Am Samstag schaut Sven Epiney wieder einmal in fremde Stuben. Privat haben er und sein Verlobter Michael Graber gerade ein altes Bauernhaus umgebaut. Punkto Einrichtung sind sie sich fast immer einig.
Welche Einrichtungselemente Ihres Hauses könnten Besucher auf die Idee bringen, dass Sven Epiney darin wohnt?
Boah, das ist schwierig! Weil ich Musik mache, gibt es einen Flügel. Das könnte ein Indiz sein. Vielleicht die offene Küche, in der wir uns mit Gästen am liebsten aufhalten. Das hat bei mir mit «al dente» zu tun und Michael war ursprünglich Koch.
Weshalb haben Sie sich in ein Haus mit Baujahr 1924 verliebt?
Es ist alt, hat aber viel Charme. Wir mussten alles renovieren. Vor ein paar Wochen war das Badezimmer an der Reihe. Wir haben die Wände verputzt, gestrichen und installiert. Nur die Möbel haben wir nicht selber gebaut. Es macht uns Freude, aus dem Alten etwas Neues machen. So kann man die eigene Handschrift reinbringen.
Die Klavierspielerhände sind also auch Handwerkerhände?
Bevor ich Jus studierte, habe ich im Lehrerseminar acht Stunden pro Woche Werkunterricht gehabt, die Hälfte davon freiwillig. Ich habe ganze Bettgestelle und Schränke gebaut und gewisse Techniken erlernt. Wir haben uns deshalb zuhause eine kleine Werkbank eingerichtet. Ich finde das einen super Ausgleich.
In welchen Bereichen des Hauses geben Sie den Ton an, wo Michael?
Jeder hat ein eigenes Büro und dieses nach seinem Gusto eingerichtet. In den gemeinsamen Räumen haben wir das Glück, dass wir beide auf der gleichen Wellenlänge sind.
Auch bei den Accessoires?
Da gibt es manchmal Diskussionsbedarf. (lacht) Michael mag Antiquitäten wie Kaffeetässli von der Grossmutter. Er hat sich auch eine alte Singer-Nähmaschine mit Fusspedal und Holzabdeckung gekauft. Das ist ja alles schön, braucht aber Platz. Dann muss man sich von etwas anderem trennen.
Wovon haben Sie sich getrennt, als Sie von zuhause ausgezogen sind, und was musste unbedingt mit?
Das Tolle war, ich konnte praktisch mein ganzes «Kinderzimmer» in Bern zurücklassen, und habe ausser meinem Computer und den Kleidern nichts mitgenommen. Dann habe ich meine erste Zweizimmerwohnung in Zürich mit dem Nötigsten neu eingerichtet und im Verlauf der Zeit diese zu meinem ersten eigenen zu Hause gestaltet.
Welchen Luxus leisten Sie sich beim Wohnen?
Eine tolle Küche mit tollen Geräten! Wobei wir nicht mal eine Dunstabzugshaube haben. Sie wäre nicht schön gewesen, und wie gut würde sie überhaupt funktionieren? Da öffnen wir lieber das Fenster. Wir haben uns viele Küchengadgets angeschafft, die wir auch täglich benutzen. So haben wir einen Steamer und einen Quooker, weil wir viel Tee trinken.
Wichtig ist beim Wohnen nicht nur das Wie, sondern auch das Wo. Was bedeuten Ihnen die drei Stationen Ihres bisherigen Lebens?
Das Wallis ist meine Heimat. Die Eltern sind Oberwalliser. Ich rede mit ihnen Wallisertitsch und habe dort viele Verwandte und Bekannte. Ich habe schöne Kindheitserinnerungen: die Berge, das erste Skifahren. Die Schulzeit und das Studium in Bern haben mich geprägt und die Stadt zu meiner zweiten Heimat gemacht. Aus diesen dreizehn Jahren habe ich noch immer viele Freunde in Bern. Es lebt auch immer noch ein Teil meiner Familie dort.
Weshalb wohnen Sie dann in Zürich?
Weil ich zu Tageszeiten arbeite, die das Pendeln erschweren. Ich mache seit 25 Jahren Radio und Fernsehen. Der Frühdienst beim Radio beginnt um drei Uhr nachts. Da fahren keine öffentlichen Verkehrsmittel und im Winter, wenn es schneit, ist es auch auf Autobahnen unberechenbar. Und wenn ich eine grosse TV-Liveshow mache, gibt es keine Zugverbindungen mehr nach Bern, wenn ich erst kurz vor Mitternacht loskomme. Der kurze Arbeitsweg bringt enorm viel an Lebensqualität.
Woran werden Sie sich an Zürich nie gewöhnen können?
Zürich hat wirklich viel zu bieten und ich fühle mich sehr wohl hier. Einzig das Tempo und die Hektik, die diese pulsierende Metropole auch mit sich bringt, verleitet mich immer wieder dazu, einen Gang höher zu Schalten. Dann muss ich mich an der eigenen Nase nehmen und die Berner Gemütlichkeit reaktivieren.
Weshalb reden Sie nur so selten Wallisertischt?
Als ich mit 13 bei Radio Förderband mit der Kindersendung «Lollipop» begann, war es klar und für mich kein Problem, dass ich Bärndütsch rede, wie später im Tagesprogramm. Ich switche nur ins Wallisertitsch, wenn ich einen Walliser Gesprächspartner habe. Mit dem könnte ich gar nicht Bärndütsch reden! (lacht)
Was schätzen Sie an Ihrem modernen VW Bulli?
Diese Camping-Büssli haben Michael und ich schon immer cool gefunden. Sie sind ein Symbol von Freiheit und Abenteuer. Du bist mobil und kannst darin schlafen. Er hat eine Küche drin, ein Bett, man kann sich sogar eine Dusche einrichten – alles auf kleinstem Raum. Wir sind schon quer durch die Schweiz gefahren, ohne zu planen, einfach mal drauf los, und haben tolle Sachen erlebt.
Welche Traumreise wollen Sie unternehmen, wenn es keine Corona-Restriktionen mehr gibt, und was dabei unbedingt sehen?
Die Traumroute wäre ein Skandinavien-Roundtrip. Von Kopenhagen nach Oslo, dann nach Stockholm, mit der Fähre nach Helsinki und über St. Petersburg und das Baltikum wieder Richtung Heimat. Aber wahrscheinlich wird es dann aus zeitlichen Gründen eine Teilroute davon sein.
Was hat sich durch Ihren legendären Heiratsantrag bei «Darf ich bitten?» vor zwei Jahren in Ihrer Partnerschaft verändert?
Wir haben schon vorher gewusst, dass wir zusammengehören und das Leben miteinander verbringen wollen. Der Heiratsantrag war «nur» ein Zeichen. Seither wollen wir unsere Hochzeit planen. Wegen Covid besteht jedoch die Unsicherheit: Kann man irgendwann wieder feiern, mit 20, 50 oder 100 Leuten? Wird es den Caterer oder das Restaurant bis dahin noch geben? Ausserdem könnten wir uns im Moment erst registrieren lassen. Ich hoffe aber, dass wir in der Schweiz auch endlich bald heiraten können!
Sie haben gesagt, dass Sie den Heiratsantrag spontan gemacht haben. Weshalb war dies der richtige Moment?
Im Final durfte ja jeder selbst entscheiden, was und mit wem er tanzen wollte. Da ich meine Lebensgeschichte choreografieren wollte, habe ich als Einziger beschlossen, mit meinem Lebenspartner zu tanzen. Alle anderen setzten auf den Coach, mit dem sie durch die ganze Staffel getanzt hatten. Ich wollte Michael ursprünglich nur einen Blumenstrauss überreichen, um mich zu bedanken, dass er mit mir dieses Wagnis eingegangen ist.
Nur das war geplant?
Ja, der Rest ist aus der Situation entstanden. Ich hatte mir keine Taktik überlegt oder mir irgendwelche Worte zurechtgelegt. Mit «Willst du mich heiraten?» habe ich alles gesagt.
Wie war die Resonanz?
Wir haben eine Welle von unfassbar schönen Reaktionen erlebt. Viele waren berührt, weil es authentisch war.
In der Familienplanung sind Sie schon weit fortgeschritten. Was bedeuten Ihnen die zwei Hunde und vier Wachteln?
Die Hunde kommen überallhin mit und sind ein wichtiger Teil unseres Lebens. Obwohl die beiden Prager Rattler kurze Beine haben, kann man mit Leny problemlos 15 Kilometer joggen gehen, während Neo schnell mal findet: «Draussen hats Schnee? Ui, nein, dann bleibe ich lieber zuhause!» (lacht)
Und die Wachteln stossen saisonal dazu?
Ja, genau. Sie sind im Sommer da. Und jetzt wartet ein neuer Stall auf sie.
Weshalb eigentlich Wachteln und keine Hühner?
Das hat verschiedene Gründe. Michael hat besonders Freude an ihnen. Er hat sich für sie entschieden. Sie sind nur ein Drittel so gross wie ein Huhn. Ausserdem schmecken Wachteleier nicht nur gut, sondern sollen auch sehr gesund sein.
Stärken Sie sich mit einem Wachtelei, bevor Sie die SRF-1-Morgensendung moderieren?
Nein, das ist defnitiv zu früh. Mitten in der Nacht kann ich gar nichts essen. Im Verlauf der Sendung trinke ich einen Tee oder Kaffee und frühstücke erst nach der Sendung.
Wünschten Sie manchmal, Sie wären ein Popstar geblieben und könnten bis zum Mittag schlafen?
(Lacht) Nein, ich mache den Frühdienst sehr gerne. Morgens ist im Radio Primetime. Es läuft viel und ich mag die Mischung aus Information und Unterhaltung.
Vor einem Vierteljahrhundert haben Sie zusammen mit Radio-24-Kollege Reto Peritz das Duo Pure Pleasure gegründet. Wie sind Ihnen die Auftritte im Vorprogramm von Backstreet Boys, Boyzone, DJ Bobo und Kelly Family in Erinnerung?
Es war eine unglaubliche Zeit. Im ausverkauften Hallenstadion Anheizer für die Backstreet Boys zu sein, beim Open-Air der Kelly Family sogar vor 30 000 Fans aufzutreten, war ein Riesenerlebnis. Speziell, weil die Vorband im Teenagersegment noch mit offenen Armen empfangen wird. Wir hätten jedoch nie gedacht, dass wir es überhaupt so weit bringen würden. Wir hatten Pure Pleasure mit einem Augenzwinkern gegründet und wollten einfach schauen, was passiert. Neben den Konzerten war der Videoclipdreh in New York ein Highlight, das ich nie vergessen werde.
Wie steht es bei Ihnen mit Lampenfieber?
Bei meiner ersten Kindersendung war ich noch wahnsinnig nervös. Meine Stimme hat gezittert. Aber dann bin ich in die Medienwelt hineingewachsen. Ich moderiere mit Leidenschaft und Herzblut. Noch heute bin ich bei den Sendungen kribbelig und nervös. Wenn man meinen Puls messen würde, wäre der wahrscheinlich immer über 100, obwohl man mit der Erfahrung die Sicherheit gewinnt, dass man sich zu helfen wüsste, wenn mal etwas schief geht.
Wie hoch war der Adrenalinspiegel, als Sie gefragt wurden, ob Sie bei «1 gegen 100» einspringen können?
Wir waren gerade am Drehen von «Wer wohnt wo?», als ich den Anruf bekam, dass Angélique Beldner ihre Stimme verloren hatte und Ersatz gesucht wird, weil schon alles für die Aufzeichnung der neuen Staffel vorbereitet ist. So bin ich ins kalte Wasser gesprungen und habe sie vertreten. Dabei deklarierte ich gegenüber allen Beteiligten offen, dass ich wegen der besonderen Umstände völlig unvorbereitet bin und improvisieren muss.
Während zehn Jahren waren Sie im SRF-Fernsehen omnipräsent. War das rückblickend nicht zu viel des Guten?
Ich habe diese Sendungen alle gerne gemacht und längst nicht alle, die man mir in jener Zeit angeboten hatte. Da die Formate in der Unterhaltung viel öfter wechseln als in der Information, ist es normal, dass man mal mehr, mal weniger zu tun hat.
Wir alle sind durch die Pandemie eingeschränkt. Nehmen Sie auch positive Auswirkungen wahr?
Ich finde die Solidarität toll. Im Lockdown stand man zusammen und hat nach dem anderen geschaut. Wir sind zum Beispiel für unsere Nachbarn, die über neunzig sind, einkaufen gegangen. Das hat uns zusammengebracht. Wir kannten sie vorher schon, aber nicht so gut.
Gab es noch andere positive Aspekte?
Die Entschleunigung. Wir waren öfters zuhause, haben mehr gelesen, Rezepte ausprobiert und wieder einmal Musik gemacht. Und: Wir haben den ganzen Keller entrümpelt! (lacht)
Was erhoffen Sie sich von 2021?
Ich hoffe, dass wir uns zurück in Richtung Normalität bewegen werden, am grossen Tisch wieder Freunde versammeln oder kulturell etwas unternehmen können.
Reinhold Hönle