Wir sind überwältigt: Fast 1000 Leserinnen und Leser haben für uns Bärner Bären gespendet. Wir sind zugleich enttäuscht: Vom Bundesrat und vom Parlament fühlen wir uns im Stich gelassen.
Das wird wohl auch beim Massnahmenpaket für die Medien der Fall sein, das vom Bundesrat verabschiedet worden ist und gegenwärtig im Parlament beraten wird. Das Problem des Bärnerbär ist dabei weder sein «Revier» – das ist immerhin unsere geliebte Hauptstadt inklusive deren gesamte Agglomeration – noch die imposante Auflage von über 105000 Exemplaren. Auch der journalistische Inhalt, der sich dank unserer publizistischen Vorwärtsstrategie von 2017 bis Anfang 2020 auch mengenmässig stark entwickelt hat, ist nicht schuld. Nein, das Problem des Bärnerbär ist, dass er gratis ist. Das ist kein schlechter Witz, sondern traurige Realität. Das erwähnte Massnahmepaket verfolgt gemäss dem Bundesrat das Ziel, einen «Beitrag zu einem vielfältigen, gleichwertigen Medienangebot in allen Regionen und Landessprachen in Radio, Fernsehen, Tages- und Wochenzeitungen sowie online» zu leisten. Ausgangspunkt des Gesetzesentwurfs ist die Anerkennung des zentralen Stellenwerts der Medien für die direkte Demokratie, da diese einen wichtigen Informationsauftrag erfüllen und Debatten wie auch Diskussionen in der Bevölkerung anstossen.
Stossende Ungleichbehandlung
Selbstverständlich ist auch der Bärnerbär ein fester Bestandteil der lokalen und regionalen Medienlandschaft, hat einen hohen Informationsgehalt und erfreut sich bei den Leserinnen und Lesern in und um Bern grosser Beliebtheit. Dennoch wird er von den Fördermassnahmen ausgeschlossen, welche im Gesetzesentwurf vorgesehen sind. Dass alle Gratiszeitungen bei der Corona-Nothilfe und bei der Presseförderung leer ausgehen, ist aus unserer Sicht unfair, willkürlich, stossend und führt zu einer Wettbewerbsverzerrung. Hier ist der Bundesrat aus unserer Sicht inkonsequent.
Wir werden niemals aufgeben
So, fertig gejammert! Schliesslich sind wir stolze Mutzen und werden niemals aufgeben. Zudem haben wir während der Krise auch zwei sehr schöne Erfahrungen machen dürfen: Wir merkten bald, dass viele Werbekunden weiterhin auf uns zählen. An dieser Stelle danken wir all diesen Unternehmen herzlich. Weiter haben wir uns enorm darüber gefreut, dass unser Spendenaufruf auch bei Ihnen, geschätzte Leserinnen und Leser, ein grosses Echo ausgelöst hat. Auch Ihnen gebührt unser Dank. Als symbolisches «Merci» haben wir stellvertretend mit Gabriela Keller eine spendable Leserin und mit Ulrich Grindat einen spendablen Leser interviewt. Ihnen bieten wir auf dieser Doppelseite den Grossteil der Fläche. Das bereitet auch uns mehr Freude als bloss zu motzen.
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Was gefällt Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, am Bärnerbär? Weshalb haben viele von Ihnen für uns gespendet? Gabriela Keller und Ulrich Grindat besuchten uns auf der Redaktion und lieferten die Antworten.
Gabriela Keller und Ueli Grindat, herzlichen Dank für Ihre Spenden, die Sie dem Bärnerbär respektive uns Macherinnen und Macher haben zukommen lassen. Weshalb diese Grosszügigkeit uns gegenüber?
Gabriela Keller: Der Lockdown war auch für mich ein Schock. Ich merkte bald, dass wir in der Kindertagesstätte, in der ich arbeite, nicht werden schliessen müssen und ich stets den vollen Lohn erhalten werde. Deshalb wollte ich Personen und Firmen helfen, bei denen das nicht unbedingt der Fall ist. Als ich den Spendenaufruf im Bärnerbär las, war mir sofort klar, dass ich da helfen will. Schliesslich lese ich den Bärnerbär seit vielen Jahren und habe hierfür noch keinen einzigen Franken bezahlt. Kommt hinzu, dass ich vor ein paar Jahren bei einer Verlosung ein Konzertticket gewonnen und so zusätzlich vom Bärnerbär profitiert hatte. Während des Lockdowns konnte und wollte ich dem Bärnerbär endlich etwas zurückgeben. Das tat ich dann in Form einer kleinen Spende. Übrigens spendete ich auch für die Glückskette und half einem lokalen Blumenladen.
Ueli Grindat: Bei mir sind es dieselben Überlegungen, die mich zum Spenden animiert haben. Hinzu kommt der Lokalpatriotismus, den wir in Bern jetzt mehr denn je leben sollten. Denn wir Bernerinnen und Berner helfen uns gegenseitig am besten, wenn wir hier einkaufen, hier essen gehen und auch die hiesigen Kulturangebote nutzen. Dann bleibt das Geld nämlich in Bern. Weil mich der Bärnerbär sonst nichts kostet, dachte ich ebenfalls, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen ist, der Crew etwas Gutes zu tun und ein kleines Zeichen zu setzen. Und ja: Ich habe auch an mich gedacht, schliesslich will ich den Bärnerbär auch in den kommenden Jahren lesen.
Was mögen Sie am Bärnerbär?
Grindat: Er ist spannend und unterhaltsam zugleich. Diesen Spagat schafft längst nicht jede Zeitung. Ich habe ein paar Jahre in Wien gelebt und schätzte dort die TV-Sendung «Seitenblicke». Die war ähnlich konzipiert wie der Bärnerbär und zog mich ebenfalls jedesmal in den Bann. Und ja, ich mag die People-Seiten besonders. Schnell zu schauen, wer an welchem Event mit wem abgelichtet wurde, finde ich ich überaus spannend. Ich schätze aber auch die ausführlichen Reportagen und Interviews. Zudem mag im Wirtschaftsteil die Serie «Bärner KMU» besonders. Die ganze Zeitung lese ich eher selten. Da reicht mir die Zeit nicht. Dies auch, weil der Bärnerbär inhaltlich an Gewicht zugelegt hat. Das können Sie als Kompliment auffassen.
Keller: Ich schmökere ebenfalls sehr gerne in den Peopleseiten. Wenn ich jemanden aus meinem Bekanntenoder Freundeskreis darauf erkenne, mache ich oft ein Foto vom entsprechenden Bild und schicke es ihnen per SMS oder WhatsApp zu. Auch die Rubrik «Kopf der Woche» mag ich sehr. Diese ist immer sehr pointiert und knackig formuliert. Generell schätze ich die positive und konstruktive Berichterstattung des Bärnerbär.
Wann und wo lesen Sie den Bärnerbär?
Keller: Meistens blättere ich ihn sofort durch, wenn ich ihn an meinem Arbeitsort im Weissenbühl aus dem Briefkasten nehme. Richtig Zeit zum Lesen nehme ich mir dann sehr gerne zuhause.
Grindat: Ich erhalte den Bärnerbär zuhause, weil ich am Briefkasten einen «Bärnerbär. Ja, gärn»-Kleber angebracht habe. Meistens habe ich das gesamte Werk bis spätestens am Donnerstag gelesen.
Wo können wir Bärner Bären noch zulegen?
Keller: Ich wünsche mir mehr Beiträge über Kinder und Jugendliche. Sie sind ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft
Grindat: Eine Gastrorubrik fände ich toll. Ein Redaktor könnte Restaurants besuchen gehen und darüber berichten. Das sollte dann keine todernste Kritik sein, sondern eine eher lockere und auch witzige Sache.
Dominik Rothenbühler