. Allerdings muss man einen Unterschied machen: Tendenziell ist der grössere Teil der Kundschaft männlich. Das liegt daran, dass Männer einfach mehr rauchen.
Beschreiben Sie mal den typischen Dampfer oder die typische Dampferin.
Die typische Dampferin oder den typischen Dampfer gibt es nicht. Unsere Kundinnen und Kunden sind so breit gefächert und unterschiedlich, wie die Menschen nun mal sind.
Hand aufs Herz: Wie viele Kinder oder Minderjährige kennen Sie, die eine E-Zigarette nutzen?
Das Problem, dass Jugendliche Zigaretten oder E-Zigaretten rauchen, ist bekannt und nicht von der Hand zu weisen. Daher gilt schon seit mehreren Jahren in den Mitglieder-Shops des SVTA ein Zutritt nur für Personen über 18 Jahren. Die schwarzen Schafe sind nicht die E-Zigaretten-Läden, sondern es mangelt an der Kontrolle der Gesetze. Damit man mich nicht falsch versteht: Wir sind für die Umsetzung eines strikten Jugendschutzes. Ein gut umgesetztes Werbeverbot ist voll in unserem Sinne. Allerdings ist die Initiative so, wie sie jetzt ist, zu stark formuliert und schadet mehr, als dass sie hilft. Durch das Werbeverbot wird uns beispielsweise die Möglichkeit genommen, auf unser Angebot aufmerksam zu machen, dass ja gerade durch Reduktion von Nikotin etc. zum Ziel hat, ganz mit dem Rauchen aufzuhören. Ausserdem können wir auch nicht auf unsere Beratung hinweisen, was in Sachen Dampfen sehr wichtig ist.
Wie würde sich eine Ablehnung oder Annahme der Initiative auf die Stadt Bern und ihre Szene auswirken?
Das kommt darauf an, wie die Initiative umgesetzt wird. E-Zigaretten sind für Personen, die mit dem Rauchen aufhören wollen. Wir wünschen uns einfach, dass wir da vom Gesetzgeber etwas mehr Unterstützung erhalten.
Dampfen scheint gesünder als Rauchen zu sein und ist oft der erste Schritt zum Ausstieg aus dem Tabakkonsum. Eigentlich helfen Sie ja Menschen, ihre Sucht zu besiegen. Jetzt würden Sie durch die Initiative abgestraft, oder?
Ja, wir können unsere Produkte und vor allem unsere Beratung nicht mehr bewerben. Der Umstieg aufs Dampfen und damit der komplette Ausstieg aus dem Rauchen wird dadurch sehr erschwert.
Wie beurteilen Sie den Gegenvorschlag von Bundesrat und Parlament, wonach Tabakwerbung nur in Kinos und auf Plakaten verboten wäre?
Den Gegenvorschlag finden wir besser. Die Initiative schiesst weit über das hinaus, was realistisch ist. Mit dem Gegenvorschlag können wir weiterhin Werbung betreiben und ein Jugendschutz wäre ebenfalls gewährleistet.
Dennis Rhiel