Slide Porträt Christoph Kaminski

«Das wäre mein ultimativer Groupie-Moment»

Seine Lieder kennt fast jedes Kind. Im Interview verrät Andrew Bond nun, wer sein grösster Held ist und wann er Gänsehaut bekommt.
(Am Telefon) Guete Morge, do isch de Andrew Bond.

Grüessech Herr Bond. Ich bin überrascht. Ich hätte erwartet, dass Sie sich anders melden.
My name is Bond, Andrew Bond (amüsiert). Ich denk gar nicht daran.

Haben Sie sich nie einen Spass daraus gemacht?
Ich muss gar nichts machen. Die Gegenseite macht diesen Joke schon. In Leeds, wo ich aufgewachsen bin, war Bond auch kein ungewöhnlicher Name.

Danke, dass Sie aus den Ferien anrufen. Wo sind Sie?
In einem Nationalpark in Nordengland. Wir können zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder meine erste Heimat besuchen. Die Formalitäten sind aufwendig, aber von den Massnahmen her ist es lockerer als zuhause.

Lange waren Sie auch noch als Lehrer tätig. Was gab den Ausschlag, sich aufs Liedermachen zu konzentrieren?
Ich habe schweren Herzens aufgehört, weil die Zahl der Auftritte ständig wuchs. Das hatte ich nicht angestrebt. Ich bin einfach reingerutscht. Ich wollte auch nicht Lehrer werden. Ich habe einfach gelehrt, weil man mich angefragt hatte und es mir dann super gefiel. Und das Gastspieltheater Zürich, das nun MärliMusicalTheater heisst, wurde mir angeboten. Als Jugendlicher war ich Zehnkämpfer – im Beruf bin ich es bis heute!

Wo standen Sie in Ihrem Leben, als Sie vor 24 Jahren Ihre ersten Kinderlieder schrieben?
Ich war völlig happy. Ich habe die Lohnarbeitszeit mit meiner Frau geteilt. Wir hatten kleine Kinder, haben schön gewohnt, mit einem grossen Garten. Ich leitete den Schulchor. Im Jahr, bevor unsere Älteste in den Kindergarten kam, haben wir unsere Pensen reduziert, um diese Freiheit noch intensiv geniessen zu können.

Ihr einziges Problem war, dass Ihnen ein paar gute Kinderlieder für die Adventszeit fehlten?
Genau. Lieder zum Grittibänzen backen (lacht)! So habe ich die ersten Lieder geschrieben und auf meinem Vierspur-Tonbandgerät aufgenommen. Sie sind später auf der CD «Zimetschtern han i gern» erschienen, die ich machte, weil Mund-zu-Mund-Propaganda sehr rasch eine hohe Nachfrage weckte, auch nach Konzerten.

Sie waren auch ein leidenschaftlicher Fussballer. Wollten Sie Popstar oder Fussballprofi werden?
Beides, doch ich hatte viele Verletzungen. Ich bin ein Draufgänger, aber nicht der Geschickteste (lacht)! Vor der Aufnahmeprüfung als Querflötist am Konservatorium hatte ich einen Töffunfall. Auch im Militär habe ich mich nicht geschont. Ich glaube, in meinem Gehirn ist der Kortex des Frontallappens immer noch nicht richtig ausgebildet. Ich liebe das Risiko!

Wer waren Ihre musikalischen Vorbilder?
Sänger und Songschreiber wie Paul Simon, Elton John, Bernie Taupin und Chris de Burgh. Mein grösster Held ist Sting. Seine Wortbilder. Das Groovige. Mit ihm Backstage einen Tee zu trinken, das wäre mein ultimativer Groupie-Moment (lacht)!

Wie wichtig waren für Sie die eigenen Kinder als Testpublikum?
Sie waren für mich kein Testpublikum, aber Inspiration und Motivation. Meine ersten Lieder habe ich für sie kreiert. Weil ich fand, dass es keinen Sinn macht, am Bett eines kranken Kindes «Heile, heile Segen, drei Tag Regen, drei Tag Schnee» zu singen. Die Texte sollten etwas mit ihrem Alltag zu tun haben.

Die Eltern sind ja manchmal genervt, wenn Kinder Ihre Lieder rauf und runter hören wollen. Wächst das Verständnis bei den Konzerten?
Ja, diesen Eindruck bekomme ich, wenn ich nach dem Konzert zum Signieren am CD-Tisch sitze und die Mutter sagt, sie finde dieses Lied lässig – und nicht, ihr Kind finde es lässig. Ich denke, das gemeinsame Erlebnis verbindet. Die schönsten Momente in meinen Konzerten sind, wenn die Kinder schon zu singen beginnen, wenn sie das Intro eines Lieds erkennen, und ich gar nichts mehr machen muss. Da bekomme ich Gänsehaut.

Worum geht es in Ihrem neuen Musical «Freddy Frächfäll»?
Hasenkind Freddy und seine drei Schwestern haben ihren Vater verloren, der als Hasenbraten geendet hat. Deshalb verbietet ihnen ihre Mutter, den Garten zu betreten, in dem er umgekommen ist. Aber das Verbotene hat seinen Reiz…Das Ganze ist ein Spiel mit der Doppeldeutigkeit des Worts «frech». Im Englischen gibt es «cheeky» und «naughty» – «keck» und «unbrav». Beides gehört zum Leben von aufwachsenden Kindern.

Wie verhält es sich aktuell mit der Zertifikatspflicht?
Kinder bis 12 Jahre brauchen keines – nur die andere Hälfte des Publikums.

Reinhold Hönle

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