Liviahorizontal

Die Frau, die «Dr Muuwurf mit em Gagi ufem Chopf» spielt

Livia Franz ist Schauspielerin, Autorin und Assistentin beim Theater Matte. Als Maulwurf begeistert sie Gross und Klein. Aktuell spielt sie im Stück «Vier Stern Stunden» eine ambitionierte Bloggerin.

Livia Franz holt auf Bitten des Bärnerbärs eine spezielle Requisite aus dem Theaterfundus: Ein aus Filz gestaltetes «Gagi», welches man sich auf den Kopf setzen kann. Sie braucht dieses Unding im Stück «Dr Muuwurf mit em Gagi ufem Chopf», das seit 2015 im Theater Matte und auf Tour gespielt wird. Die Handlung basiert auf dem Bilderbuch «Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat» von Werner Holzwarth (Text) und Wolf Erlbruch (Illustrationen). Längst ist das Buch, das in 27 Sprachen übersetzt wurde, ein weltweiter Hit.

Die Geschichte ist scheinbar simpel. Einem Maulwurf fällt ein Häufchen auf den Kopf. Um herauszufinden, von wem es stammt, fragt er bei verschiedenen Tieren nach. Gemeinsam mit dem Maulwurf begeben sich die Kinder auf die Suche nach Freundschaft. Dabei lernen sie auf spielerische Weise die unterschiedlichen Ausscheidungen von Tieren kennen. Markus Maria Enggist, der auch der Intendant des Theaters Matte ist, spielt in dieser berndeutschen Version die anderen Tiere, denen der Maulwurf begegnet. Franz ist mit dem Theater Matte eng verbunden. Nebst ihren regelmässigen Auftritten als Schauspielerin ist sie in der 2010 gegründeten Spielstätte auch als Autorin von Theaterstücken für Kinder und als Assistentin tätig.

Hochnäsiger Literat
Aktuell spielt Franz in der Komödie «Vier Stern Stunden» des österreichischen Autors Daniel Glattauer eine ambitionierte Bloggerin. Die Handlung spielt sich in einem abgetakelten Kurhotel ab, wo stets Kulturanlässe stattfanden. Der Juniorchef (Adamo Guerriero) hat jedoch mit Kultur nicht viel am Hut. Nichtsdestotrotz wird ein hochnäsig wirkender Literat (Gian Pietro Incondi) eingeladen und von einer aufgeregten Moderatorin (Barbara Seidel) vor Gästen interviewt. Franz spielt die um etliche Jahre jüngere Freundin des Autors. Während er offensichtlich genug vom öffentlichen Leben hat, möchte sie durchstarten. «Sie will die Gesellschaft aufrütteln», so Franz über ihre Figur. Schliesslich sprayt sie ein Transparent und stört die Literaturveranstaltung. Wie der Titel es nahelegt, erleben alle Figuren ihre persönliche Sternstunde und brechen schliesslich auf zu neuen Ufern. Regie führt Markus Maria Enggist, mit dem Franz schon öfters als Paar auf der Bühne stand. «Wir sind Seelenfreunde», beschreibt Franz ihre Beziehung zu Enggist.

Die Tücken der Mutterschaft
Im Theater Matte stand Franz schliesslich erstmals als schwangere Frau im Stück «Nabelschnüre» von 2011 auf der Bühne. In Form von Episoden werden die Tücken der Mutterschaft verhandelt. Franz spielte eine Schwangere, die genug davon hat, auf Alkohol zu verzichten und mit geschwollenen Füssen herum zu watscheln. Ironischerweise war Franz selbst schwanger, als sie diese Figur spielte. Mittlerweile ist sie dreifache Mutter. Kinder im Publikum nimmt sie mindestens so ernst wie Erwachsene. «Sie sind ehrlich. Haben keine Hemmschwelle auszudrücken, ob ihnen etwas gefällt oder nicht.» Gemeinsam mit Markus Maria Enggist gründete sie 2019 «DAS Kindertheater Bern». Das Stück «So ein Dingsda, da» (2019) ist eine Eigenproduktion der beiden.
Das «Theaterstück mit Musik für Menschen ab drei Jahren» erzählt von einer Maus (Markus Maria Enggist), die sich wundert, wer ihren Garten als Müllhalde benutzt. Es ist die von Franz gespielte fleissige Ameise. Bis zur gemeinsamen Annäherung braucht es einige Schlagabtäusche. «Wir haben uns für dieses Stück viel mit Tieren auseinandergesetzt», so Franz. Wer wen spielt, stand lange offen, ergab sich während des Improvisierens. «Die Ameise ist immer irgendetwas am Transportieren», so Franz. Im Stück stösst sie auf allerlei Dinge und auf ein Rätsel, das gemeinsam mit den Kindern im Publikum gelöst wird. «Im Erwachsenentheater wurde ich häufig als etwas naive Person eingesetzt», so Franz. Eine wirklich unsympathische oder gar böse Figur hat sie bisher noch nicht gespielt. «Es würde mich reizen.»

Helen Lagger

Livia Franz wurde am 28. September 1985 in Jegenstorf geboren. Die gelernte Kleinkinderzieherin baute eine KITA auf, bevor sie die Schauspielerei zu ihrem Beruf machte. Seit 2006 spielt sie Theater, seit 2011 steht sie auf der Bühne im Theater Matte. Franz lebt in Bern, ist verheiratet und Mutter dreier Kinder.

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