80 Jahre Leben und immer noch jung und voller Lebensfreude: Timmermahn, die vielseitige Kunstfigur ist bekannt wie ein roter Hund, den er genauso gut selbst hätte malen können. Schluss ist jedoch noch lange nicht.
80 Jahre – Timmermahn, eine stolze Zahl! Wenn du zurückblickst, welche Erinnerungen sind am lebendigsten geblieben?
Die positiven blieben in mir hängen. Und die lustigen. Das Negative und das Traurige fanden weniger Platz.
Zu deinem 80. Geburtstag hast du ein Buch mit 80 berndeutschen Geschichten veröffentlicht; sind das auch Erinnerungen respektive wie viel davon ist eigentlich autobiografisch?
Es ist eine Auswahl der Geschichten aus meinen Bühnenprogrammen. Ich habe vor einem Jahr versucht, eine Autobiografie zu schreiben und bin nach 300 Seiten nicht über die frühe Jugendzeit hinausgekommen. Zudem merkte ich, dass viele Weggefährten betupft wären, wenn ich bei der Wahrheit bleiben würde. Es ist komplizierter, als ich annahm. Vielleicht versuche ichs im Alter nochmal.
Dein Geburtstag in der Mühle Hunziken war eine Riesenfete, wie hast du diesen 80. Geburtstag erlebt?
Zu meinen runden Geburtstagen mache ich jeweils die grosse Party für meine Clique. Dazu bitte ich auch einige Berühmtheiten auf die Bühne, die mich in den letzten zehn Jahren begleitet haben. Obschon jedes Mal weniger getrunken wird, schön wars auch diesmal wieder.
Deine vielen Talente sprechen für eine starke rechte Gehirnhälfte – die linke Hälfte steht eher für Logik und Regeln, was fällt dir dazu ein?
Durch ehemalige experimentelle Erforschungen bin ich heute imstande, mit den beiden Gehirnhälften zu jonglieren, um komplexe Aufgaben zu bewältigen.
Auch für Farbe brauchen wir die rechte Hirnhälfte. Du versprichst der Schweiz mehr Farbe – was dürfen wir uns darunter vorstellen?
Mein Management fand, meine Bilder sollten nicht nur in Ausstellungen und Galerien gezeigt werden, sondern im 80-Jahre-Jubiläumsjahr soll das grösste Wandbild der Schweiz entstehen.
Und wie sieht die Umsetzung aus? Man munkelt, du hättest etwas Höhenangst?
Als ehemaliger Theatermaler beherrsche ich die Umsetzung vom Kleinen ins Grosse. Ich wohne im 22. Stock und merke nichts von Höhenangst. Aber die Arbeit im Korb am Kran in fast fünfzig Metern Höhe überlasse ich gerne der jüngeren Generation. Wir konnten die besten und bekanntesten Urban-Art-Künstler Fabian «Bane» Florin und Linus «Rips1» von Moos als Kernteam für unser Projekt engagieren.
Das Bild ist im Original bekannt als «Die Heiler». Wie kam es zu dieser spezifischen Auswahl?
Wir durften dem Besitzer des Turms Jürg Kamber ein paar meiner Arbeiten vorlegen. Jürg hat sich für «Die Heiler» entschieden, weil er das Bild mit den Tieren und Pflanzen am schönsten fand. Zudem passe es überraschend gut zu seinen Produkten.
Mit diesem Projekt wird ein Teil Timmermahn als Weihnachtsgeschenk möglich. Wie viele Quadratmeter kann man noch ersteigern?
Es hat noch genug und ich danke allen Mithelfenden von Herzen und ich gratuliere ihnen zum guten Geschmack!
Mit dem Crowdfunding versprichst du deinen Gönnern auch ordentliche Gegenleistungen, zum Beispiel eine Wohnzimmerlesung. In wessen Wohnzimmer würdest du besonders gerne mal vorlesen?
Sie sind mir alle lieb und recht, die Grossen wie die Kleinen. Bedeutend ist: Wohnzimmerlesungen sollen Freude bereiten!
Wo würdest du gerne noch auftreten?
Auf einer riesigen leeren Bühne. Da käme ich, in der kleinsten Showbühne der Welt, im umgebauten, elektrischen Rollstuhl angefahren. Das am Gestänge angebrachte Vorhänglein würde sich öffnen und die obenherum angebrachten Scheinwerferlein würden mich beleuchten und ich würde mit der Show beginnen. Dann: Aus die Maus und viel Applaus und die kleine Bühne rollt wieder davon.
Wenn wir schon beim Träumen sind: Was ist dein grösster Traum mit deinen 80 Jahren?
Ich träume davon, dass es Frieden gibt, jetzt, überall, sofort! Dass es keine Waffen und keine Gewalt gibt. Dass es allen Menschen und allen Tieren und Lebewesen überall gleich gutgeht. Dass alle genug zu essen und zu trinken haben und friedlich zusammenleben. Dass alle die Dinge haben, die sie zum Leben brauchen. Dass alle Menschen Bildung bekommen. Dass Besitztum gerechter verteilt wird. Dass Tiere, Pflanzen und die Umwelt geschützt werden und keinen Schaden nehmen. Ich träume von einer harmonischen, friedvollen und gerechten Zukunft. Und dann wache ich auf.
Sina Wymann
Timmermahn, geboren 1942 als Peter Klein, ist Kunstmaler, Autor, Poet, Erzähler, Regisseur und zählt zu den schillerndsten Figuren der Schweizer Kunst-
und Kulturszene. Er wohnt seit sechs Jahren wieder in Bern, und zwar in Wittigkofen. Zu seinem 80. Geburtstag hat er ein Buch mit 80 berndeutschen Geschichten veröffentlicht. Zudem wird sein langjähriges Schaffen mit dem grössten Wandbild der Schweiz geehrt.