Peach Weber

«Am liebsten habe ich jene Gäx, die auf meine Kosten gehen»

Am kommenden Montag tritt Peach Weber in Bern auf. Im Interview mit dem Bärnerbär erzählt der beliebte Komiker, was er während des Lockdowns gemacht hat, wie er mit skeptischen Kollegen umgeht und welche seiner Sprüche er am besten mag.

Peach, haben Sie sich bei Ihren Auftritten bereits wieder an Publikum gewöhnt oder ist es nach dem langen Unterbruch immer noch ein spezielles Gefühl?
Natürlich ist es eine ganz besondere Freude. Die Art von Comedy, wie ich sie mache, die lebt zu hundert Prozent vom Publikum. Das Publikum ist für mich auch der einzig legitime Kritiker, die Leute haben Eintritt bezahlt und ich muss abliefern. Es gibt auch Komiker, die nach abverheiten Auftritten meinen, das Publikum sei halt schlecht gewesen. Nein, ich muss mit jedem Publikum umgehen können, sonst sollte ich zum Berufsberater.

Mit welchem Hobby, das Sie vor Corona nicht ausübten, haben Sie während der Pandemie begonnen?
Für mich hat sich nichts geändert. Ich konnte mich schon vorher sehr gut selber beschäftigen, das kam mir jetzt zugute. Erst so nach einem Jahr dachte ich: «So jetzt aber wieder mal endlich auf die Bühne.» Aber ich bin keine Rampensau, die krank wird, wenn sie eine Zeitlang Pause hat.

Gab es Momente, in denen Sie sich einsam gefühlt haben?
Wenn man sich selber als guten Freund hat, ist man nie einsam. Natürlich sind Sozialkontakte sehr wichtig, wer aber nicht fähig ist, auch zufrieden zu sein, wenn er allein ist, der hat es schwer im Leben und geht oft fragwürdige Beziehungen ein, nur, um nicht allein zu sein. Das rächt sich aber früher oder später.

Viele Leute wussten nicht, wie sie die Zeit im Lockdown totschlagen sollten. Sie haben diese augenscheinlich für ein neues Programm genutzt. Erzählen Sie!
Eigentlich ist meine Planung ziemlich gut aufgegangen. Im ersten Lockdown habe ich mir gesagt: Das Einzige, was ich tun kann, ohne andere Leute dafür zu brauchen, das war ein neues Programm zu schreiben. Als es im Sommer ruhiger wurde, konnte ich die CD-Aufnahmen mit Live-Publikum machen, die CD herausgeben und ein paar Vorstellungen absolvieren, bevor der Vorhang wieder fiel.

Wie stark ist Corona Bestandteil von «Gäxplosion»?
Das ist im untersten nullstelligen Bereich. Ich wusste, die Leute wurden in dieser Zeit mit lustigen und unlustigen Corona-Gags überflutet und haben sicher nachher einfach das Bedürfnis, einen Abend lang von diesem Thema nix zu hören. Das hat sich bestätigt. Die Leute sind froh, wieder mal zwei Stunden unbeschwert lachen zu können.

Bei Ihren Vorstellungen, wie bei allen anderen auch, gilt 3G. Richtig?
Ja, im Moment geht es einfach nicht anders, da nützt alles Herummotzen nichts. Immerhin kann man unter diesen Bedingungen wieder anfangen. Ich habe jedenfalls noch keinen anderen, intelligenten Vorschlag gehört.

Welches Zeugnis stellen Sie dem Bundesrat in der Pandemie aus?
Ich habe grössten Respekt vor den Politikern, die in einer höchst ungewissen Situation hinstehen, Entscheidungen treffen mussten und Verantwortung übernahmen. Sie mussten sich beschimpfen und bedrohen lassen, sogar von den grössten Trotteln unter den Politikern, die noch nie Verantwortung übernommen haben für ihr Geschwafel und einfach mit 130 Dezibel alles besser wissen. Es wundert mich, dass Berset nicht irgendwann gesagt hat: «Wisst ihr was, ihr könnt mir alle am …!»

Stehen Sie in Kontakt mit skeptischen Kollegen wie Marco Rima oder Andreas Thiel? Rima tritt ja schliesslich auch bei Ihnen an den Vorstellungen 2027 auf.
Nein, wenn man alt genug ist, muss man selber wissen, was man tut und sagt. Ich akzeptiere das. Was 2027 betrifft: Marco hat mir vor etwa zehn Jahren zugesagt, ich hoffe, dass er trotz allem immer noch dabei ist. Bis in sechs Jahren fliesst ja noch viel Wasser die Aare hinunter und ich glaube nicht, dass er das nicht trennen kann, so wie ich ihn zu kennen glaube. Warten wir ab.

Apropos: Sind das dann wirklich Ihre letzten Auftritte?
Ja, denn ich fand es immer komisch, wenn Leute sagten, sie hören auf und dann noch endlos auf Abschiedstour gingen, oder sogar noch ein Programm nachschoben. Ich wollte immer an einem bestimmten Tag aufhören und dann ist «finito». Am anderen Tag werde ich noch das Hallenstadion aufräumen, ich muss es ja besenrein übergeben …

Ist da bereits der eine oder andere Gag niedergeschrieben?
Nein, ich habe immer gesagt, ich beschäftige mich erst zwei Jahre vorher damit. Zuerst möchte ich mit «Gäxplosion» noch 70, 80 Vorstellungen machen, 2024 vielleicht noch ein neues Programm bringen und dann 2027 auf der Bühne einen fetten sechstelligen Betrag an verschiedene wohltätige Organisationen spenden (Der Gesamtgewinn wird gespendet) und dann ist «Fertig lustig». Das wäre doch ein super Abgang, oder?

Welchen Gag von sich mögen Sie eigentlich am liebsten?
Das ist schwierig, es sind ja inzwischen ein paar tausend. Vielleicht mein Weihnachtslied «Oh, stille mich, du Fröhliche». Aber am liebsten habe ich alle meine Gäx, die auf meine Kosten gehen, zum Beispiel: «Ich habe jedes Jahr mehr Publikum, denn inzwischen kommen sie schon mit ihrem Pflegepersonal.»

Was tun Sie als Erstes, wenn Sie nach einer Vorstellung hinter der Bühne sind?
Zuerst bin ich ja immer im Foyer und gebe Autogramme, verkaufe CDs und mache Selfies. Das dauert immer ziemlich lange, deshalb räume ich, wenn ich hinter die Bühne komme, zuerst meine Sachen zusammen und fahre nach Hause. Die Anlage hat dann schon der fleissige Werni abgeräumt (Er ersetzt 20 Roadies).

Wohin geht Ihre nächste Ferienreise?
Seit fast dreissig Jahren reise ich nicht mehr, bin auch in den Ferien am liebsten zuhause. In den letzten zehn Jahren hat sich das noch verstärkt, denn die zum Teil blödsinnige Herumreiserei, nur weil die Flüge dreckbillig sind, finde ich unmöglich. Vor allem, wenn man in einem der schönsten Länder wohnt.

Peach Weber tritt am Montag, 8. November um 20 Uhr im Theater National in Bern auf. Tickets gibt es hier.

 

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