
Kurt Sahli ist wohl Berns berühmtester und originellster Bäcker. Seit 20 Jahren zaubert der Ängelibeck aus seinem Holzofen himmlisches Bio-Gebäck für freche Engel und brave Bengel.
Das Unternehmen Ängelibeck ist eine Erfolgsgeschichte, die vor 20 Jahren ihren Anfang genommen hat. Kurt Sahli setzte voll auf knusprige Bio-Produkte, die im Holzofen langsam gebacken werden. Das geschmackvolle Gebäck des Berner Bio-Becks wird von der Kundschaft heiss begehrt.
Um Mitternacht, wenn normale Menschen längst im Bett träumen, beginnt für Kurt Sahli und sein Team in Köniz die harte Arbeit. In der modernen Bäckerei an der Bläuackerstrasse kneten starke Frauen- und Männerhände den Teig und aus dem grossen Holzofen werden knusprige Brote und Nussgipfel herausgeschoben. Das frische Bio-Gebäck wird dann in den frühen Morgenstunden zu den sechs Ängelibeck-Filialen, auf den Markt sowie in die Cafeterias der Steuerverwaltung und der Fachhochschule ausgeliefert.
Gutes Brot braucht seine Zeit
«Ein gutes Brot braucht halt seine Zeit und da spielt die so genannte Triebführung eine grosse Rolle», sagt Kurt Sahli. Triebführung heisst die Zwischenzeit vom Machen des Teiges bis man ihn in den Ofen schiebt. Das kann man in zwei Stunden oder in zwei Tagen erledigen. Bei zwei Stunden Triebführung schmeckt ein Stück Brot wie Sagex und es ist nach zwei Stunden pickelhart. Bei einer Triebführung von einem bis zwei Tagen – wie es beim Ängelibeck praktiziert wird – ist das Brot aromatisch, grossporig und qualitativ viel besser, als bei einem industriell auf die Schnelle hergestellten Brot. Deshalb ist die Haltbarkeit vier Tage länger. Und durch das langsamere Backen im Holzofen wird das Brot noch besser.
Name ist ein Glückstreffer
Nicht nur Sahlis Bio-Gebäcke, sondern auch der Name Ängelibeck und das Logo mit dem Ängeli kamen in Bern gut an. «Dieses Label ist wirklich ein Lucky Punch», sagt Kurt Sahli. Die mit ihm befreundete Berner Grafikerin Sonja Kräuliger (freshfish-postcards) hat den Namen mit einer Blitzidee aus heiterem Himmel ins Leben gerufen und dann das
Ängeli visuell umgesetzt.
Sahli setzt auf lokale Lieferanten
Eigentlich könnte Kurt Sahli – der heute 72 Mitarbeitende beschäftigt – zurücklehnen. Doch davon will der Vater von vier Kindern nichts wissen. Der 53-jährige Bäckermeister hat Freude an seinem Beruf und jetzt setzt er die Messlatte für seine Bio-Produkte sogar noch höher: «Weil der Name Bio heute relativ ist, will ich meine Produkte noch um einen Schub verbessern und deshalb weniger globale Bio-, dafür mehr lokale Demeter-Produkte einkaufen», sagt er. Demeter ist das hohe Qualitätslabel der biodynamisch angebauten Lebensmittel. Wer Demeter-Lebensmittel einkauft, weiss, dass dahinter eine konsequent naturnahe und nachhaltige Landwirtschaft und Verarbeitungsweise steht.
Das weiss auch Kurt Sahli, der etliche solche lokale Bauern ins Boot geholt hat: So Fritz Sahli und Theo Schädeli aus Uettligen, die für den Ängelibeck hochwertiges Getreide anbauen. Anschliessend mahlt der Hindelbanker Müllermeister Christian Luginbühl das Korn schonend. Die Eier kommen ebenfalls aus Uettligen, von Bauer Fritz Sahli.
Erfolgsgeschichte geht weiter
Der Ängelibeck hat Vertrauen zu seinen lokalen Lieferanten und er steht auch voll zu seinen eigenen Produkten. So führt der Berner Bio-Beck mit Weitblick seine irdische Erfolgsgeschichte mit den himmlischen Gebäcken weiter. Kurt Sahli mag nicht missionieren – doch sein Erfolgs-Credo gibt er preis: «Eine gute Sache soll man nicht in die Welt hinausposaunen, man muss sie einfach tun.»
Jürg Spori