An: Marc Lüthi, CEO SC Bern
Betreff: Den Langnauern helfen
Lieber Marc
Als Manager des SC Bern obliegt es Dir, über den Spieltag hinauszudenken. Du bist also ein Stratege. Heute haben wir wieder einmal ein schönes Beispiel dafür, dass langfristiges, also strategisches Denken wichtiger sein kann als das Tagesgeschäft.
Die SCL Tigers sind im Tempel zu Gast. Ein Sieg, möglichst ein klarer gegen «Chäsigen» aus Langnau muss eigentlich der erste Gedanken eines SCB-Managers sein. Eigentlich. Aber in diesem Falle könnte für einmal eine Niederlage von Vorteil sein.
Was, wenn den Langnauern am Ende drei Punkte für Platz 8 fehlen und dafür Gottéron, Servette oder gar Lugano den 8. und letzten Playoffrang erreichen? Das wäre für den SCB sehr ärgerlich. Natürlich darf es für den grossen, mächtigen SCB gar keine Rolle spielen, wie der Gegner im Viertelfinal, im Halbfinal oder Final heisst. Wer meisterliches Selbstvertrauen hat, dem ist der Gegner egal. Und es gibt wahrlich genug Gründe für Deinen SCB, die Playoffs mit meisterlicher Zuversicht zu beginnen.
Und doch: Die Langnauer wären im Viertelfinal halt schon «gäbiger» als Lugano, Gottéron oder Servette. Einerseits wegen der Reisestrapazen (Servette), andererseits wegen der Unberechenbarkeit (Gottéron) und der Leistungsstärke (Lugano). Gegen Langnau wäre hingegen bei kurzen Reisewegen die Halbfinalqualifikation garantiert und es wäre sogar so einfach, dass mit einer absichtlichen Niederlage ein drittes Heimspiel provoziert werden könnte.
Also den SCL Tigers am Freitag im Hinblick auf die Playoffs drei Punkte überlassen? Daran darf der SCB-Manager natürlich nicht einmal denken, geschweige denn reden. Aber ganz heimlich, wirklich ganz heimlich, wenn es garantiert sicher niemand merkt, darfst Du den Langnauern heute Abend die Daumen drücken. Um dann im Falle einer Niederlage hinterher doch mit streng-säuerliche Miene so zu tun, als würdest Du dich ärgern.
Mit freundlichen Grüssen
Klaus Zaugg, Sport-Experte und Chronist